Hagen. .

Das sportliche Ziel ist klar: Nach zuletzt drei Auswärtssiegen in Folge will Basketball-Bundesligist Phoenix Hagen nicht ausgerechnet bei Schlusslicht LTi Gießen 46ers (Samstag, 20 Uhr) verlieren. Zumal die 68:73-Heimniederlage zum Saisonstart gegen die Hessen, die kurz vor Weihnachten einen vorläufigen Insolvenzantrag stellen mussten, doppelte Motivation beschert. Was die Hagener dabei in der Sporthalle Ost erwartet - ein angesichts gravierender Existenzsorgen höchst verunsicherter Gegner oder ein Team, das um die fast schon letzte Chance auf den Ligaerhalt kämpft - ist ausgesprochen ungewiss.

Gießens letzte Chacne

„Von diesen Faktoren dürfen wir uns nicht beeinflussen lassen“, mahnt Ingo Freyer höchste Konzentration seiner Schützlinge wie zuletzt beim Überraschungssieg in Quakenbrück an. Auch wenn der Phoenix-Coach natürlich um die besonderen Begleitumstände beim Bundesliga-Klassiker zweier Traditions-Standorte weiß. Denn angesichts des Abzugs von vier Punkten nach dem Insolvenzantrag und den nun acht Zählern Rückstand der Gießener auf die Nichtabstiegsplätze geht es für das Team von Trainer Mathias Fischer gegen Hagen schon fast um die letzte Chance, sportlich den Anschluss noch zu schaffen. Ein Phoenix-Sieg also dürfte sich auch negativ auf die Aussichten der 46ers auswirken, zunächst bis Ende Januar eine Finanzlücke von 150.000 Euro zu schließen und die Insolvenz zu vermeiden. Würden die Gießener wiederum noch während der Saison von der Bundesliga aus der Wertung genommen, dann würden nicht nur ihre Ergebnisse komplett gestrichen. Es müssten auch unter den verbleibenden 17 Klubs noch zwei weitere Absteiger gefunden werden, wie Liga-Sprecher Dirk Kaiser mit Verweis auf Ausschreibung und Spielordnung bestätigte (siehe Kasten).

Dass Gießen den Spielbetrieb aufrechterhalten kann, liegt in einer bisher höchst ausgeglichenen Saison also durchaus im Interesse aller Teams ab etwa Platz acht abwärts. Der aktuelle Tabellenzehnte Phoenix zum Beispiel hat trotz starker Hinrunde mit fast ausgeglichenem Punktekonto und nur einem Sieg Rückstand auf die Playoff-Plätze gleichzeitig nur vier Zähler Polster zu Rang 16, der bei einem Gießener Rückzug ein Abstiegsplatz wäre. „Das ist alles sehr eng zusammen“, weiß auch Kaiser.

Freyer warnt vor Gießens Potenzial

Dessen ungeachtet warnt Ingo Freyer ohnehin vor dem sportlichen Potenzial der 46ers. „Gießen hat Qualitäten vor allem in der Offensive, etwa die zweitbeste Dreierquote der Liga“, sagt der Phoenix-Coach, „und mit Elvir Ovcina, LaQuan Prowell und Jasmin Perkovic drei Spieler unter dem Korb mit viel Niveau.“ Perkovic bestreitet wie der ebenfalls nachverpflichtete Jeffrey Bonds gegen Hagen wohl sein letztes Spiel für die Gießener. Beider Verträge laufen Sonntag aus, eine Verlängerung erscheint angesichts der Finanzlage unwahrscheinlich. „Sie werden sich für andere Klubs empfehlen wollen“, erwartet Freyer dennoch ein Team, das anders auftritt als jüngst bei der 59:79-Heimpleite im Kellerduell gegen Frankfurt.

„Das Spiel können wir nicht so nebenbei mitnehmen“, weiß der Phoenix-Coach, „aber das denkt bei uns auch keiner. Im Hinspiel haben wir gesehen, was passieren kann, wenn ein Gießener heiß läuft - wie damals Ryan Brooks.“ Die Hagener, die wieder von bis zu 200 Fans begleitet werden, können bis auf Björn Schoo komplett antreten. Auch Abe Lodwick ist trotz Fußbeschwerden wieder voll im Trainings- und Spielbetrieb. „Er beißt sich durch“, sagt Freyer, für den Rest soll das am Samstag ebenso gelten.

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Neben Gießen kann es zwei Absteiger geben

- Für den Fall, dass die Gießen 46ers noch während der Saison aus der Basketball-Bundesliga ausscheiden, gibt es zwei weitere Absteiger. Das ergibt sich aus § 16 der Spielordnung („Verzichtet ein Bundesligist vor der vollständigen Absolvierung der Hauptrunde auf die weitere Teilnahme am Wettbewerb oder wird ihm bis zum Abschluss der Hauptrunde das Teilnahmerecht entzogen, verliert er die sportliche Qualifikation und wird in der Tabelle nicht mehr geführt“) und Punkt 5.3 der Ausschreibung („Die Bundesligisten, die nach Rechtskraft der offiziellen Abschlusstabelle den letzten und vorletzten Tabellenplatz einnehmen, verlieren das Teilnahmerecht an der 1. Basketball Bundesliga.“)