Kamen.. Jonas Hofmann ist der Shootingstar von Borussia Dortmund. Der Youngster bereitet sich gerade mit der U21-Nationalmannschaft auf die EM-Qualifikationsspiele vor. Im Interview spricht der Offensivmann über Jürgen Klopp, die TSG Hoffenheim und dessen Mäzen Dietmar Hopp.

Ein schwarzgelber Bulli von Borussia Dortmund biegt in Kamen-Kaiserau in die Seitengasse vor der Sportschule und verschwindet in den unzähligen Abzweigungen des Wohngebiets. Vielleicht wollte ein Offizieller des Fußball-Bundesligisten kontrollieren, ob sich die Delegation der deutschen U21-Nationalmannschaft auch vernünftig um BVB-Youngster Jonas Hofmann kümmert.  Der DFB-Nachwuchs bereitet sich in der altehrwürdigen Sporthochschule Kaiserau auf die anstehenden EM-Qualifikationsspiele der U21 vor. Jonas Hofmann kommt gut gelaunt zum Interview.

Herr Hofmann, wären Sie momentan lieber Abwehrspieler?

Jonas Hofmann: Warum das denn?

Weil die Chancen größer wäre, aktuell bei Borussia Dortmund mal von Beginn an auf dem Platz zu stehen.

Hofmann: Ach, Sie sprechen über die Verletzungsprobleme im Verein. Im Grunde ist es mir egal, auf welcher Position ich zum Einsatz komme. Für jeden Fußballer ist es doch das Größte, auf dem Platz zu stehen. Offensiv sollte sie nach meinem Geschmack aber schon sein.

Einer Ihrer U21-Nationalmannschaftskollegen ist Erik Durm. Der ehemalige Stürmer ist jetzt guter Außenverteidiger.

Hofmann: Bei ihm hat das auf jeden Fall gut gepasst. Seine Fähigkeiten waren aber auch in der Abwehr schon immer stark, deshalb war es ein logischer Schritt. Bei mir passt das aber hinten und vorne nicht – sonst würde ich auch wohl in der Innenverteidigung spielen (lacht).

Als Shootingstar bei Borussia Dortmund kommen Sie trotzdem über die Joker-Rolle beim BVB nicht hinaus.

Hofmann: Wenn mir jemand im vergangenen Jahr gesagt hätte, dass ich im Dortmunder Profi-Kader stehe und regelmäßig zum Einsatz komme, hätte ich das sofort unterschrieben.

Warum?

Hofmann: Der Schritt von den Amateuren zu den Profis ist immer enorm schwierig - und wenn man es dann schafft, bei einem Champions-League-Teilnehmer Fuß zu fassen, ist das großartig. Ich bin bis auf zwei Spiele bislang immer eingewechselt worden und kann mit dieser Rolle sehr gut leben. Das ist ein Top-Wert und ich werde keine Ansprüche stellen.

Vielleicht auch, weil die Offensivabteilung des BVB so stark besetzt ist?

Hofmann: Wenn man so groß eingekauft hat wie der BVB, ist es logisch, dass die Konkurrenz groß ist. Aber wir haben so viele Pflichtspiele, das wir sicherlich noch etliche Male durchrotieren werden. Und dann kommt bestimmt auch in absehbarer Zeit auch mein Startelfdebüt.

Sie sind ein Backup für "Kuba" Blaszczykowski - sehen Sie den erfahrenen Profi als Mentor?

Hofmann: Ich habe in letzter Zeit auch häufiger auf der Zehn oder der Sechs gespielt. Aber es ist schon richtig, dass ich eine Alternative für Kuba bin. Das Verhältnis zu ihm ist sehr gut, aber ich suche nicht speziell bei ihm alleine Rat.

Sondern bei wem?

Hofmann: Der Austausch zwischen den erfahrenen und den jungen Spielern ist sehr gut beim BVB. Wenn wir in den Mannschaftsteilen zusammensitzen sprechen wir viel über gewisse Situationen und Dinge, die man verbessern kann.

Was kann man aktuell verbessern? Der BVB befindet sich nach zwei Niederlagen in Folge in einer schwierigen, vielleicht entscheidenden Situation.

Hofmann: Die Länderspielpause ist wichtig für die Mannschaft und kam genau zur richtigen Zeit. Jeder kann sich jetzt wieder sammeln und ein bisschen den Kopf freibekommen. Wir wissen, dass es bei den kommenden beiden Spielen zur Sache gehen wird.

In der Bundesliga heißt der Gegner Bayern München. In der Königsklasse gibt es gegen den SSC Neapel schon ein Entscheidungsspiel.

Hofmann: Wenn wir gegen die Bayern verlieren, sind die schon sieben Punkte vor uns. Das ist ein Brett und wir wollen das verhindern. Gegen Neapel wollen wir den Grundstein legen, dass wir noch weiter in der Champions League spielen dürfen. Uns tut die Länderspielpause gut, um gestärkt die nächsten Aufgaben angehen können.

Klingt nach einer Marschroute von Ihrem Trainer Jürgen Klopp. Wie haben Sie ihn zuletzt erlebt?

