Essen. Julian Reus hat mit seinem Sprint-Rekord einen ungünstigen Zeitpunkt erwischt. Denn weit über den Sport hinaus redet man nicht so sehr über ihn, sondern über Markus Rehm, den Paralympicssieger, der nun bei den Deutschen Meisterschaften triumphierte. Ein Kommentar.

Der Wattenscheider Julian Reus weiß vermutlich auch heute noch nicht, was er von seinem Wochenende halten soll. Er ist, einerseits, die 100 Meter in 10,05 Sekunden gesprintet, so schnell wie noch kein Deutscher vor ihm. Diese 100 Meter sind die Königsdisziplin der Leichtathletik, und dieser Sport führt den Menschen mit so ursprünglicher Kraft wie kein anderer an seine Grenzen: Wie weit, wie schnell, wie hoch geht es noch?

Reus hat, andererseits, einen ungünstigen Zeitpunkt erwischt. Denn weit über den Sport hinaus redet man nicht so sehr über ihn, sondern über Markus Rehm, den Paralympicssieger, der Neuland betreten hat. Rehm, der eine Unterschenkelprothese trägt, gewann den Weitsprung mit 8,24 Metern, er ist jetzt Deutscher Meister.

Ist das ein fairer Wettbewerb?

Und nun diskutieren die Menschen: Soll das so sein? Kann High-Tech ein menschliches Bein nicht nur ersetzen, sondern verbessern? Ist das noch fairer Wettbewerb? Es sind Fragen, die der Sport wird klären müssen. Über den Sport hinaus aber zeigt Markus Rehm, was möglich ist: Wir machen Fortschritte auf dem Weg zu einer Gesellschaft, die Menschen mit und ohne Behinderung gleiche Chancen einräumt.