Hagen. . Rückschlag im Kampf um die Play-off-Plätze: Phoenix Hagen musste gegen den direkten Konkurrenten Ulm die höchste Heimniederlage hinnehmen.
Der Angriff auf den Play-off-Platz vor großer Kulisse misslang gründlich. Statt ratiopharm Ulm, den aktuellen Inhaber des begehrten Platz acht, ernsthaft herausfordern zu können, erlitt Basketball-Bundesligist Phoenix Hagen die höchste Heimniederlage der Saison. Mit 75:101 (39:56) verloren die Gastgeber, die ganz schwach von außen warfen und unter dem Korb unterlegen waren. Schon zum Ende des Auftaktviertels gruben sich die Hagener ein Loch mit 26 Punkten Rückstand, aus dem sie nicht mehr herausfanden. „Da haben wir uns in einen Rausch gespielt und dann mit diesem Vorsprung gut haushalten können“, befand Ulms Trainer Thorsten Leibenath, während sein Gegenüber Ingo Freyer konstatierte: „Wir selbst wissen ja am besten, wie man Hagen stoppen kann. Ulm hat das ganz gut gemacht.“
Nur der Auftakt gehörte Phoenix Hagen
Im Duell Platz neun gegen acht vor 3145 Besuchern - darunter erstmals der neue Phoenix-Aufsichtsrat Wolfgang Heyder - gehörte nur der Auftakt den Gastgebern. Nur sechs Sekunden brauchte David Bell für die erste Führung mit Freiwürfen, beim 13:10 durch D.J. Covington (5. Minute) lagen die Hagener letztmals vorn. Schon hier zeigte sich, dass die Ulmer vornehmlich den Weg ans Brett über die starken Augustine Rubit und Raymar Morgan suchte, während Phoenix es bevorzugt aus der Distanz versuchte. Die ersten sieben Dreierversuche indes verfehlten ihr Ziel, allmählich setzten sich so die Gäste ab. Und als J.J. Mann mit dem achten Distanzwurf endlich Erfolg hatte (18:22, 8.), war dies eher eine Initialzündung für die Ulmer. Zweimal war Gegenspieler Niklas Geske unaufmerksam, zweimal traf Per Günther von der Dreierlinie. Die Hagener verloren nun vollends die Kontrolle, agierten kollektiv offensiv überhastet, das nutzten die Gäste zu Fastbreaks. Knapp vier Minuten vor und nach der ersten Viertelpause benötigten sie für einen 22:0-Lauf, beim 18:44 (12.) war es weitgehend still in der Arena.
Phoenix erholte sich nur mühsam vom Ulmer Zwischenspurt. Und fand gegen die intensive Defensive der Gäste weiter keinen Rhythmus. Zumal Covington und Klassen am Brett von der Wirkung ihrer Gegenspieler weit entfernt waren - und die Hagener Trefferquote, auch bei freien Würfen, aus der Distanz dauerhaft bei unter 20 Prozent blieb. Ein bisschen brachten Mann und der Ex-Ulmer Adam Hess die Gastgeber heran, auch 17 Punkte Rückstand zur Pause bedeuteten gegen souverän aufspielende Ulmer indes eine zu große Hypothek.
Das zeigte sich nach dem Wechsel schnell. Mann mit einem Vierpunktspiel und Klassen per Dunking verkürzten zwar auf 47:62 (25.). Doch mit dem zunächst pausierenden Günther zurück auf dem Parkett konterten die Gäste zum 47:70 (27.), alle Hoffnung auf eine Aufholjagd war wieder dahin. Die wollte zu Beginn des Schlussviertels Hess mit sieben Punkten in Serie zum 60:77 (32.) gegen seinen früheren Arbeitgeber noch einmal initiieren, doch er fand zuwenig Mitstreiter. Kapitän Bell gelang erst jetzt der erste Feldkorb, Brandon Jefferson und Ivan Elliott verzweifelten weiter auch freistehend aus der Distanz. Bezeichnend für einen aus Hagener Sicht gebrauchten Nachmittag war die Szene in der 34. Minute, als Klassen den Korbleger zum möglichen 67:83 ohne Gegenspieler verpasste. Morgan, einer von gleich sechs zweistellig treffenden Ulmern, machte es auf der anderen Seite besser.
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Und allmählich konnte sich auch sein Coach Leibenath entspannen. „Hagen hat nicht nur einmal bewiesen, dass es auch einen hohen Rückstand aufholen kann“, sagte er, diesmal aber habe man die größten Stärken der Gastgeber - Schnellangriff, Dreier und Offensiv-Rebounds - unterbinden können. Das räumte auch Freyer ein, der die größten Unterschiede unter dem Brett sah: „Die Duelle am Brett gegen Rubit und Morgan haben wir klar verloren“, bedauerte er, „und wenn man dann noch von außen so katastrophal wirft, kann man so ein Spiel nicht mehr drehen.“ Auch das Unterfangen, Per Günther nicht in den Rhythmus kommen zu lassen, habe überhaupt nicht funktioniert. Der gebürtige Hagener, sonst am Ischeland mit eher unsicherer Hand, traf vor der Pause drei Dreier - so viel wie das gesamte Phoenix-Team. Er benötigte dazu aber nur vier Würfe, die Hagener insgesamt 17.
Phoenix Hagen - ratiopharm Ulm 75:101 (39:56)
Phoenix Hagen: Jefferson (4, 0/6 Dreier, 5 Assists), Bell (15, 5 Assists, 5 Ballverluste), Covington (6), Geske (5), Elliott (5, 0/4 Dreier), Mann (13, 2/5 Dreier), Hess (17, 3/8 Dreier, 5 Rebounds), Klassen (6, 5 Rebounds), Grof (4), Keßen.
ratiopharm Ulm: Babb (13, 2/2 Dreier, 8 Assists), Morgan (18), Rubit (24, 8 Rebounds), Günther (18, 3/6 Dreier, 6 Assists), Braun (6), Henry (10, 4 Assists), Butler (10, 2/5 Dreier), Brembly, Ferner (2), Neumann.
Spielviertel: 18:37, 21:19, 15:21, 21:24.
Teamstatistik: 39:54 % Wurfquote, 5/26:8/17 Dreier, 18/23:29/34 Freiwürfe, 33:37 Rebounds, 17:24 Assists, 6_9 Steals, 18:14 Ballverluste, 0:4 Blocks.
Zuschauer: 3145 (ausverkauft)