Klaas-Jan Huntelaar ist der Niederlande-Retter gegen Mexiko
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Fiortaleza. .
Von der Toilette zum Matchwinner beim Einzug ins Viertelfinale: Drei Spiele lang wartete Klaas-Jan Huntelaar vergeblich auf einen WM-Einsatz in Brasilien, und dann musste er sich vor seiner Einwechslung erst noch schnell erleichtern. „Wir sollten so viel trinken, und ich musste noch mal pinkeln“, sagte der Siegtorschütze der Niederlande nach dem 2:1 (0:1)-Sieg gegen Mexiko. Nach einem Foul an Arjen Robben entschied der Strafstoß des Schalkers in der vierten Minute der Nachspielzeit das Hitzeduell vor 58 817 Zuschauern im Estadio Castelao von Fortaleza. Erst in der 88. Minute war Wesley Sneijder das 1:1 gelungen.
„Die Spieler haben gezeigt, dass sie bis zum Schluss den Glauben hatten. Sonst schaffst du das nicht“, sagte Bondscoach Louis van Gaal, der beim Einwechseln wieder einmal eine glückliche Hand bewies.
In Huntelaar brachte er im dritten Spiel nacheinander den entscheidenden Mann von der Bank. „Das ist es, worauf du wartest. Da träumst du von, wenn du so spät noch reinkommst. Dass es dann noch klappt, ist einfach fantastisch“, sagte der Siegtorschütze, der Mexikos überragendem Keeper Guillermo Ochoa keine Chance ließ. „Arjen hatte den Ball erst und fragte, ob ich ihn schießen will. Und dann hatte ich ihn. Es war ein purer Adrenalinkick. Die beste Droge, die es gibt“, gestand Huntelaar.
Trost vom Staatschef
„Das ist wieder unglaublich. Das war aber verdammt schwer. Wir müssen nun weitermachen wie bisher. Wir sind gut, ich glaube an uns“, sagte Robin van Persie. Der Torjäger hatte eine Viertelstunde vor Schluss für Huntelaar seinen Platz geräumt.
Derweil haderten die Mexikaner, die ihre erste Viertelfinal-Teilnahme seit 1986 dicht vor Augen hatten, mit ihrem Schicksal. „Das Ergebnis ist ungerecht. Bei einer WM läuft es immer gegen Mexiko“, lamentierte Trainer Miguel Herrera, der sich sogar betrogen fühlte. „Bei den vier Spielen, die wir hatten, war der Schiedsrichter dreimal eine Katastrophe“, sagte Herrera und äußerte Unverständnis über den Elfmeterpfiff. Er kritisierte zudem, dass ein Europäer das Spiel leitete.
Giovani dos Santos (48.) schien der „Tri“ mit seinem Treffer in der 48. Minute den Weg zum größten Erfolg seit 28 Jahren geebnet zu haben. Nach der Entscheidung sanken die Spieler tief enttäuscht und entkräftet zu Boden. Aus der Heimat spendete Präsident Enrique Peña Nieto Trost und munterte das Team via Twitter auf. „Danke für die Hingabe und für das unermüdliche Kämpfen. Danke Trainer Miguel Herrera. Euer Land wird nicht aufhören, an euch zu glauben“, schrieb der Staatschef unmittelbar nach dem Spiel.
Bei Temperaturen weit jenseits der 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit waren vor allem die Niederlande lange Zeit darauf bedacht, kein zu hohes Tempo anzuschlagen. Aber drei Minuten nach dem Seitenwechsel brachte dos Santos die Niederländer an den Rand eines WM-Aus. Der Mexikaner schüttelte im Laufduell zwei Niederländer ab und zog aus 22 Metern ab – Keeper Jaspar Cillessen reagierte zu spät und bekam den tückischen Aufsetzer nicht mehr zu packen.
Doch der Rückstand brachte die bis dahin torhungrigste Mannschaft des Turniers mächtig auf Trab. Robben scheiterte in der 74. Minute am glänzend reagierenden Ochoa, der zuvor auch einen Schuss von Stefan de Vrij aus vier Metern Entfernung entschärft hatte (57.). Die Niederländer erhöhten am Ende noch einmal das Tempo. Während van Gaal weiter ruhig auf der Bank saß, tigerte Mexikos Coach Herrera angesichts des zunehmenden Drucks der Oranje-Elf nervös am Spielfeldrand auf und ab. Und in der Schlussphase schlugen die Niederländer tatsächlich noch zweimal zu.
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