Essen. Bayern München hat große Ziele. Die Basketball-Bundesliga soll vom großen Namen profitieren. Das Projekt soll schnell so erfolgreich werden wie die Fußball-Abteilung des Klubs.

Angefangen hat alles mit den schlaflosen Nächten des Uli Hoeneß. Seitdem der damalige Manager und heutige Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters in seinem Fernsehsessel die legendären Michael Jordan und Scottie Pippen im Trikot der Chicago Bulls mit dem orangenen Ball hat zaubern sehen, hat er neben Frau Susi und dem FC Bayern eine dritte Liebe entdeckt. Über ein Jahrzehnt dauerte es, bis der Macher Hoeneß aus der heimlichen Leidenschaft ein Basketball-Projekt entwickelte, das möglichst schnell so erfolgreich werden soll wie die Fußball-Abteilung der Bayern.

Nach einem Durchmarsch in der Zweiten Liga wollen die Münchner jetzt im Oberhaus hoch hinaus. Nach der 76:80-Auftaktniederlage gegen die Telekom Baskets Bonn steht das Team von Trainer Dirk Bauermann am Samstag in seinem ersten Heimspiel gegen die Phantoms Braunschweig schon unter Druck. Ein Gefühl, mit dem die Fußballer bereits seit Jahrzehnten umgehen und an das sich die Basketballer bald gewöhnen müssen.

Jahresetat beträgt sieben Millionen Euro

Hoeneß mag kein Mittelmaß. Zwar fordert er nicht sofort den Titel, aber Trainer Bauermann weiß, was von ihm erwartet wird: Innerhalb der nächsten drei Jahre soll er die Bayern zur deutschen Nummer eins unter dem Korb machen. Der Klub investierte in Steine und Menschen. Für fünf Millionen Euro wurde die ehrwürdige Rudi-SedlmayerHalle, schon 1972 Schauplatz des olympischen Basketball-Turniers, zu einem Schmuckkästchen für 7000 Zuschauer herausgeputzt. Der Jahres-Etat wurde auf sieben Millionen-Euro aufgestockt. Mit Jan-Hendrik Jagla, Philipp Schwethelm und Robin Betzing heuerten nicht nur drei deutsche Nationalspieler in München an, auch Ruben Boumtje-Boumtje, der frühere NBA-Profi aus Kamerun, der US-Amerikaner Ke’kel Foster und der US-College-Star Ben Hansbrough dürften oberste Bundesliga-Klasse haben.

Trotzdem hat Bauermann noch einige Probleme zu bewältigen. Erstens war die Vorbereitungszeit der Bayern extrem kurz, weil Bauermann und vier Spieler bei der EM im Einsatz waren. Zweitens fällt Benzing wegen einer Verletzung länger aus, und drittens löste der als Top-Star eingekaufte US-Amerikaner Sharrod Ford kurzfristig seinen Vertrag auf.

„Es läuft noch nicht alles so zusammen, wie es sein soll“, sagt Bauermann, „aber bis Weihnachten werden wir in der Lage sein, 40 Minuten guten Basketball zu spielen.“ Mit Sicherheit wird Hoeneß noch mal aus der Klubkasse Geld locker machen, um einen Ford-Ersatz zu verpflichten. Auch wenn es wohl nicht zum ganz großen Wurf mit Dirk Nowitzki kommt, soll bald ein Hochkaräter für mehr Bayern-Hoheit unter dem Brett sorgen.

„Bayern sind eine Wohltat für die Liga“

Die Bundesliga hat die Bayern mit offenen Armen empfangen. Die Marke Bayern München soll dem deutschen Basketball zu neuem Aufschwung verhelfen. „Die Bayern sind eine Wohltat für die Liga“, sagte der Bonner Trainer Michael Koch nicht, weil seine Baskets das Auftaktspiel am Montag gewonnen haben. Und Marco Baldi, der Geschäftsführer von Alba Berlin, bezeichnet die Münchner als Geschenk, das der Liga einen Schub geben soll.

Sport 1 verspricht sich höhere Einschaltquoten, wenn die Bayern spielen, und auch die Kassierer der Bundesliga-Konkurrenten reiben sich schon die Hände. In Bonn hätte man statt 6000 auch 10.000 Karten verkaufen können, das Gastspiel der Bayern in Bamberg ist längst ausverkauft, und die Bremerhavener ziehen nach Bremen um, weil dann statt 4000 sogar 10.000 Besucher auf den Tribünen Platz finden. Große Sympathien dürfen die Bayern nicht erwarten, wie schon am Montag in Bonn zu sehen und zu hören war. „Kein Problem“, sagt Bauermann, „die Zuschauer haben das Recht, uns auszubuhen. Das müssen wir aushalten, wir sind Profis.“