Dortmund/Manchester.. Mannschaft und Anhänger von Borussia Dortmund haben bei Manchester City eine phantastische Vorstellung abgeliefert. Doch während sich die Fans als Sieger fühlen dürfen, wurde das Team vom eigentlich vorzüglichen Schiedsrichter Pavel Kralovec um den verdienten Lohn gebracht und nahm lediglich einen Zähler aus der Industriestadt im englischen Norden mit. Schade!

Fangen wir mit den unbestrittenen Gewinnern dieses denkwürdigen Champions-League-Spiels an: Was die offiziell 2.500 Fans von Borussia Dortmund an Leidenschaft, Lärm, Atmosphäre und großartiger Stimmung im Irgendwas-aus-dem-Morgenland-Stadion von Manchester City beitrugen, war schlichtweg einmalig! Sich in einem Stadion auf der Insel derart bemerkbar zu machen, ist nicht selbstverständlich. Hierbei gebührt auch den Gastgebern ein Lob, die sich anders als die Offiziellen von Arsenal London im vergangenen Jahr im Hintergrund hielten.

Sie ließen zu, dass die Borussen stehend und in ihrem geliebten Schwarz-Gelb ein Feuerwerk an sensationeller Unterstützung abbrannten. Zur Erinnerung: In London war das Tragen der Vereinsfarben untersagt, sogenannte Stewards maßregelten die Gästefans während des Spiels. Das war in Manchester anders, der für Dortmunder Verhältnisse 'normalen' Anfeuerung der Mannschaft stand nichts im Wege.

Schleppender Beginn

Und die war auch bitter nötig, denn der Ballspielverein kam schleppend ins Spiel, während die Millionen-Truppe des englischen Meisters einige gute Möglichkeiten hatte - und wiederholt am eminent starken Roman Weidenfeller scheiterte. Borussia brauchte etwas Zeit, um ins Spiel zu finden, bekam dieses aber zunehmend besser in den Griff. Erspielte sich eine Reihe von Chancen, einige kleinerer Natur, aber auch einige Riesendinger, wie man sie in einem Champions-League-Spiel in dieser Güte nicht alle Tage zu sehen bekommt.

Leider wurden sie nicht genutzt, was unter anderem daran lag, dass City-Schnapper Joe Hart einen absoluten Sahnetag erwischt hatte. Besonders das Privatduell mit Mario Götze entschied er verlustpunktfrei für sich. Schon ein Treppenwitz der Fußball-Geschichte, dass ausgerechnet ein englischer Torwart (er war der einzige Engländer in der Startelf seines Teams) die teure Weltauswahl im Spiel hielt.

Glänzend aufgelegter Weidenfeller

Die Gastgeber hätten durchaus in Führung gehen können, das sei der Fairness halber gesagt. Besonders wenn Welt- und Europameister Daniel Silva, der mit Barca die Champions League schon einmal gewonnen hat, am Ball war, brannte es Sekunden später vor dem Dortmunder Tor lichterloh. Dass der Ball dort nicht einschlug, war einem wie gegen Ajax Amsterdam glänzend aufgelegten Roman Weidenfeller zu verdanken, der sich wie sein Widerpart im City-Tor eine 'Eins plus mit Sternchen' verdiente. Er hatte maßgeblichen Anteil daran, dass es torlos in die Pause ging. Ein 2:2 oder auch eine knappe Führung der Gastgeber hätte den Spielverlauf nicht auf den Kopf gestellt.

Doch der BVB hatte sich in bemerkenswerter Art und Weise in dieses Spiel hineingearbeitet und aus den ersten 45 Minuten die richtigen Rückschlüsse gezogen: Hier geht was! Das signalisierten die Borussen, als sie bereits wartend auf dem Rasen standen, als der englische Schiedsrichter sowie der spätere Hauptdarsteller der Begegnung den Rasen betraten.

Reus erzielt die Führung

Was Borussia Dortmund in der zweiten Halbzeit ablieferte, darf getrost als große Klasse bezeichnet werden. Zwar kamen auch die Hellblauen weiter zu Gelegenheiten, aber bei weiten nicht so oft und vor allem nicht so hochkarätig wie im ersten Abschnitt. Und dass sich derartige Granaten, wie Manchester City in seinen Reihen hat (Dzeko stürmt, auf der Bank sitzen Italiens Euro-Star Balotelli und der Argentinier Tevez), die ein oder andere Torchance erspielen, ist normal.

Doch der BVB zog diesem Gegner mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung nicht nur den Zahn, sondern ergriff zunehmend Besitz von diesem Spiel. Hätte Hart nicht einen außergewöhnlich guten Tag erwischt, wäre der Gast durch Götze oder Gündogan schon früher in Führung gegangen. So war es Marco Reus vorbehalten, nach einer feinen Einzelleistung das hochverdiente 1:0 zu markieren.

Und danach verfiel die Borussia nicht ihrer „Jugendsünde“, dem Gegner zu zeigen, was sie kann. Nein, sie nutzte die Verwirrung der Gastgeber zu weiteren Gelegenheiten, so dass jedem klar wurde, wer an diesem Abend die bessere Mannschaft war. Leider blieben gute Möglichkeiten ungenutzt, eine der besten vergab Roman Lewandowski ganz allein vor Joe Hart.

Ihm sei deswegen kein Vorwurf gemacht, ebenso wenig wie Götze, der mehrfach hätte treffen können. Oder Gündogan, der zwei Mal scheiterte. Nein, die Borussia lieferte eine überzeugende Vorstellung ab, bei der kein Spieler abfiel. Neben Weidenfeller ragte zum Beispiel Bender heraus, der sein erstes komplettes Spiel nach längerer Zeit absolvierte – ein sensationell gutes!

BVB kann doch Europa

Borussia Dortmund war in der zweiten Hälfte das klar bessere Team, führte hochverdient und wurde dennoch um den verdienten Lohn einer tollen Leistung gebracht. Weil sich Schiedsrichter Kralovec ausgerechnet in diesem doofen Augenblick kurz vor Schluss als Regel-Taliban gerierte.

Als Neven Subotic den Ball unvermeidbar mit dem Ellenbogen berührte, gab er Elfer. Klar kannst Du den pfeifen. Aber Du musst nicht, es war keine unnatürliche Bewegung des Arms unseres Manndeckers zum Ball. Und verhindert hat er auch nichts, denn selbst wenn der Ball durchgekommen wäre, hätte dort keiner der Scheich-Bediensteten gestanden, um einzulochen. Warum der Tscheche trotzdem pfiff, weiß er allein. Er brachte sich damit um die Note 1 für eine tadellose Schiedsrichter-Leistung. Und er raubte dem BVB zwei verdiente Zähler.

Dennoch war es ein gewinnbringender Abend für Borussia Dortmund. Weil die Fans uns toll vertreten haben. Und weil der Auftritt der Mannschaft bei Experten und Beobachtern sicher nicht unbemerkt geblieben ist. Unsere Kritiker werden jetzt eingestehen: Wir können auch Champions League!

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