Magdeburg. . Die deutsche Nationalmannschaft verpasst nach einem 28:29 im Rückspiel der WM-Qualifikation gegen Polen die Teilnahme an der WM 2015. Bundestrainer Martin Heuberger steht nach der Horrorbilanz von drei verpassten Turnieren vor der Ablösung.
Handball in der Wüste. Auf dieses Ziel war Hendrik Pekeler fokussiert. „Ich habe ein halbes Jahr darauf hingearbeitet“, sagte der Kreisläufer vom TBV Lemgo. 2,03 Meter groß ist der Schleswig-Holsteiner, auf dem Handballfeld ein Riese, aber nach der 28:29 (14:10)-Niederlage gegen Polen von Magdeburg war er förmlich in sich zusammengesackt. Denn damit war, nach dem 24:25 im Hinspiel, sein Traum von der WM im Katar (15.-31. Januar 2015) geplatzt. „Jetzt bin ich einfach nur leer“, sagte Pekeler und schlich von dannen.
Dass Bob Hanning, der Vizepräsident Leistungssport, dem Mittelblock aus Pekeler, 22, und dem Kieler Patrick Wiencek just eine glorreiche Zukunft vorausgesagt hatte („die Beiden können den deutschen Handball prägen“) – Pekeler registrierte das nicht, obwohl er in seinem 20. Länderspiel zu den besten deutschen Profis gezählt hatte. „Als es darauf ankam, in der zweiten Halbzeit, haben wir einfach nicht mehr gut verteidigt, und vorn habe ich zu viel verworfen, wie kann ich da zufrieden sein?“, fragte Pekeler.
Große Enttäuschung nach der Begegnung
KommentarMagdeburg, das sollte ja ein Ort des Aufbruchs für den deutschen Handball sein, ein wichtiger Schritt für die neue Führung des Deutschen Handball-Bundes (DHB) auf dem Weg, den Verband zu reformieren. Nun steht Magdeburg für eine Verschärfung der Krise, die schon seit der EM 2010 andauert. „Es wird weitergehen, aber es macht unsere Arbeit nicht leichter“, sagte DHB-Präsident Bernhard Bauer. Einen „Schaden“ bilanzierte Hanning. „Wir brauchen uns nichts vorzumachen: Die größte Werbekampagne ist nichts im Vergleich zur Nationalmannschaft.“
Drei verpasste Turniere (Olympia 2012, EM 2014, WM 2015) – so lautet die Horror-Bilanz des Bundestrainers Martin Heuberger, der das Amt im Sommer 2011, nach einem desaströsen elften Platz bei der WM in Schweden, von Heiner Brand übernommen hatte. Die Enttäuschung in der Getec-Arena war so groß, weil dem Gegner mit Bartlomiej Jaszka (Füchse Berlin) die Führungsfigur in der Offensive fehlte, und auch der Halblinke Mariusz Jurkiewicz, der sieben Tore im Hinspiel erzielt hatte, passen musste.
Insofern wirkte es etwas kläglich, wenn Heuberger sich über die Verletzung Wienceks in der 14. Minute beklagte („Drei Polen haben ihn zusammengeschlagen“). Beim polnischen Gegner wunderte man sich, dass Torwart Silvio Heinevetter, der in Halbzeit eins grandios gehalten hatte, trotz eines Leistungsabfalls nicht gegen Johannes Bitter ausgewechselt wurde.
Glandorf denkt an Rücktritt
Auch wenn Heuberger bei vielen Spielern beliebt ist, dürfte der DHB den Vertrag des Schutterwalders, der zum 30. Juni ausläuft, nicht verlängern. Man werde sich am Dienstag beraten und am Mittwoch eine Analyse mit Heuberger durchführen, sagte Hanning. „Und dann wird schnell eine Entscheidung fallen.“ Die Trainerfrage drängt, weil schon im Oktober die ersten Qualifikationsspiele für die EM 2016 in Polen anstehen. Die Lage vor allem im Rückraum dürfte noch kritischer geraten, da Holger Glandorf an einen Rücktritt denkt.