Dortmund. Kobel trifft mit dem BVB auf seinen Ex-Klub Stuttgart. Der Schweizer hat sich zum Rückhalt entwickelt. Bürki sucht weiter einen Verein.
Vor ein paar Tagen hat Roman Bürki einen Anruf von Marco Rose erhalten. Der Trainer meldete sich, um seinem Torhüter zum 31. Geburtstag zu gratulieren, ihn zudem zu loben für seinen Umgang mit der schwierigen Situation beim BVB. „Ich muss sagen, wie Roman sich verhält, ist außergewöhnlich stark“, ergänzt Rose, als er am Freitag von dem besagten Telefonat mit Bürki berichtet. „Wenn wir ihn bräuchten, dann wäre er da.“
BVB zahlte für Gregor Kobel 15 Millionen Euro an den VfB Stuttgart
Nur nützen Roman Bürki die warmen Worte seines Trainers wenig, weil dieser ihn nun mal bei dem Fußball-Bundesligisten aussortiert hatte. Sie ihn in Dortmund in dieser Saison deswegen bislang nicht brauchten und es keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass sich an diesem Status etwas ändert. Viel mehr wird auch Bürki bemerkt haben, dass sich der erst im Sommer verpflichtete Gregor Kobel längst zu einem Rückhalt entwickelt hat.
Rund 15 Millionen Euro haben die Verantwortlichen an den VfB Stuttgart überwiesen, um den 23-jährigen Schweizer ins Ruhrgebiet zu locken. An diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky und live in unserem Ticker) treffen die Dortmunder erstmals seit dessen Wechsel auf Kobels ehemaligen Arbeitgeber, den Tabellenfünfzehnten der Bundesliga. Deswegen lohnt es sich, ein kleines Zwischenfazit dieses Transfers zu ziehen, der die Torhüter-Hierarchie beim Tabellenzweiten auf den Kopf gestellt hat.
Die Hüfte von BVB-Torhüter Gregor Kobel schmerzt
Fest steht dabei noch nicht, ob Kobel überhaupt helfen kann. Nach dem Leipzig-Spiel (1:2) schmerzte seine Hüfte. Er habe in dieser Woche ein integratives Training gemacht, berichtet Marco Rose. „Da werden wir noch genau hinsehen. Wenn Gregor nicht spielen kann, dann haben wir Marwin Hitz und hintendran Roman.“ So viel zur neuen Hierarchie, denn lange Zeit genoss Bürki den Vorzug vor Hitz (34). Erst in der vergangenen Spielzeit rutschte er auf die Bank, jetzt steht auch noch Kobel als dritter Schweizer Keeper im Kader. Dieser habe sich bis hierhin Respekt erarbeitet, sagt Rose, „und wir sind froh, dass wir ihn haben“.
Der Blick auf die Statistik kann da zunächst trügen. In elf Bundesligaspielen musste Kobel schon siebzehnmal den Ball aus dem eigenen Netz holen, viel zu häufig für die Ansprüche beim BVB. Was jedoch eher die defensiven Probleme der Borussia verdeutlicht. Der Torhüter verhinderte meist sogar Schlimmeres – etwa in Leipzig. Hinzu kommen seine Ausstrahlung, sein Spiel mit dem Ball – überall besteht Steigerungspotenzial, aber Kobel besitzt die Fähigkeit, sich zu einem Leistungsträger auf der Linie zu entwickeln.
Zuletzt erläuterte er in einem Interview mit Sky, dass die Ansprüche in Dortmund ganz andere seien als bei seiner Station in Stuttgart. „In Dortmund will man jedes Spiel gewinnen, muss fast schon jedes Spiel gewinnen.“ Dies bereite ihm allerdings „richtig Spaß. Es ist der Anspruch von Borussia Dortmund, Titel zu gewinnen.“
Was Roman Bürki mit dem BVB bereits geschafft hat, seit er 2015 vom SC Freiburg zur zweiten Macht im deutschen Fußball wechselte. 2017 und 2021 streichelte er den DFB-Pokal. In der vergangenen Spielzeit glänzte er sogar im Finale gegen Leipzig (4:1), obwohl ihn der damalige Trainer Edin Terzic zuvor für Marwin Hitz auf die Bank verbannt hatte. Hitz fehlte in Berlin verletzt. Und so hätte dieser Titel ein versöhnliches Ende sein können für Bürkis Zeit in Dortmund. Denn dass er sich einen neuen Verein suchen soll, legten ihm die Verantwortlichen frühzeitig nahe.
BVB-Vertrag bis 2023, das Gehalt ist hoch
Allerdings verdient Bürki fünf Millionen Euro im Jahr, sein Vertrag gilt bis zum Jahr 2023. In der Corona-Krise hat sich bislang kein Klub gefunden, der dem Schweizer ein ähnliches Gehalt bezahlen möchte. Ein konkretes Angebot ist beim BVB nie eingegangen „Ich wünsche ihm, dass er wieder die Rolle bekommt, für die er geschaffen ist“, meint Marco Rose. „Dass er sportlich einen Weg findet, wieder im Tor zu stehen.“ In Dortmund wird Bürki diesen Weg nicht mehr finden.