Bonn. . Dirk Bauermann hat bei Bayern München noch Arbeit vor sich. Bei der Rückkehr nach 22 Jahren Abstinenz im Oberhaus gab es für die Münchener gegen die Telekom Baskets aus Bonn eine 76:80-Niederlage.

Als Dirk Bauermann eine halbe Stunde nach dem Abpfiff das Blatt mit der detaillierten Spiel-Statistik studierte, zog er einige Male die Augenbrauen in die Höhe und schüttelte missbilligend den Kopf. Der Trainer des Basketball-Bundesligisten Bayern München sah Schwarz auf Weiß, dass er mit seiner Mannschaft noch viel arbeiten muss, um die hoch gesteckten Ziele des Klubs erreichen zu können. Mit 76:80 (72.72, 38:37) nach Verlängerung ging das erste Bundesligaspiel der Bayern nach 22 Jahren Abstinenz im Oberhaus bei den Telekom Baskets Bonn verloren.

"Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Da passt noch einiges nicht zusammen", sagte Bauermann. Der gebürtige Trainer hat zwar ein Faible für schwarze Kleidung, doch schwarz sieht er trotz des ersten Patzers nicht für sein Team: "Wir werden Fortschritte machen. Tag für Tag. Alles braucht seine Zeit." Dass ein Aufsteiger bei einem so etablierten Klub wie die Bonner, die in den vergangenen 15 Jahren immerhin 13 Mal die Playoffs erreicht haben, verliert, sieht auf den ersten Blick nicht überraschend aus, doch die Bayern sind eben nicht der normale Neuling, der sich erst einmal zufrieden gibt, den Klassenerhalt absichern zu wollen.

6000 Zuschauer in ausverkaufter Halle

"Mia san mia", der Slogan des deutschen Fußball-Rekordmeisters, soll möglichst bald auch für den kleinen Ableger gelten. In Bonn bekamen die Münchner gleich zu spüren, was für die Fußballer seit Jahrzehnten zum Alltag geworden ist. Gegen die Bayern will jeder gewinnen. 6000 Zuschauer in der ausverkauften Halle pfiffen die Münchner schon bei der Vorstellung gnadenlos aus, und einige sangen bereits nach nicht einmal sieben Minuten beim Stand von 20:6 wie im Fußball-Stadion den Schmäh-Klassiker "Zieht den Bayern die Lederhosen aus".

Für Nationalspieler Philipp Schwethelm, mit vier Dreier-Würfen einer der besten Münchner, kam der Fehlstart nicht überraschend. "Gegen uns ist jeder Gegner voller Adrenalin", sagte er, "da landet am Anfang fast jeder Wurf im Korb. Wir müssen uns darauf einstellen." Aber wie Bauermann ist auch Schwethelm sicher, dass sich die Bayern noch erheblich steigern werden: "Die Bonner haben drei Monate Zeit gehabt, um sich auf die Saison vorzubereiten, wir dagegen nur zwei Wochen, weil unser Trainer und vier Spieler bei der EM waren."

So sehr sich der Bonner Trainer Michael Koch über den Sturz des Favoriten freute, so realistisch analysierte er den Spielausgang: "In drei Monaten werden die Bayern nicht so leicht zu schlagen sein, weil sie dann eingespielt sind. Da haben wir ein bisschen Glück gehabt."