Marseille. Neven Subotic ist keiner, der sich durch den Hinterausgang verdrückt. Der Innenverteidiger des BVB hat sich auch nach seinem Fehler, der beim 0:3 in Marseille zum 0:1 führte, gestellt. Und er hat Klartext geredet

Herr Subotic, 0:3 in Marseille – das ist ziemlich deutlich. Welche Erklärung haben Sie für dieses Spiel?

Neven Subotic: Mein Gefühl für das Spiel ist nach dem Spiel schlechter als es wirklich war. Es lief vieles gegen uns. In der ersten Hälfte haben wir kaum einmal unser Spiel auf den Platz gebracht. Wir waren ungeduldig. Und ich hab wieder gepatzt. In der zweiten Hälfte haben wir bessere Pässe gespielt und Chancen gehabt. Aber wir hätten noch drei Stunden spielen können und kein Tor gemacht.

Das Spiel hätte in genau ei­ner Sequenz kippen können, als Mario Götze in den Minuten 50 und 51 gute Chancen hatte – ist es aber nicht.

Subotic: Hätte, hätte, Fahrradkette... Klar, beim Stand von 0:1 waren wir die ganze Zeit am Drücker. Aber die haben sich in jeden Ball geschmissen und der Torwart hat super gehalten.

Ist die Chancenverwertung und damit die Effizienz momentan der große Unterschied zwischen dem BVB und seinen Gegnern?

Subotic: Absolut! Unsere Gegner nutzen jeden Halbfehler eiskalt aus. Uns gelingt das nicht. Ich weiß nicht, warum das so ist. Ich weiß aber, dass wir weiter für unser Glück arbeiten müssen. Denn dieses Manko wird uns kein anderer abnehmen. Ich glaube aber daran, dass sich das Glück zu unseren Gunsten wenden wird.

Vor dem 0:1 rutschen Sie wieder aus. Sie sagen selber, das sei Ihr vierter persönlicher Fehler in den vergangenen drei Wochen. Diese Häufung ist völlig untypisch. Wie ist sie zu erklären?

Subotic: Das ist schwierig! Ich fühle mich fit. Es ist kein Zeichen meiner Form. Aber klar: Wenn man im Spiel ein paar Zweikämpfe gewinnt, aber den entscheidenden verliert, dann bleibt halt dieser eine haften.

Nachvollziehbar, oder?

Subotic: Natürlich. Das erste Tor war absolut meine Schuld. Aber jeder Fall ist anders. In Marseille war es so: Ich spekuliere auf einen Doppelpass; in der letzten Sekunde sehe ich dann, dass der den Doppelpass doch nicht spielen will; mein Kopf zieht zwar mit, ich will schon mit meinem Gegenspieler mitlaufen, aber meine Beine sind noch in der anderen Richtung. In diesem Moment war mein Kopf einfach an einem anderen Ort als meine Füße.

Was wollen, was müssen sie jetzt tun, um diese Fehler abzustellen und den Kopf wieder frei zu kriegen?

Subotic: Es ist vorbei. Ich kann und werde das nicht mehr ändern. Ich habe ja keine Zeitmaschine. Es ist wie es ist. Und daraus muss ich lernen. In der Länderspielpause muss ich eine Wende für mich schaffen, für mich ganz persönlich. Ich muss an meiner Koordination arbeiten, um diese Fehler abzustellen. Das sind Fehler, die eigentlich einmal im Jahr passieren. Ich hatte in den letzten drei bis vier Spielen genug für zwei Jahre.

Und vor dem 0:2 hat auch noch Mats Hummels gepatzt.

Subotic: Uns fehlt die Sicherheit. Wenn man immer wieder zurück liegt, dann denkt man mehr nach, man ist bemühter, will das nächste Ding besonders gut machen. Das funktioniert aber nicht. Dann wird man wild und macht Fehler. So einfach ist das. Eigentlich.

Hat der BVB in Marseille Lehrgeld gezahlt?

Subotic: Ja, wir haben Lehrgeld bezahlt. Denn wir hatten mehr Ballbesitz, mehr Ecken, mehr Torschüsse – aber die anderen haben mehr Tore. Sie haben jede Chance eiskalt genutzt.

Ist das auch der große Unterschied zur Bundesliga?

Subotic: Das kann ich nicht beurteilen. Nach zwei Spielen kann man noch kein Fazit ziehen. Ich kann nur für das Spiel in Marseille sprechen. Das war das so. Klar ist: Wir machen zu viele Fehler, heftige Fehler. Vielleicht liegt es daran, dass wir uns nicht die nötige Sicherheit in Form von Toren, in Form einer Führung holen.