Berlin. Gold für die deutsche Freistil-Staffel um Paul Biedermann, Silber für Rückenschwimmer Christian Diener. Die deutschen Beckenschwimmer haben bei der Heim-EM am vorletzten Wettkampftag stark aufgetrumpft. Bronze bejubelte Turmspringer Sascha Klein.

Im Berliner Velodrom, in dem sonst die besten Bahnradfahrer der Welt in den Steilkurven ihre Runden drehen, schwappte am Samstag die Stimmung in einer ganz anderen Sportart über. Als Paul Biedermann bei den Schwimm-Europameisterschaften im mobilen Becken das deutsche 4 mal-200-Meter-Quartett zum Gold führte, standen die Zuschauer auf den Stühlen und schrien ihre Begeisterung heraus. Noch 50 Meter vor dem Ziel lag Biedermann genau eine Sekunde hinter dem russischen Schluss-Schwimmer zurück. “Als ich ins Becken gesprungen bin, wusste ich schon, den schnappe ich mir noch”, erzählte Biedermann, der bereits im Einzel über 200 Meter die Silbermedaille gewonnen hatte.

Über 100 Meter Freistil hatte Biedermann auf seinen Start verzichtet, obwohl er auch auf dieser Strecke zu den Favoriten zählte. Nicht jeder hatte diese Entscheidung verstanden. “Die Leute sollten beginnen, mir zu vertrauen”, erklärte Biedermann am Samstagabend mit eine Prise Genugtuung in der Stimme. “Ich bin alt genug, um zu wissen, was gut für mich ist. Und ich habe nach den drei Einzel-Rennen über 200 Meter Freistil diese zwei Tage Pause benötigt.”

Der 28-Jährige Schwimm-Profi aus Halle kostete mit seinen drei Staffel-Kollegen Robin Backhaus, Yannick Lebherz und Clemens Rapp das Gold richtig aus. Erst sang das Quartett textsicher die Hymne mit, dann ließen sie sich auf einer Ehrenrunde ausgiebig feiern. “Wir wollten dem Publikum einiges zurückgeben”, sagte Lebherz, der am Sonntag noch über 400 Meter Lagen an den Start geht. “Was die Zuschauer hier veranstaltet haben, war erste Klasse. Sie haben uns nach vorne getrieben.”

Es war nicht der einzige Anlass für die deutschen Schwimm-Fans, am vorletzten Tag der europäischen Titelkämpfe in der Hauptstadt eine deutsche Medaille zu bejubeln. Christian Diener hatte zuvor über 200 Meter Rücken in persönlicher Bestzeit von 1:57,16 Minuten Silber gewonnen. Der 21-Jährige war sehr mutig angegangen. Im Halbfinale war ihm dann ein wenig die Kraft ausgegangen. Doch im Finale klappte die Taktik. “Nachdem ich angeschlagen habe, sind alle Sterne vom Himmel gefallen”, erklärte Diener. “So ein geiles Gefühl. Ich wollte hier unbedingt eine Medaille gewinnen, sonst wäre ich hier nicht weggegangen.” Jan-Philip Glania, Bronzemedaillengewinner über 100 Meter, belegte beim Sieg des Olympia-Vierten Radoslaw Kawecki (Polen/1:56,02 Minuten) Platz sieben.

Deibler verpasst Bronze

Unzufrieden verlief der Tag für Steffen Deibler. Der Hamburger verpasste über 100 Meter Schmetterling als Fünfter trotz lautstarker Unterstützung von den Tribünen um neun Hundertstelsekunden Bronze. Olympia-Vierter, WM-Vierter und nun auch bei der EM nur Fünfter. Der Traum von der ersten internationalen Medaille bei einem Langbahn-Rennen platzte erneut. “Ich habe alles versucht, aber war nicht schnell genug”, sagte der Kurzbahn-Weltrekordler nach 52,01 Sekunden. “Die Stimmung war geil, doch das Ergebnis ist nicht das, was ich mir erhofft habe.”

Die Essenerin Isabelle Härle zeigte, dass sie nicht nur im Freiwasser, sondern auch im Becken europäische Klasse hat. Im Freiwasser hatte es vor einer Woche zu Gold über fünf Kilometer und Bronze mit dem deutschen Team gereicht. Über 1500 Meter schlug sie am Samstag im Velodrom in 16:17,55 Minuten an. “Sechster Platz und neue Bestzeit, das ist für mich ein tolles Ergebnis”, freute sich die Essenerin.