Tel Aviv/Istanbul. Johannes Voigtmann ist einer der Leistungsträger der deutschen Basketball-Nationalmannschaft. Er freut sich auf das Spiel gegen Frankreich.

Eigentlich ist es immer das Gleiche. Wenn Johannes Voigtmann nach Tel Aviv kommt, sieht er fast nichts von der Stadt. Er begutachtet die Halle, das Teamhotel und gewinnt während der Fahrt zwischen den beiden Stationen nur kleine Eindrücke. Egal, ob er wie in den vergangenen Tagen mit der deutschen Basketball-Nationalmannschaft in die israelische Metropole kommt, oder mit seinem Klub Baskonia Vitoria. “Ich sehe zwar nichts von der Stadt, das ist schade. Aber immerhin ist der Grund schön, warum wir hier sind”, sagt der Thüringer mit einem Grinsen.

Der Grund des jüngsten Aufenthalts ist die Basketball-Europameisterschaft, bei der Deutschland am Mittwoch die Vorrunde in Israel mit dem zweiten Platz der Gruppe B abgeschlossen hat. Gestern ging es weiter ins türkische Istanbul, wo am Wochenende die Achtelfinals gespielt werden. Deutschland trifft am Samstag auf Frankreich (14.15 Uhr/www.telekomsport.de). Voigtmann: “Wir sind heiß auf das Achtelfinale, es ist das erste für Deutschland seit vielen Jahren.”

Überraschend gute Vorrunde

Der 24-Jährige gehört zu den Leistungsträgern dieses jungen deutschen Teams, dem vor dem Turnier nur bedingt Chancen zum Erreichen der K.o.-Phase eingeräumt wurden. Umso überraschender war die Vorrunde mit drei Siegen und zwei Niederlagen, in denen Deutschlands Anführer Dennis Schröder dominierte, in denen aber auch Johannes Voigtmann zu den deutschen Schlüsselspielern zählte. In allen fünf Vorrundenspielen war er nie unter 23 Minuten im Einsatz, er erzielte im Durchschnitt neun Punkte und holte fünf Rebounds. Seine Voraussetzungen: Mit seinen 2,11 Metern ist er groß, aber auch schnell auf den Beinen. Er besitzt Spielverständnis und ist auch kräftig genug, um sich unter dem Korb gegen die europäischen Top-Spieler zu behaupten. Einen guten Wurf aus der Mitteldistanz hat Vogtmann auch.

Noch etwas zeichnet den Thüringer aus: seine Heimatverbundenheit. “Ich bin meist den ganzen spielfreien Sommer über in Eisenach, meine halbe Familie wohnt dort, Mutter, Oma, Tante. Ich lebe dann in meinem Elternhaus. Es ist ein Fixpunkt, zu dem man immer zurückkehren kann, das ist ein schönes Gefühl.” Zumal der Nationalspieler in seiner Heimatstadt auch relativ ungestört bleibt. “Ob ich in Eisenach erkannt werde?”, fragt Voigtmann lachend. “Nein, Überhaupt nicht. In Eisenach ist Basketball keine so große Nummer, da ist Handball mit dem Zweitligisten ThSV die Nummer eins. Zumal von der spanischen Liga generell nicht viel in Deutschland ankommt.”

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Was eigentlich fast ein bisschen kurios ist, ist die spanische ACB doch die stärkste Basketball-Liga in Europa. Und Voigtmann ist einer ihrer stärksten Spieler, sein Klub Baskonia aus der baskischen Provinzhauptstadt Vitoria ist neben dem FC Barcelona und Real Madrid eines der besten spanischen Teams. Die Zuschauerkulisse ist für deutsche Basketball-Verhältnisse geradezu unglaublich: 15 000 Fans peitschen das Team bei so manchem Heimspiel nach vorne. “Es ist alles super in Spanien, ich fühle mich dort mit meiner Familie sehr wohl”, sagt Voigtmann. Die Familie, das sind seine Frau und sein Hund, die ihn allerdings auch nicht so oft zu Gesicht bekommen. “Wir sind viel auf Reisen, und wenn ich zu Hause bin, ist meist vormittags Training, nachmittags ist dann Familienzeit. Aber teilweise haben wir drei Spiele pro Woche, da sitze ich häufiger in Bus und Flugzeug als auf dem Sofa zu Hause.” Vitoria spielt in neben den Liga- und Pokalspielen auch in der europäischen Königsklasse, der Euroleague. Voigtmann war in der vergangenen Saison mit einem Durchschnitt von sieben Rebounds pro Partie der viertbeste Ball-Angler im höchsten europäischen Vereinswettbewerb.

Der Eisenacher hat eine steile Karriere im Profisport gemacht. Erst besuchte er das Sportgymnasium in Jena, spielte dort für den Profiklub Science City und entwickelte sich dann beim Bundesligisten Frankfurt Skyliners zu einem der besten Center Deutschlands und zum Nationalspieler. “Spanien ist ein gutes Pflaster”, sagt Voigtmann nach einem Jahr in der Ferne. “Und Euroleague-Spieler werden auch in der NBA immer begehrter.”