Hagen. . Der Sport geriet bei der 66:87-Niederlage von Phoenix Hagen gegen die Brose Baskets Bamberg zur Nebensache. Eine schwere Verletzung von D.J. Covington schockte Spieler, Klub-Verantwortliche und die 3054 Augenzeugen auf den Rängen gleichermaßen.

Es sollte ein Basketball-Festtag werden, der deutsche Meister war da. Doch nach 15 Spielminuten geriet das Sportliche zur Nebensache am Ischeland, als eine schwere Verletzung von D.J. Covington Spieler, Klub-Verantwortliche und die 3054 Augenzeugen auf den Rängen gleichermaßen schockierte. Der US-Center verdrehte sich das linke Knie schwer, als er mit einem Mitspieler zusammenprallte, und musste am Abend noch operiert werden. Derart geschwächt wehrte sich Bundesligist Phoenix Hagen gegen die Brose Baskets Bamberg zwar tapfer, hatte bei der 66:87 (27:42)-Niederlage aber letztlich keine Chance. Über das Spiel wollte nach der Schlusssirene auch niemand wirklich sprechen. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte Routinier Adam Hess, „danach ist es nicht so einfach weiterzuspielen, auch wenn wir Profis sind.“

Nach gutem ersten Phoenix-Viertel, in dem die Hagener beim 15:14 durch die einzigen Punkte von Brandon Jefferson (7. Minute) letztmals führten und mit Niklas Geske nach einem Zusammenprall bereits den ersten Verletzungsausfall beklagten, hatte sich Bamberg durch Patrick Heckmann und Leon Radosevic gerade etwas abgesetzt. Da stolperte Covington auf dem Weg zurück in die eigene Hälfte über die Beine von Radosevic, ehe Teamkollege David Bell unglücklich über ihn fiel. Der 24-Jährige verdrehte sich das linke Bein schwer, noch auf dem Feld wurde es von Teamarzt Dr. Ludwin Ritter wieder eingerenkt. „Das kenne ich bisher nur von Unfällen mit Motorradfahrern“, sagte Ritter später, „man muss von einer sehr schweren Verletzung ausgehen.“ Unter starken Schmerzen wurde Covington auf der Trage vom Feld gefahren, später ins Spezialklinikum Dortmund Nord zur Notfall-MRT - weil Gefäß- und Nervenverletzungen befürchtet wurden - gebracht und operiert. „In dieser Saison wird er nicht mehr spielen können“, sagte Phoenix-Geschäftsführer Peter Brochhagen am Abend: „Ich bin immer noch geschockt. Hoffentlich ist es nicht allzu schlimm.“

Phoenix Hagen geriet früh in Foulprobleme

Fassungslosigkeit herrschte auch in der Halle, nicht nur Covingtons Teamkollegen wendeten sich entsetzt ab. Sechs Zuschauer kollabierten, mussten länger ärztlich behandelt werden. Erst nach einer Weile setzten beide Mannschaften die Partie fort - mit Freiwürfen für Radosevic, weil die Unparteiischen auf Foul gegen Covington entschieden hatten. Und nur schwer konnten gerade die Gastgeber den Schock abschütteln, bis zur Pause setzte sich Bamberg - ohne Darius Miller angetreten - so schon auf 27:42 ab. Auch weil die Schiedsrichter bei Phoenix-Vergehen weit kleinlicher pfiffen als bei der intensiven Defensive des Meisters gerade unter dem Korb. 32:24 lautete die Foulbilanz am Ende aus Hagener Sicht, bei den Freiwürfen dagegen hieß es 21:38.

So gerieten die Gastgeber früh in Foulprobleme, nach dem vierten Vergehen von Center Owen Klassen (22.) musste Phoenix-Trainer Ingo Freyer früh die Youngster Marcel Keßen und später Julian Jasinski bringen. Per Dreier verkürzte Jasinski, der sich gegen Nationalspieler Daniel Theis nach Kräften mühte, für Phoenix auch noch mal auf 42:54 (27.), worauf Bambergs Trainer Andrea Trinchieri mit einer Auszeit reagierte. Doch schnell ließen Nicolo Melli und der nun aus der Distanz treffende Lucca Staiger den Favoriten wieder wegziehen. Spätestens bei Theis’ Dreier zum 58:78 (35.) war die Partie entschieden, Freyer gewährte nun auch Pascal Zahner-Gothen noch fünf Einsatzminuten. Es interessierte ohnehin nur noch das Schicksal Covingtons. „Ich möchte eigentlich nur über D.J. sprechen, alle Gedanken sind bei ihm“, betonte Gäste-Coach Trinchieri. Und Freyer wies darauf hin, dass die Mannschaft „sehr, sehr traurig“ sei: „D.J. ist nicht nur ein Mitspieler, sondern für viele ein Freund geworden. Es tut unglaublich weh, so etwas mitzuerleben.“