Vechta/Hagen. . Basketball-Bundesligist Phoenix Hagen verlor in Vechta mit 96:98. Spielmacher Richie Williams schied mit einem Muskelfaserriss zur Pause aus.
Es war symptomatisch für die gründlich misslungene Auftaktphase in der Basketball-Bundesliga: In diesen letzten Sekunden vor der Pausensirene lief einfach alles gegen Phoenix Hagen. Zwei Dreier von David Bell und Richie Williams verpassten knapp ihr Ziel, zwei Freiwürfe von Adam Hess ebenso. Und den letzten Spurt quer übers Feld musste Williams schmerzverzerrt abbrechen. Statt komfortabel führten die Gäste bei Aufsteiger Rasta Vechta nur noch mit 52:51 - und mussten sich ohne ihren Spielmacher am Ende knapp mit 96:98 geschlagen geben. „Williams' Ausfall war bitter für uns“, grämte sich Phoenix-Trainer Ingo Freyer, der sich nach der Schlusssirene erregten Diskussionen mit den mitgereisten Fans stellen musste: „Richie hatte bis dahin seine bisher beste Halbzeit für uns gespielt.“ Dass der 29-jährige US-Amerikaner mit Verdacht auf Muskelfaserriss im Oberschenkel nun auch noch länger auszufallen droht, befeuert die Krise der weiter sieglosen Hagener noch zusätzlich.
Schon vor dem Hochball im Rasta Dome lief es alles andere als reibungslos für die Gäste. Neuzugang David Godbold erreichte erst nach 24-stündiger Odyssee am späten Freitagabend seinen neuen Arbeitgeber, sein wegen Hurrican Matthew verspäteter Flug von Chicago ließ ihn in London den Anschluss verpassen. Erst beim Einwerfen vor der Abfahrt tags darauf stieß der 30-Jährige zu seinem neuen Team. Das Phoenix-Trikot mit der Nummer 25 trug Godbold angesichts der Verletzungsprobleme der Gäste - auch Jeremy Dunbar fällt mit Rückenproblemen weiter aus - aber trotz Jetlag gleich 24 Minuten auf dem Parkett, blieb dabei allerdings ohne Punkte. „Er ist ein Gewinn für uns, da bin ich sicher“, ist Teammanager Uwe Schröer dennoch überzeugt.
Godbold kam in Vechta nach fünf ausgeglichenen Minuten, mit ihm eroberte Phoenix beim 17:19 durch Williams Dreier (7.) die erste Führung. Der Hagener Spielmacher, früher für Vechta aktiv, zeigte sich verbessert und brachte mehr Tempo als zuletzt ins Spiel der Gäste. Nach dem 26:19 (9.) kam Phoenix dank Überlegenheit am Brett zurück, nach dem Dunking von Owen Klassen zum 34:42 (15.) betrug der Vorsprung acht Punkte. Vornehmlich Christian Standhardinger war es, der nun Vechta im Spiel hielt, auch nach dem 44:50 durch zwei Dreier von Chris Hass und David Bell (44:50) kamen die Gastgeber bis zur Pause wieder heran.
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Und profitierten nach dem Wiederbeginn vom Ausscheiden Williams’, der an alter Wirkungsstätte bis dahin mit 14 Punkten Topwerfer der Partie war. Denn nun wirkte Phoenix kopflos, weder Youngster Jonas Grof noch der sich gleich fünf Ballverluste leistende Bell brachten Struktur ins Spiel. Ganz anders agierte beim Aufsteiger Scott Machado, der neben seinen 18 Punkten am Ende auch satte 17 Assists verzeichnete. Der Rasta-Spielmacher wirkte maßgeblich mit, dass Vechta bis zum 72:58 durch Routinier Derrick Allen (27.) enteilte. Als Schütze brachte Kapitän Bell die Gäste sowohl im dritten Viertel (76:70, 29.) als auch nach zwischenzeitlichem 90:77 (35.) in der Schlussphase zum 92:88 (37.) dann aber wieder heran.
Hess erwischt schwarzen Tag
Auch wenn neben ihm nur noch Chris Hass verlässlich punktete, während etwa Adam Hess einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte und sieben zum Teil ganz freie Dreier vergab. Als dann Bell auf dem Weg zum möglichen 92:91 der Ball beim Wurfversuch versprang und Klassen beim Nachsetzen gegen den sich etwas theatralisch fallen lassenden Ex-Hagener Niklas Geske mit dem fünften Foul vom Feld musste, setzte sich Vechta endgültig auf 97:88 (38.) ab. Dass zwei Sekunden vor dem Ende dann Hess - zu spät - endlich doch traf, passte ins Bild. „Vorher hat er kein Scheunentor getroffen“, bedauerte Freyer, der nach der Partie noch „Diskussionbedarf“ mit einigen der 140 mitgereisten Phoenix-Fans hatte. „Es ist alles okay, sie geben alles für den Verein“, beschwichtigte der Phoenix-Coach später und betonte: „Wir müssen alle zusammenhalten in dieser schwierigen Situation.“ Was angesichts der zunehmenden Verletzungssorgen erst recht gilt.
Rasta Vechta - Phoenix Hagen 98:96 (51:52)
Rasta Vechta: Standhardinger (21, 7 Rebounds), Machado (18, 17 Assists, 4 Steals), Searcy (15), Gaines (12), Allen (10,8 Rebounds), Ehambe (10,2/7 Dreier), Geske (9, 2/3 Dreier, 5 Assists), Warech (3), Bekteshi, Buckles.
Phoenix Hagen: Bell (27, 5/10 Dreier, 4 Assists, 5 Ballverluste), Hass (21, 5/10 Dreier), Williams (14, 2/4 Dreier, 4 Assists, 3 Ballverluste), Klassen (14, 5 Rebounds), Plaisted (9, 12 Rebounds, 5 Assists, 4 Blocks), Grof (7, 7 Rebounds), Hess (4, 1/8 Dreier), Godbold (5 Assists).
Spielviertel: 29:26. 22:26, 30:18, 17:26.
Teamstatistik: 50:47% Wurfquote, 8/20:13/38 Dreier, 18/24:17/23 Freiwürfe, 39:40 Rebounds, 29:24 Assists, 8:5 Steals, 10:14 Ballverluste, 2:9 Blocks.
Zuschauer: 3140 (ausverkauft)