Dallas. Für NBA-Champion Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks gab es gegen Miami Heat eine Lehrstunde. Das Team aus Texas hatte vor knapp sechs Monaten noch gegen Miami den NBA-Titel gefeiert. Nun sieht es für die Dallas Mavericks anders aus: “So kann man kein Spiel gewinnen“, meinte Nowitzki.

Superstar Dirk Nowitzki kauerte fassungslos auf der Bank, auf der Tribüne schüttelte Besitzer Mark Cuban immer wieder ungläubig den Kopf: Die Dallas Mavericks sind mit dem befürchteten Desaster in die neue Saison der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA gestartet, und es fiel für den amtierenden Champion weit schlimmer aus, als es das bloße Ergebnis von 94:105 gegen die Miami Heat erahnen lässt.

'Bei uns hat es in allen Belangen gemangelt. So kann man kein Spiel gewinnen', sagte Nowitzki nach der Pleite in der ersten Neuauflage des Vorjahres-Finals, die zeitweise einer Lehrstunde gleich kam. Und das unmittelbar nach einem der größten Momente der Klubgeschichte, obendrein noch vor den Augen seiner gesamten Familie.

'Meine Schwester mit Mann und ihren zwei Kindern, mein Vater und meine Mutter sind hier', hatte Nowitzki im Vorfeld der BamS gesagt: 'Jetzt sind sie auch noch zum Auftakt gegen Miami zum ersten Mal dabei. Ein Riesentag.' Der endete allerdings mit Spielbeginn.

Feierliche Zeremonie im American Airlines Center

Vor dem Tip-off hatte der gebürtige Würzburger noch sichtlich gerührt mitverfolgt, wie das Meisterbanner in einer feierlichen Zeremonie im American Airlines Center unter die Hallendecke gezogen wurde. Der Schriftzug '2011 NBA Champions' zierte die Trainingsanzüge der Mavericks. 'Ihr habt mir in den vergangenen 13 Jahren durch viele Enttäuschungen geholfen', sprach Nowitzki zu den Fans, 'dies ist ein ganz besonderer Tag. Wir haben darauf sehr lange gewartet.'

Die Heat, die während der Zeremonie in der Kabine blieben, erwiesen sich aber als gänzlich ungeeigneter Party-Gast, übernahmen angeführt vom überragenden LeBron James (37 Punkte) sofort die Regie und demonstrierten Nowitzki, dass sein 14. Jahr im Mavericks-Dress ein recht unerfreuliches werden könnte.

Dallas war über weite Strecken der Partie absolut chancenlos und nicht mehr als ein Sparringspartner für die in jeder Hinsicht überlegenen Gäste. 62:41 hieß es zur Halbzeit, in der Anfangsphase des dritten Viertels zog Miami bis auf 35 Punkte davon. Erst im letzten Viertel, als auf beiden Seiten weitestgehend die zweite Garde auf dem Parkett stand, gelang den Mavericks mit einem 29:8-Lauf Schadensbegrenzung.

Nur sechs von 15 Würfen aus dem Feld getroffen

Nowitzki hatte da schon längst mit dem Spiel abgeschlossen, verbrachte das Schlussviertel komplett auf der Bank. Seine Bilanz bis dahin: 21 Punkte erzielt, nur sechs von 15 Würfen aus dem Feld getroffen. Bezeichnend, dass er damit neben Jason Terry (23 Punkte) noch bester Spieler der Mavericks war.

Überdeutlich wurde, dass die Transferpolitik des schwerreichen Klubchefs Mark Cuban während der kurzen Vorbereitungsphase auf die wegen des Lockouts mit zwei Monaten Verspätung angelaufene Saison verfehlt war und eine zutiefst verunsicherte Truppe hinterlassen hat.

Ein halbes Dutzend Spieler aus dem Meisterteam ließ Cuban ziehen, um im Gehaltsgefüge Platz für die Verpflichtung eines Topstars im kommenden Sommer zu schaffen. Vermisst wurden gegen Miami vor allem Center Tyson Chandler (jetzt New York Knicks) und Guard J.J. Barea (Minnesota Timberwolves). Ohne Chandlers Wucht sah Dallas defensiv ganz alt aus, ohne die Nadelstiche des flinken Barea fehlten der Offensive die Ideen.

Von den Neuzugängen enttäuschten gegen Miami vor allem die namhaften Routiniers. Vince Carter (34), wegen seiner überragenden Sprungkraft bei den Toronto Raptors einst 'Air Canada' getauft, hat nahezu sämtliche Athletik eingebüßt. Lamar Odom (32), zweimal Meister mit den Los Angeles Lakers, war mit nur vier Punkten in 13 Minuten ein Totalausfall, ehe er sich mit dem zweiten Technischen Foul verabschiedete.

Weil auf dem Spielermarkt der vertragslosen Free Agents gerade auf der Center-Position nur noch Ramschware wie Ex-Maverick Erick Dampier zu binden ist, scheint Mavs-Coach Rick Carlisle personelle Nachbesserungen abgehakt zu haben. 'Wir müssen dieses Team zu einer Einheit schmieden. Und um ehrlich zu sein: das wird nicht einfach sein', sagte Carlisle nach der Auftaktschmach.

Selbstbewusstsein eines frischgebackenen Meisters hört sich anders an.