Hagen. In den letzten elf Minuten gab Phoenix Hagen in Gießen einen 20-Punkte-Vorsprung aus der Hand. Das Schlussviertel endete 3:25.

Dass die Bundesliga-Basketballer von Phoenix Hagen in dieser Saison Playoff-Chancen haben, liegt nicht zuletzt an ihrer Stärke auf der Zielgeraden. Das galt zumindest bis Samstag. In Gießen brach die Truppe von Trainer Ingo Freyer im Schlussviertel total ein. Ganze drei Punkte gelangen den Feuervögeln in den letzten zehn Minuten. Gastgeber Gießen 46ers schaffte dagegen 25 Zähler. Zu viele für Phoenix, um einen sicher geglaubten Sieg ins Ziel zu retten. 90:83 hieß es am Ende für die Mittelhessen. Zur Pause hatten die Freyer-Schützlinge mit 52:34 geführt.

Nicht nur zu diesem Zeitpunkt, auch zu Beginn des letzten Viertels glaubten nicht nur die rund 400 mitgereisten Hagener Fans in der mit 3572 Zuschauern besetzten Sporthalle Ost felsenfest an einen Phoenix-Sieg. Was machte es schon, dass die Volmestädter bereits im dritten Viertel einige Unkonzentriertheiten an den Tag gelegt und eine 20-Punkte-Führung (78:58) etwas schmelzen lassen hatten. Beim Stand von 65:80 aus Gießener Sicht ging es in die letzte Viertelpause. Zu überlegen hatten sich David Bell, D.J. Covington, Brandon Jefferson, J.J. Mann und Co. bis dahin präsentiert, um hier noch etwas anbrennen zu lassen.

Das dachte jeder. Auch die Physis von 46ers-Trainer Denis Wucherer verriet, dass bei ihm die Hoffnung auf eine wundersame Wende im Schlussabschnitt gegen Null tendierte. Der Coach des „Team National“ beim Allstar-Spiel in Bamberg eine Woche wirkte rat- und hoffnungslos.

Nachvollziehbar, denn Phoenix hatte der Partie von Anfang seinen Stempel aufgedrückt. Nicht nur, weil der Hagener Anhang bereits nach drei Sekunden die erste Spielunterbrechung erzwang. Aus dem Phoenix-Fanblock rieselten Papierschnipsel in Blau und Gelb aufs Spielfeld, deren Entfernung einige Zeit dauerte.

Start nach Maß für Phoenix Hagen

Aber auch mit dem Basketball setzten die Volmestädter die ersten Akzente. Zwei Dreier von David Bell und ein Korbleger von Owen Klassen bescherten den Feuervögeln einen Start nach Maß: 8:0! Der Grundstock für eine fast 30 Minuten andauernde Hagener Dominanz war geschaffen.

Zu einem der Aktivposten avancierte der früh eingewechselte D.J. Covington. Hinten schnappte sich der 2,03-m-Mann die Rebounds, vorne zog er erfolgreich zum Korb. Die erste Zehnpunkte-Führung (17:7) ging auf sein Konto. Bell erhöhte mit seinem dritten Dreier auf 20:7. Es lief einfach rund bei den Gästen, für die Adam Hess ebenfalls per Dreier auf 25:9 erhöhte. Mit dieser Führung ging es in den zweiten Spielabschnitt.

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Hagen dominierte weiter. Weil jetzt auch Brandon Jefferson von der Dreierlinie traf, Ivan Elliot gut zum Korb zog und auch von der Bank gebrachte Akteure wie Jonas Grof erfolgreich waren. Über 32:14 und 46:26 ging es in die Halbzeitpause. Die 18-Punkteführung war komfortabel.

Im dritten Abschnitt konnten die Gastgeber zwischenzeitlich zwar auf 13 Punkte verkürzen (50:63), aber Phoenix wusste die kleine Aufholjagd wieder zu stoppen. Als J.J. Mann, der Mann des dritten Viertels, seinen dritten Dreier traf, betrug der Abstand wieder 20 Punkte. Und es waren nur noch elf Minuten auf der Uhr.

Was dann im Schlussabschnitt passierte, darüber wird Ingo Freyer mit seiner Mannschaft in dieser Woche reden. Plötzlich ging gar nichts mehr. Waren zuvor selbst schwierige Dreier in den Gießener Korb gefallen, so sank die Trefferquote jetzt auf Null. Absolut Null! Fast sieben Minuten lang blieb Phoenix ohne Punkt, was die Hessen zum 80:80-Ausgleich nutzten. Owen Klassen brachte sein Team per Dunking noch einmal nach vorne (80:82) - es sollte der einzige Hagener Feldkorb im letzten Viertel bleiben.

Ein Dreier von Karsten Tadda zum 83:82 bescherte den Gastgebern in der 38. Minute die erste Führung im gesamten Spiel. Jetzt war das Momentum bei Gießen und es blieb dort bis zum Schluss. Cameron Wells und erneut Tadda erzielten die letzten sieben Gießener Punkte. Für Phoenix konnte Adam Hess nur noch einen Freiwurf verwandeln.

Zu wenig Intensität in der Phoenix-Abwehr

„Natürlich sind nur drei Punkte in einem Viertel indiskutabel, aber ich habe noch mehr auf die Verteidigung geguckt“, sagte Ingo Freyer nach dem Spiel. „Da haben wir am Ende die nötige Intensität vermissen lassen.“ Bei Gießen war es genau anders herum. Die Gastgeber nahmen Bell und Co. am Ende durch gute Abwehrarbeit die leichten Dreier weg. Auch deshalb verlor Phoenix eine Partie, die nie verloren werden durfte. Aber das hat sich der eine oder andere Gegner, den die Feuervögel in dieser Saison im Schlussspurt bezwangen, sicher auch gedacht.

Gießen 46ers: Hobbs (15, 4/8 Dreier, 10 Rebounds, 7 Assists), Bartolo (10), Palm (9, 3/3 Dreier), Lischka (2), Braimoh (8), Tadda (19, 2/2 Dreier, 8 Rebounds), Wells (14, 8 Assists), Olaseni (13, 7 Rebounds).

Phoenix Hagen: Klassen (4), Bell (11, 3/9 Dreier), Hess (7, 2/6 Dreier), Geske (2), Mann (11, 3/4 Dreier), Elliot (8, 0/6 Dreier, 8 Rebounds), Grof (6), Covington (17, 8 Rebounds), Jefferson (17, 4/10 Dreier).

Spielviertel: 9:25, 25:27, 31:28, 25:3.

Teamstatistik: 33,3:33,3 Prozent Wurfquote, 10/19:12/35 Dreier, 14/24:15/18 Freiwürfe, 43:39 Rebounds, 23:14 Assists, 5:8 Ballgewinne, 14:12 Ballverluste, 2:4 Blocks.

Zuschauer: 3572.