Hagen. . An einem denkwürdigen Tag bezwingen die Basketballer von Phoenix Hagen den Serienmeister aus Bamberg mit 95:89 und gleichen die Play-off-Viertelfinalserie zum 1:1 aus. Eine Eruption der Emotionen - auch für Frank Buschmann, den Hagener Fernseh-Kommentator, der nach der Schlusssirene auf sein Herz hört.
Im Ausnahmezustand kann auch der Mann vom Fernsehen nicht neutral bleiben. Dieser schon gar nicht. Frank Buschmann transportiert Emotionen wie kein zweiter TV-Sportmoderator, nun ist er plötzlich mitten drin statt nur dabei. Basketball-Bundesligist Phoenix Hagen hat just gegen Meister Brose Baskets Bamberg die Play-off-Serie mit einem 95:89 (46:51) ausgeglichen, in der Arena am Ischeland schäumt die Stimmung über. Und die Treuesten der Stehplatz-Fans rufen nicht - wie sonst - einen Phoenix-Spieler, sondern den Sport1-Kommentator zu sich ans Megaphon. Buschmann zögert kurz - und steigt dann hoch unters Tribünendach, um die Feierlichkeiten anzuführen.
Als Kind auf dem „Heuboden“
„Das ist der Wahnsinn heute“, sagt der 48-Jährige später, „aber hätte ich verweigern sollen?“ Buschmann ist in Hagen aufgewachsen, hat auf dem „Heuboden“ genannten Stehplatzbereich als Kind seine ersten Bundesligaspiele gesehen und später hier in der zweiten Liga gespielt. Und die Partie in Hagen ist für den profiliertesten Basketball-Berichterstatter des Landes Rückkehr in die Heimat und Abschiedstour von seinem langjährigen Sender gleichermaßen. Mit Sprechchören und Plakaten begrüßt, lässt sich Buschmann so von den Emotionen nach der Schlusssirene mitreißen. „Wie die Leute in der alten Heimat mich empfangen haben, hat mir fast Tränen in die Augen getrieben“, gibt er zu, „aber ich denke, dass ich ausgewogen kommentiert habe. Und zwar ein für die Fernsehzuschauer überragendes Basketballspiel.“
Streetball-Zocker gegen erlesenes Ensemble
Die Gastgeber, trotz starker Saison erst in der Endrunde erstmals live übertragen, liefern vor 3145 Zuschauern in der ausverkauften Arena einen denkwürdigen Nachmittag ab. Den noch bei der Auftakt-Niederlage gezeigten Respekt vor dem hohen Favoriten haben sie in Bamberg gelassen, mit großer Intensität nerven sie die Gäste vom Hochball weg. Die vermeintlichen Streetball-Zocker mit ihrem wilden Tempo-Stil bleiben auf Augenhöhe mit dem erlesenen Ensemble des Serienmeisters.
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Und sie können sich auf ihre Distanzwerfer verlassen. Adam Hess, in Bamberg noch bei null Punkten, legt mit acht Dreiern Liga-Saisonrekord auf und prägt mit 28 Zählern das Duell. In der entscheidenden Phase sind dann Hagens malade US-Spielmacher die Protagonisten. Zunächst lässt Davin White, dessen Einsatz angesichts einer Fußverletzung fraglich war, Phoenix auf 86:77 wegziehen. Das kann Bambergs Anton Gavel noch kontern (88:86), doch mit zwei coolen Treffern aus der Distanz bezwingt der erkältete David Bell den Meister. Und löst am Ischeland eine veritable Gefühls-Eruption aus.
Bamberg hat den Druck
„Am Ende haben sich Willen, Energie und Herz durchgesetzt“, freut sich Phoenix-Geschäftsführer Oliver Herkelmann. Mindestens ein zweites Heimspiel haben sich die Hagener so verdient, zuvor wollen sie den Favoriten schon am Sonntag in Bamberg ärgern. „Es wird natürlich hart“, weiß Phoenix-Flügelspieler Larry Gordon aus jüngster Erfahrung, „aber wir haben das Selbstbewusstsein - und sie haben den Druck.“
Den Kommentator aus der Heimat haben sie indes frühestens am nächsten Mittwoch wieder. Wenn die Play-off-Serie zwischen Bayern München und Alba Berlin dann schon entschieden ist, überträgt Sport1 aus Hagen. Nicht nur Buschmann findet: „Achter gegen Erster, diese Cinderella-Story hat doch ihren ganz besonderen Reiz.“
Phoenix schlägt Bamberg
