Dortmund.. BVB-Profi Kringe steht nach langer Verletzungspause endlich wieder auf dem Platz. „Ein super schönes Gefühl“, sagt der Siegener nach den ersten Mannschaftstrainings.
Es Schmerzen zu nennen, wäre übertrieben. Aber dieses Gefühl in den Beinen, diese Mattheit, diese Schwere - einfach herrlich, ganz wunderbar. Ein Gefühl, das Florian Kringe (28) beinahe schon nicht mehr kannte.
Die ersten Bewegungen des neuen Tages fühlen sich an als hätte ihm jemand über Nacht ein paar schöne Betonschuhe an die Füße gegossen. Erstmals hat er am Vortag wieder mit einer Fußball-Mannschaft, der von Borussia Dortmund, trainiert. „Ein super schönes Gefühl“, sagt der Siegener beglückt, „das ist, was einem am meisten fehlt. Fußball ist ja nicht nur Beruf , das ist Leidenschaft.“ Eine Passion, die bis vor ein paar Tagen kaum gute Nachrichten parat hielt.
Rasante Abwärtsfahrt
Von ziemlich weit oben ging es in rasender Fahrt nach ziemlich weit unten. Als Dortmund im Grau der Liga herumdümpelte und die Jahreshauptversammlung im Januar 2008 zu einer unerfreulichen Angelegenheit zu werden drohte, konnten nur wenige Nachrichten die Fan-Gemeinde besänftigen. Eine Vertragsverlängerung (bis 2012) Florian Kringes, dem einzigen, dem man seinerzeit eine anständige Berufsauffassung und konstante Leistungen bescheinigen durfte, gehörte allerdings dazu.
Stehende Ovationen. Für Kringe. Für die BVB-Bosse.
BVB gegen Mainz
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Ein Jahr später verpflichtete der BVB in Kevin-Prince Boateng einen Spieler, der die Plätze im Dortmunder Mittelfeld noch rarer machte. Und im Sommer 2009 legte man Kringe, dem Herzens-Dortmunder, nahe, sich nach einem anderen Verein umzusehen. Er ging auf Leihbasis zu Hertha BSC Berlin, spielte 13 Minuten und brach sich den Mittelfuß. Er kämpfte sich wieder heran, spielte wieder und brach sich wieder den Mittelfuß. Es war der 10. April 2010, das Datum wird er nicht vergessen.
Zu früh wieder angefangen
Wieder eine Operation, null Belastung auf den Fuß, Krücken - das volle Programm. Die Reha machte er in Köln, jeden Tag mehrere Stunden. Er joggte im Wasser, saß auf irgendwelchen Geräten, absolvierte monotone Übungen. Er kannte es nicht, verletzt zu sein. Das Ganze kam ihm zunehmend albern vor, „stupide“ wie er sagt. Machtlos und ungeduldig zu sein, sind Dinge, die sich nicht gut vertragen. Er fing zu früh an, mehr zu wollen, hatte wieder Schmerzen, begann von vorn. Elf Monate lang.
Nun ist er zurück. Diese Zeit hat ihn verändert. Weiß Gott, es gibt schlimmere Schicksale als das eines am Fuß verletzten Bundesliga-Profis. Aber Florian Kringe lernt die Dinge neu zu schätzen, ist dankbar, wieder schmerzfrei trainieren zu dürfen. „Ich erlebe gerade alles viel bewusster. Manchmal, wenn alles läuft, dann neigt man dazu, zu vergessen, wie super das alles eigentlich ist.“ Das Dasein als Profi.
Wie und ob es überhaupt beim BVB für ihn weitergeht, wird die Zukunft zeigen. Einen Zeitplan hat er nicht, „ich will erstmal auf die Beine kommen“. Auf die müden, wunderbar schweren Beine.
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