Hagen. . Die letzte Personalnachricht datiert vom 8. Juli, ist fast einen Monat alt. Den Fans, die mehr über den neuen Kader wissen wollen, nötigt Phoenix Hagen in diesem Sommer reichlich Geduld ab. Dass Coach Ingo Freyer am 18. August mit komplettem Team nach Kaiserau fahren kann, ist mittlerweile unwahrscheinlich

Die letzte Personalnachricht - die Vertragsverlängerung mit Keith Ramsey - datiert vom 8. Juli, ist fast einen Monat alt. Den Fans, die mehr über den neuen Kader wissen wollen, nötigt Basketball-Bundesligist Phoenix Hagen in diesem Sommer reichlich Geduld ab. Zwölf Tage vor dem Start ins Trainingslager sind drei der maximal sechs Importstellen noch unbesetzt. Dass Coach Ingo Freyer am 18. August mit komplettem Team nach Kaiserau fahren kann, ist mittlerweile unwahrscheinlich. Erst bei der Gesellschafter-Versammlung am nächsten Dienstag wird darüber entschieden, was man sich angesichts knappen Etats und von der Liga vorgeschriebenen Schulden-Abbaus leisten kann. „Es kann passieren, dass wir nicht mit sechs Ausländern in die Saison gehen“, räumte Geschäftsführer Oliver Herkelmann ein.

Es ist nicht so, dass nichts passieren würde bei Phoenix in diesen Tagen. Die deutschen Spieler trainieren täglich am Ischeland, aktuell unter Anleitung von Co-Trainer Steven Wriedt oder Jugend-Koordinator Matthias Grothe, auch Videos potenzieller Neuzugänge werden eifrig studiert. Zu den weiteren Personalplanungen indes könne er nichts sagen, so Wriedt, das könnten angesichts der fraglichen Finanzierung nur Herkelmann oder Aufsichtsrats-Chef Thomas Haensel. Und beide verwiesen auf noch ausstehende Sponsorengespräche und den notwendigen Abbau von Verbindlichkeiten aus den Hallenprojekten. „Wir wollen von der Bugwelle herunter, die wir vor uns herschieben“, sagte Haensel.

Konkret heißt das, dass Phoenix in der bevorstehenden Saison im Rahmen des vor Jahresfrist mit der BBL verbindlich vereinbarten dreijährigen Sanierungsplans einen sechsstelligen Überschuss für den Schuldenabbau erwirtschaften muss. „Zum 30. Juni 2015 müssen wir ein Plus von knapp 200 000 Euro haben“, machte Herkelmann deutlich. Dazu müsse man zusätzliche Einnahmen erzielen und möglichst auch größere Sponsoren hinzugewinnen. „Wie haben eben nicht wie andere Vereine Unternehmen, die uns 300 000 Euro und mehr geben“, sagte er, „die Sponsoren-Landschaft ist nicht so wie in anderen Städten.“ Gleichzeitig sei die Stimmung bei den heimischen Geldgebern aktuell nicht einfach.

So hängen die ausstehenden Spieler-Verpflichtungen auch vom Ergebnis noch laufender Sponsoren-Verhandlungen ab, keinesfalls wolle man die Auflagen des in den letzten Jahren restriktiveren Lizenzierungsverfahrens gefährden. Für die Gesellschafter-Versammlung am Dienstag soll der Geschäftsführer den aktuellen Stand zusammentragen, das Gremium soll den Phoenix-Kurs mittragen. „Vorher könnten wir allenfalls Verträge mit Ausstiegsklauseln und sehr überschaubarem Risiko abschließen“, sagte Herkelmann und fügte hinzu: „Ich kann verstehen, dass die Fans unruhig werden. Aber den Weg des Vorjahres mit den vielen Weiterverpflichtungen können wir leider nicht gehen, sonst wären auch Mark Dorris und Dino Gregory noch da.“ Gleichzeitig verwies er darauf, dass man auch in den letzten Jahren spät für einen günstigen Kurs sehr gute Spieler bekommen habe: „Schlimmer wäre es, wenn uns noch drei deutsche Spieler fehlen würden.“ Aber auf diesem Gebiet mit den Neuzugängen Arber Tolaj und Urule Igbavboa sowie den hinzustoßenden Talenten Marcel Keßen und wohl auch Jonas Grof sieht er Phoenix stärker aufgestellt als in der letzten Saison. Dazu habe man mit David Bell, Larry Gordon und Ramsey drei wichtige Identifikationsfiguren halten können. Eine Trennung etwa von Gordon, falls dieser ein besseres Angebot erhalten sollte, schließt Herkelmann deshalb auch aus.

Khartchenkov will bleiben

Länger wieder ins Training eingestiegen ist Nikita Khartchenkov, der noch ein Jahr unter Vertrag steht und dessen Agenten Phoenix die Erlaubnis zur Suche nach einem neuen Arbeitgeber erteilt hatte. Mittlerweile scheint ein Umdenken auf beiden Seiten nicht ausgeschlossen. „Er hat über den Sommer viel getan und in Extraschichten enorm an der Athletik gearbeitet“, zeigte sich Herkelmann beeindruckt, „wäre das in der letzten Saison so gewesen, würden wir gar nicht über ihn diskutieren.“ Er wolle bleiben, bekannte Khartchenkov, bei täglichen Kraftraum-Einheiten habe er an Muskulatur und Gewicht zugelegt. Der Deutsch-Russe ist überzeugt, dass er auch bei Freyers Spielstil eine Hilfe sein könne: „Als ich noch viel Spielzeit bekommen habe, habe ich bewiesen, dass ich in diesem System funktionieren kann.“