Hofmann: Er war wie immer und lässt sich durch die beiden Niederlagen nicht aus der Ruhe bringen. Dass wir in Arsenal und Wolfsburg verlieren, ist natürlich ärgerlich. Aber keine Schande. Wir können nicht jedes Spiel gewinnen. Aber jetzt müssen wir das stoppen und wieder erfolgreich spielen.

Es ist Ihr erstes Spiel gegen den deutschen Rekordmeister. Sind Sie aufgeregt?

Hofmann: Ein Spiel gegen Bayern München ist für jeden Spieler etwas Besonderes. Für mich als Jungprofi natürlich auch. Im Supercup vor der Saison bin ich gegen die Bayern nicht eingewechselt worden, also könnte es jetzt meine Premiere werden.

Hofmann will bei Borussia Dortmund "besser sein als alle anderen"

Der BVB hat mit Leo Bittencourt und Moritz Leitner zwei U-Nationalspieler abgegeben, weil sie es noch nicht gepackt haben beim BVB. Warum schaffen Sie es?

Hofmann: Es gehört einfach viel Glück dazu. In der Vorbereitung lief es mit meiner Torquote und den Vorlagen einfach super. Ich habe mich sehr wohl gefühlt, konnte mich sehr schnell weiterentwickeln und den nächsten Schritt machen.

Was muss man haben, damit man es als Youngster beim BVB schafft?

Hofmann: Wie gesagt: Glück. Vertrauen in seine Fähigkeiten, Ehrgeiz und Fleiß. Ich will besser sein als alle anderen und dann darf man eben nicht immer als erster in die Kabine gehen, sondern muss noch mal Extraschichten einlegen – im Kraftraum und auf dem Platz.

Mit dieser Einstellung wollten Sie eigentlich „in sieben Jahren Hoffenheim, als erstes ‚Eigengewächs‘ den Sprung in den Profibereich zu schaffen.“

Hofmann: Eigentlich war das der Plan, ja. Der Verein hat mir aber damals nicht die richtige Wertschätzung entgegengebracht. Es war mein erklärtes Ziel und eigentlich auch das von der TSG Hoffenheim: einen Spieler aus der Region in die Bundesliga, vielleicht sogar zur Nationalmannschaft zu bringen.

Jetzt tragen Sie das Trikot mit dem Adler für den BVB.

Hofmann: Ich bin auf jeden Fall glücklich, wie es gelaufen ist. Wer weiß, ob ich die Entwicklung auch bei der TSG gemacht hätte?

Hat Ihnen Dietmar Hopp zu dem Vertrag beim deutschen Vizemeister gratuliert?

Hofmann: Er hat erst von dem Wechsel erfahren, als ich den Vertrag in Dortmund schon unterschrieben hatte. Im Nachhinein hat er mir aber alles Gute gewünscht und es lief höflich und reibungslos ab.

Konnten Sie damals als Nachwuchskicker die Kritik an dem „Projekt“ Hoffenheim verstehen?

Hofmann: Mittlerweile hat sich viel getan im Klub. Die TSG hat ein paar Jungs aus dem Nachwuchs in den eigenen Reihen, die auch zum Einsatz kommen. Auch da hat der Verein aus der Vergangenheit gelernt. Als junger Spieler war ich damals begeistert, wie sich der Verein nach außen positionieren wollte. Die Umsetzung allerdings war etwas schwierig.

Wie haben Sie damals Hopp wahrgenommen?

Hofmann: Es ist schon bewundernswert, dass er nie nachgetreten hat, wenn man weiß, wie viel Kritik er einstecken musste. Mittlerweile tangiert ihn die Kritik bestimmt nicht mehr. Ich fand es schön, dass er damals sogar bei den Jugendspielen zugeguckt hat. Der Kontakt ist bis heute nicht abgebrochen.

Und ausgerechnet gegen die TSG Hoffenheim haben Sie Ihr Bundesligadebüt gefeiert.

Hofmann: Das war damals ein unglaublich emotionaler Moment für mich und schon eine kuriose Geschichte.

Ein anderes Ziel von Ihnen ist, „in fünf Jahren ein gestandener Bundesligaprofi zu sein“ und mit Ihrer Familie in Dortmund zu leben.

Hofmann: Der zweite Punkt wird mit Sicherheit ziemlich schwer werden (lacht). Ich würde es mir natürlich wünschen, dass die ganze Familie in meiner Nähe ist. Aber wir sind so verwurzelt in unserem Dorf, dass ich nicht glaube, dass wir dort alle Zelte abbrechen. Aber sie besuchen mich oft und das ist schön.

Am Freitag spielt die A-Nationalmannschaft gegen Italien. Und gegen Mario Balotelli. Sie können jubeln wie der Italiener.

Hofmann: Das war damals ein Versprechen, das ich für einen Freund eingelöst habe. Ich habe beim Testspiel in Meppen in der Saisonvorbereitung ein Tor erzielt und wie Mario Balotelli gejubelt (lacht). Das war nur ein Joke.

Und Ihr Trainer Jürgen Klopp war begeistert?

Hofmann: Er hat zum Glück nichts gesagt. Meine Mitspieler haben nur gelacht. Aber so etwas mache ich nicht mehr.