Ludwigsburg. . Nach Ludwigsburg fährt Phoenix Hagen immer wieder gerne - und stürzte nun die Gastgeber mit einem 87:70-Sieg spektakulär vom Tabellenthron.

  • Phoenix Hagen stürzt Tabellenführer Ludwigsburg spektakulär von der Spitze
  • Vierter Sieg in den letzten fünf Jahren in der Barockstadt
  • Bell und Klassen sind beim 87:70-Erfolg die besten Werfer

Dieser Trip gehört zu den beschwerlichsten für Phoenix Hagen in der Basketball-Bundesliga, nur eine Handvoll Fans macht ihn mit. Dabei lohnt sich die häufig sechsstündige Busreise wie keine zweite, die MHP-Arena in Ludwigsburg ist das ausgewiesene Lieblingsziel des Teams von Trainer Ingo Freyer. Der Hagener 87:70 (40:36)-Sieg am Vorabend des zweiten Advents 2015 bei den gastgebenden Riesen war der vierte in den letzten fünf Jahren. Fast normal also - und doch besonders. Denn diesmal hatte Phoenix nicht wie früher ein abstiegsgefährdetes Team bezwungen, sondern mal eben den aktuellen Tabellenführer spektakulär von der Spitze gestürzt. Und nicht nur Ludwigsburgs Coach John Patrick staunte: „Sie waren in allen Bereichen stärker als wir. Sie konnten mit uns machen, was sie wollten.“

Dass man ungeachtet der Reisestrapazen gern in Ludwigsburg spiele, weil man hier schon „relativ erfolgreich“ gewesen sei, darauf verwies Freyer bereits vor dem Hochball. Für eine Fortsetzung des Hagener Erfolgstrends in der Barockstadt sprach indes angesichts der Siegesserie der MHP-Riesen in der Liga nicht viel. Vor der Rückreise, die nachts um halb fünf in Hagen enden sollte, war der Phoenix-Coach umso stolzer auf den beeindruckenden Auftritt seiner Schützlinge. „Das waren 40 Minuten Konzentration pur, so konnten wir unseren Gameplan durchsetzen“, freute sich Freyer nach dem Überraschungs-Coup, immerhin der bereits dritte Auswärtssieg seines Teams.

Phoenix spielte mit großer Physis

Die vermeintlichen Tugenden der Ludwigsburger, die als besonders tough auftretendes Team mit aggressiver Defensive gelten, zeigten diesmal die Hagener. „Wir haben uns entschieden, sehr physisch zu spielen“, beschrieb es Center Owen Klassen, „wir wussten, dass Ludwigsburg das tut, dem mussten wir begegnen.“

So führte der Favorit zwar schnell mit 6:0, dann aber reagierten die Gäste, die das treffsicherere Team stellten. J.J. Mann und David Bell sorgten aus der Distanz für den Ausgleich (8:8, 5. Minute), der eingewechselte Adam Hess mit zwei Dreiern für die erste Führung (10:16, 6.). Ludwigsburgs Coach Patrick bat zur ersten Auszeit, nach der die Gastgeber in der Defensive intensiver agierten und keine einfachen Hagener Körbe mehr zuließen. Doch da auch die Hagener stark verteidigten und Ludwigsburg zu ungewohnt vielen Fehlern zwangen, kam der Favorit nicht näher als auf 28:30 (14.). Beim 28:36 (16.) durch den in den letzten Wochen sehr formstabilen Mann, der auch als bester Hagener Rebounder gefiel, war Phoenix schon wieder etwas enteilt.

Hagen agierte ganz souverän

Beim 36:40 zur Pause hofften die knapp 4000 Besucher - bis auf die etwa zehn Phoenix-Fans - noch auf eine Wende, das erstickten die Gäste aber schnell. Der starke Klassen - im Duell mit Ex-NBA-Akteur Jon Brockman auf Augenhöhe - und Bell ließen beim 42:52 (26.) den Vorsprung erstmals zweistellig werden. Und dieses Polster sollte bis zum Ende nicht mehr wirklich schrumpfen.

Denn ganz souverän begegnete der Hagener Aufbau dem Defensivdruck der Riesen, der obligatorische Topwerfer Bell, Brandon Jefferson und der ähnlich abgeklärt spielende Niklas Geske behielten das Heft stets in der Hand. Nach Brockmans 54:61 (32.) antworteten Geske und Mann mit acht Zählern zum 54:69 (34.). Das war schon die frühe Vorentscheidung, denn entnervte Riesen fanden offensiv überhaupt kein Mittel. Wie ein Spitzenteam trat an diesem Abend eher Phoenix auf, so sah es auch Klassen: „Das war das erste Mal, das wir ein perfektes Spiel über nahezu 40 Minuten abgeliefert haben.“

MHP Riesen Ludwigsburg - Phoenix Hagen 70:87 (36:40)

MHP Riesen Ludwigsburg: McCray (8, 1/4 Dreier), Munoz, Huff (8), Trice (8, 8 Rebounds, 3 Ballverluste), Waleskowski (4), Boone (9, 3 Ballverluste), Shakur (12, 6 Assists, 3 Ballverluste), Cotton (4, 3 Ballverluste), Loesing (4), Brockman (4, 12 Rebounds).

Phoenix Hagen: Klassen (17, 5 Rebounds, 3 Ballverluste), Bell (23, 4/9 Dreier, 6 Assists), Hess (8, 2/3 Dreier), Geske (5, 6 Assists), Mann (12, 2/8 Dreier, 10 Rebounds), Elliott (2), Covington (14, 3 Ballverluste), Jefferson (6, 0/5 Dreier, 3 Steals).

Spielviertel: 21:26, 15:14, 15:19, 19:28.

Teamstatistik: 39:47% Wurfquote, 1/13:10/30 Dreier, 23/26:15/21 Freiwürfe, 35:35 Rebounds, 10:19 Assists, 8:9 Steals, 18:14 Ballverluste, 1:2 Blocks.

Zuschauer: 3943.