New York. . Die New York Knicks haben einen neuen Konkurrenten in der Stadt: die Brooklyn Nets. Die hießen vergangene Saison noch New Jersey Nets. Doch der Rapper Jay-Z hat den Klub mit seinem großen Namen und dem Geld anderer in seine Heimat gebracht, nach Brooklyn. Zum NBA-Auftakt treffen die Nets auf die Knicks.
Am Montag fiel ihr Training aus. Natürlich. Am Montag blieb in New York City wegen des Hurrikans alles geschlossen – auch die Türen des Barclays Center, der Halle der Brooklyn Nets, in der es riecht wie in einem Neuwagen: frisch fabriziert. Die Halle wurde neu gebaut, an der Atlantic Avenue. Sie erscheint wie eine gigantische Schildkröte, die sich in die Gegend gelegt hat, panzerförmig das Dach, darunter ein Vorbau, der herausguckt. Vor kurzem gaben die Brooklyn Nets eine kleine „Housewarming Party“: Sie luden ins Barclays Center, um sich bei ihren Nachbarn vorzustellen. Die natürlich zu „Instant Fans“ mutiert sind. Zu Leuten, die sich aus dem Nichts für ein neues Team begeistern.
Früher mochten sie hier die New York Knicks, ein Team mit Tradition, doch das ist vergessen, seit die Brooklyn Nets vor einem Monat ins Barclays Center zogen.
Zum Auftakt: Nets gegen Knicks
Vergangene Saison waren die Brooklyn Nets noch die New Jersey Nets und als solche in New Jersey zuhause. Doch in den amerikanischen Sportligen ist es ja üblich, dass Teams verpflanzt werden. Wie einst die Brooklyn Dodgers, die hier Baseball spielten, ehe sie 1957 verkauft und zu den Los Angeles Dodgers wurden. Brooklyn war seither in keiner der großen Ligen mehr vertreten – aber nun haben sie hier die Nets, die in der NBA spielen, der amerikanischen Basketball-Profiliga.
Auch interessant
An diesem Donnerstag beginnt ihre erste Saison: Zum Auftakt begrüßen sie die New York Knicks. Vorausgesetzt, der U-Bahn-Verkehr funktioniert wieder, der Montag und Dienstag ausgesetzt war, als Sandy die Stadt regierte. Und New York ausnahmsweise über etwas anderes sprach als die Brooklyn Nets und das Barclays Center.
Es war ein Riesenthema, als die Nets kürzlich erstmals vor ihren Fans aufliefen, die sich mit schwarzen Trikots und schwarzen Schirmmützen eingedeckt hatten, auf denen das weiße Logo der Nets zu sehen war, ein Basketball mit einem B darin, das in einer schlanken, coolenSchrift gehalten ist. Es wurde von Jay-Z gestaltet, dem nicht ganz so schlanken aber sehr coolen Hip Hop-König – der nun auch als „King of Brooklyn“ gilt, wie überall zu lesen war, ob in der „New York Times“ oder dem „New York Magazine“. Alle widmeten sie ihm und den Brooklyn Nets große Geschichten, denn der Rap Star, der aus Brooklyn kommt, besitzt einen winzigen Teil der Nets.
Jay-Z trieb den Umzug von New Jersey nach Brooklyn voran
Er trieb deren Umzug voran – nach Brooklyn, in seine Heimat. Jay-Z wurde hier geboren, er wuchs in Bedford Stuyvesant auf, einem der Problemviertel Brooklyns, und dealte früher mit Drogen. Seine Geschichte gehört in die Reihe: „Vom Tellerwäscher zum Millionär.“ Dafür lieben sie ihn hier. Und Brooklyn hat sich verändert, es gibt hier längst sehr teure Ecken und einen hübschen Markt für ein Basketball-Team. Anders als in New Jersey, wo die Nets 2002 und 2003 noch eine gute Zeit hatten, als sie zweimal das Meisterschaftsfinale erreichten.
Doch dann wurden sie an Bruce Ratner verkauft, einen New Yorker Investor, der bei Jay-Z vorsprach und sagte: „Lass uns die Nets nach Brooklyn bringen. Und ihnen eine Halle bauen!“ Mit seinem Geld und Jay-Z’s Image. Als das 2004 verkündet wurde, zogen sich die Fans in New Jersey zurück. Und die Nets spielten fortan im Niemandsland: Auf der einen Seite des Hudson mochte man sie nicht mehr, auf der anderen Seite mochte man sie noch nicht. Und so fielen sie nur noch durch unschöne Rekorde auf. Wie 2009, als die Saison begann und die Nets 18 Mal in Serie verloren. So häufig wie kein Team zuvor.
Für den Mehrheitseigner zählt nur Platz eins
Aber jetzt, als sich die Brooklyn Nets im Barclays Center ihren Fans präsentierten und ein paar Bälle spielten, ließen sie erst einmal die Puppen tanzen. Die „Brooklynettes“ traten auf, ihre Cheerleader, die schwarze Glanz-Leggins tragen und kleine Oberteilchen. Sie klatschten, als aus den Lautsprechern schallte: „Please welcome your Broooklyn Neeeeeeeets!“ Das Gejohle war groß, als die Spieler einliefen, einer nach dem anderen: Die Fans hielten aufgeregt ihre iPhones in die Luft.
Es fehlten die Macher: Jay-Z, der das Rampenlicht seinem Team überließ. Und Michail Prochorow, ein russischer Oligarch, der so etwas wie der Roman Abramowitsch der NBA ist – als Mehrheitseigner der Nets. Prochorow kaufte im September 2009 den größten Teil des Teams von Bruce Ratner, der in Zeiten der Finanzkrise Probleme bekam, den Bau des Barclays Center voranzutreiben. Für Prochorow gilt nur „Platz eins“, wie er kürzlich sagte. Er versprach: „In dieser Saison landen wir in den Playoffs. Und in den nächsten drei Jahren werden wir Meister.“
Doch eine neue Halle macht noch keinen Champion. Die Nets haben mit Deron Williams jetzt einen Star in ihren Reihen, der ein Team nach vorn werfen kann. Aber sie verloren jedes ihrer Vorbereitungsspiele und zeigten dabei, wo ihre Schwächen liegen. In der Defensive, die löchrig wie eine Netzstrumpfhose erschien. Sie haben noch ein bisschen Arbeit vor sich. Wenn Sandy erst einmal abgezogen ist.