Fürth. Der BVB hat in Fürth 3:1 gewonnen, spielte dabei allerdings lange lustlos. Immerhin sorgte Felix Passlack für einen emotionalen Höhepunkt.

Felix Passlack hatte es nicht weit, ein kurzer Sprint und dann hatte er die Stadionecke erreicht, in der die Fans von Borussia Dortmund standen. Der Rechtsverteidiger strahlte über das ganze Gesicht, er ballte die Fäuste und brüllte seine Freude heraus – und er wurde von den BVB-Anhängern lautstark gefeiert. Denn soeben hatte er das 3:1 für den BVB bei der SpVgg Greuther Fürth erzielt – es war die Entscheidung in einem Spiel, dass der BVB schließlich auch 3:1 (1:0) gewinnen sollte.

Nach einem derart deutlichen Triumph hatte es allerdings lange nicht ausgesehen: Bei strahlendem Sonnenschein und frühsommerlichen Temperaturen entwickelte sich in Fürth in der ersten Halbzeit ein Spiel, das viel von einem gemütlichen Testspiel-Aufgalopp in der Saisonvorbereitung hatte: Auf der einen Seite der Favorit, der die Sache recht gemächlich anging und darauf bedacht schien, möglichst unfallfrei aus der Angelegenheit herauszukommen. Und auf der anderen Seite der Außenseiter, der sich zwar wacker mühte, allerdings recht begrenzt in seinen Möglichkeiten war.

Erling Haaland umarmt Julian Brandt nach dessen erstem Tor beim BVB-Sieg.
Erling Haaland umarmt Julian Brandt nach dessen erstem Tor beim BVB-Sieg. © Unbekannt | firo

BVB agiert lange verhalten bei Greuther Fürth

Man sah es dieser Partie zu jeder Zeit an, dass die Gastgeber bereits als Absteiger feststanden und dass an Tabellenplatz zwei für die Dortmunder auch nur noch theoretische Zweifel bestanden – die nach dem Spiel dann auch beseitigt waren. Entsprechend spannungslos agierten die Akteure über weite Phasen. So etwas wie Torgefahr wollte da lange nicht aufkommen. Fürth probierte es mit einigen ungefährlichen Versuchen aus der Distanz, der BVB probierte es lange gar nicht, weil er mit seinem langsamen, behäbigen Spiel die dichtgestaffelte Fürther Defensive nicht in Verlegenheit bringen konnte.

Dann jubelten die Gastgeber, allerdings nur kurz: Branimir Hrgota hatte im BVB-Strafraum viel Platz, nahm den Ball an, schob ein – und wusste schon, dass er sich den Jubel wohl sparen könnte: In der Entstehung hatte Vorlagengeber Simon Asta im Abseits gestanden (24.). Es sollte bis zur 26. Minute dauern, bis der BVB einmal schnell und zielstrebig nach vorne kombinierte: Erling Haaland legte den Ball mit viel Übersicht nach links, wo Raphael Guerreiro ansatzlos abschloss und Fürths Torwart Andreas Linde offensichtlich überraschte. Der Schlussmann konnte nur zur Seite klatschen lassen, wo Julian Brandt heranrauschte und zur Dortmunder Führung abstaubte (26.).

Gefährliche BVB-Szenen? Mangelware

In der Folge spielte sich der BVB etwas öfter an und in den gegnerischen Strafraum – agierte dort aber derart umständlich, dass gefährliche Szenen Mangelware blieben. Die Partie plätscherte dahin, die Halbzeitpause kam und ging. Auf der einen Seite schoss Jamie Leweling über das Tor (58.), auf der anderen Haaland (59.), der Rest war Ballgeschiebe und erfolglose Dribblings.

Und wie das so ist im Fußball: Wenn man nur mit einem Tor Vorsprung führt, kann das schnell nach hinten losgehen. Manuel Akanji leistete sich einen Fehlpass im Spielaufbau, Fürth konterte und Hrgota spielte Jessic Ngankam frei, der den Ball über Hitz ins Tor löffelte (70.).

Julian Brandt erzielt sein zweites BVB-Tor

Jubel hier, Ärger dort – doch das sollte sich schnell wieder ändern: Der beim BVB eingewechselte Nico Schulz trieb den Ball über links nach vorne und gab nach innen, wo wieder Brandt heranrauschte, den Ball mitnahm und mit Wucht zum 2:1 ins Tor drosch (72.). In zwei Minuten der zweiten Halbzeit war mehr passiert als in über einer Stunde zuvor – und mit mehr Tempo ging es auch weiter, weil Fürth nun mehr Offensive wagte und den Dortmundern mehr Räume anbot: Marco Reus zerschnitt mit einem brillanten Pass die Fürther Abwehr, der eingewechselte Passlack schoss – und der Ball rutschte, von Nick Viergever noch leicht abgefälscht, unter Torhüter Linde duch ins Netz (77.).

Wenig später erhöhte Jude Bellingham sogar noch auf 4:1 – doch Video-Assistent Sascha Stegemann griff ein: Abseits, kein Tor. Aber es reichte auch so für den letztlich verdienten Sieg und die endgültige Gewissheit, dass der BVB die Saison auf Platz zwei beenden wird. Auf spielerischen Glanz allerdings müssen die Fans weiter warten.

Der BVB-Ticker zum Nachlesen

Greuther Fürth - BVB 1:3

Trainer Marco Rose erlebt eine komplizierte erste BVB-Saison.
Trainer Marco Rose erlebt eine komplizierte erste BVB-Saison. © Unbekannt | firo

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