Berlin. Paul Biedermann reckte nach Staffel-Gold triumphierend die Faust in die Höhe, Christian Diener hing nach Silber völlig ausgepowert auf der Leine.

Mit Platz zwei in einem packenden Rennen ließ Rückenschwimmer Diener die EM-Stimmung in Berlin hochkochen, bei der abschließenden Staffel wurde das Velodrom dann endgültig zum Hexenkessel. Schlussschwimmer Biedermann führte das Quartett aus ihm, Robin Backhaus, Yannick Lebherz und Clemens Rapp zum Sieg über 4 x 200 Meter Freistil. "Die Jungs haben tolle Arbeit gemacht. So macht das Spaß mit der Kulisse im Rücken", betonte Biedermann.

Diener hatte zuvor mit letzter Kraft wiederholt noch im Becken die Faust geballt. Nach seinem mutigen Angriff war er fix und fertig. "Nachdem ich angeschlagen habe, sind alle Sterne vom Himmel gefallen", erklärte der 21-Jährige nach der persönlichen Bestzeit von 1:57,16 Minuten über die 200 Meter. "So ein geiles Gefühl. Ich wollte hier unbedingt eine Medaille gewinnen, sonst wäre ich hier nicht weggegangen." Jan-Philip Glania, Bronzemedaillengewinner über 100 Meter, belegte beim Sieg des Olympia-Vierten Radoslaw Kawecki (Polen/1:56,02 Minuten) Platz sieben.

Dagegen fehlten Steffen Deibler über 100 Meter Schmetterling als Fünfter trotz lautstarker Unterstützung von den Rängen neun Hundertstelsekunden auf Bronze. Olympia-Vierter, WM-Vierter und auch bei der EM wurde es beim Sieg von Konrad Czerniak (Polen/51,38) nichts mit der ersten internationalen Medaille bei einem Langbahn-Rennen. "Ich habe alles versucht, aber war nicht schnell genug", sagte der Kurzbahn-Weltrekordler nach 52,01 Sekunden. "Die Stimmung war geil, aber das Ergebnis ist nicht das, was ich mir erhofft habe." Bruder Markus feuerte mit nacktem Oberkörper an, das deutsche Team hielt eine Deutschland-Fahne hoch. Doch beim Anschlag lag Steffen Deibler auf Rang fünf.

"Auf den letzten 20, 25 Metern hat ihn ein bisschen das Stehvermögen verlassen", analysierte Chef-Bundestrainer Henning Lambertz im ZDF. Deibler blieb hinter seinen Möglichkeiten, dagegen stellte Isabelle Härle in 16:17,55 Minuten eine persönliche Bestzeit über 1500 Meter Freistil auf. In den Medaillenkampf konnte die Freiwasser-Europameisterin damit aber nicht eingreifen. Der Titel ging an die Spanierin Mireia Belmonte in 15:57,29 Minuten. Es war nach drei Medaillen das erste Gold für die Spanierin in Berlin.

Gefeiert wurden aber vollem die deutschen Staffel-Jungs nach 7:09,00 Minuten - und hatten den eigenen Trainer überrascht. "Nach der Hälfte habe ich maximal mit Platz zwei gerechnet", erklärte Frank Embacher. Völlig ausgelassen jubelte der Heimtrainer, als Biedermann von Platz drei zum Titel raste.

Siege gab es für Francesca Halsall (Großbritannien) in 27,81 Sekunden über 50 Meter Rücken, Federica Pellegrini (Italien) in 1:56,01 Minuten über 200 Meter Freistil und den Briten Adam Peaty in 27,00 Sekunden über 50 Meter Brust. Hendrik Feldwehr (Essen) wurde hier in 27,72 Sekunden Achter.

Gleich in zwei Finals steht Dorothea Brandt am Sonntag. Über 50 Meter Brust erreichte die Essenerin in 30,79 Sekunden als Drittplatzierte beider Halbfinale den Endlauf, über 50 Meter Freistil war sie die Viertbeste in 24,60. Als Sechstbeste über 200 Meter Schmetterling kam Franziska Hentke in 2:09,03 Minuten weiter. Im Gegensatz zu Hentke und Brandt schied Caroline Ruhnau in 31,79 über die 50 Meter Brust aus.