Frankfurt. Der DFB-Kontrollausschuss hat ein Ermittlungsverfahren gegen Jürgen Klopp eingeleitet. Doch auch einen Tag nach dem 3:3 bei Eintracht Frankfurt bestand der BVB-Trainer darauf, den Schiedsrichter nicht beleidigt zu haben.

Als Jürgen Klopp kopfschüttelnd die Statistik studiert hatte, ließ sich der Trainer von Borussia Dortmund zum zweiten Mal am späten Dienstagabend verbal gehen. „Wir haben die drittmeisten Gegentore in der Liga. Das ist echt eine Scheiß-Statistik“, murmelte der Coach nach dem packenden 3:3 (2:0) des deutschen Fußball-Meisters am 5. Bundesliga-Spieltag bei Aufsteiger Eintracht Frankfurt in seinen Dreitagebart. Dann schickte Klopp, der in der Nachspielzeit wegen Meckerns von der Seitenlinie verbannt worden war, noch einen Seufzer hinterher: „Wir haben einiges zu tun.“

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Mit der Arbeit begann der Trainer bereits am Mittwochvormittag. Der immer noch angefressen wirkende Klopp, der sich für seine Mecker-Mimik wieder einmal schämte („Das Gesicht sah nicht gut aus“), bat die Profis zu einer 45 Minuten dauernden Video-Analyse. Schließlich weiß auch der Coach, dessen Schützlinge am Dienstag zweimal die Führung aus der Hand gegeben hatten, nur zu gut, was die Stunde geschlagen hat.

Unterdessen hat der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wegen eines unsportlichen Verhaltens ein Ermittlungsverfahren gegen Klopp eingeleitet. Doch auch einen Tag nach dem Spiel bestand der BVB-Coach darauf, den Schiedsrichter nicht beleidigt zu haben.

Sieben Punkte Rückstand auf Bayern München

Angesichts von sieben Punkten Rückstand auf Rekordmeister Bayern München muss der BVB schleunigst aus den Puschen kommen, wenn er die Titelverteidigung nicht vorzeitig abschreiben möchte. Immerhin können die Borussen, die in der Abwehr zum zweiten Mal in Folge große Schwächen offenbarten, Hoffnung aus der vergangenen Saison schöpfen - damals lag Dortmund nach sechs Spieltagen bereits acht Punkte hinter den Bayern.

„Wir haben letztes Jahr nicht auf die Tabelle geschaut und machen das nun auch nicht. Und nach ganz oben geht unsere Blickrichtung derzeit ohnehin nicht“, sagte Sportchef Michael Zorc. Dennoch konnte und wollte der Sportdirektor seinen Ärger über die schwache Defensivleistung der Profis, die bereits am Samstag beim Hamburger SV (2:3) die Serie von 31 Partien in Folge ohne Niederlage beendet hatte, nicht verhehlen.

„Wir haben in den vergangenen zwei Auswärtsspielen fünf Tore erzielt und nur einen Punkt geholt. Da sieht man, wo das Problem liegt - nämlich hinten“, sagte der angefressene Zorc nach dem furiosen Spiel vor 51.500 Zuschauern in der ausverkauften Frankfurter Arena: „Und mit hinten meine ich hinten. Wenn man vorne den Ball verliert, muss man nicht zwangsläufig gleich einen reinkriegen. Wir müssen die alte Stabilität wieder bekommen.“

Um das zu schaffen, ist Klopp wohl in erster Linie als Psychologe gefragt. Vieles deutet darauf hin, dass sich das Problem zwischen den Ohren der Profis befindet. An der Fitness (der BVB lief acht Kilometer mehr als die Eintracht) und der taktischen Ausrichtung (siehe die beiden vergangenen Spielzeiten) kann es jedenfalls nicht liegen.

Schmelzer ließ tief blicken

Fragezeichen stehen dagegen hinter der momentanen Einstellung der Spieler. Eine Aussage von Nationalspieler Marcel Schmelzer, der bei allen Gegentoren durch Stefan Aigner (49.), Takashi Inui (51.) und Bamba Anderson (73.) schlecht aussah, ließ jedenfalls tief blicken: „3:3 beim Tabellenzweiten - warum sollte das ein rabenschwarzer Tag sein?“

Trotz solcher Äußerungen stellte sich Klopp vor seine Mannschaft, für die Lukasz Piszczek (24.), Marco Reus (28.) und Mario Götze (54.) trafen. „Die Jungs haben bis zum Schluss alles gegeben. Das macht eine überhebliche Mannschaft nicht“, äußerte Klopp: „Wir werden jetzt ganz sicher nicht über die Mannschaft herfallen. Das wäre doch viel zu leicht.“

Stattdessen setzt Klopp vor dem richtungweisenden Spiel am Samstag (18.30 Uhr/live im DerWesten-Ticker) gegen Borussia Mönchengladbach auf harte Trainingsarbeit. „Wir müssen nicht alles von grundauf neu lernen. Die Jungs haben nicht ihr Gedächtnis verloren. Was wir falsch machen, ist uns klar. Das kann man innerhalb von drei, vier Tagen abstellen“, sagte der Coach, der sich mit einem Versprechen verabschiedete: „Wir werden es schaffen, irgendwann weniger oder gar keine Tore mehr zu kassieren.“

Immerhin hat Klopp mit Blick auf den Samstag eine Sorge weniger. Reus, der in Frankfurt wegen einer Kapseldehnung im linken Sprunggelenk zur Pause raus musste, kann gegen seinen Ex-Klub auflaufen. (sid)