Berlin. Die Essenerin Dorothea Brandt gewann bei den Deutschen Schwimm-Meisterschaften in Berlin über 50 Meter in der Brust-, Freistil- und Schmetterling-Lage vier Einzel-Titel. Die Erkenntnisse nach den nationalen Titelkämpfen für die Heim-Europameisterschaft im Sommer in Berlin.

Auftauchen, wieder auftauchen. Wenn Christa Thiel, die Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes, ihre Zielsetzung propagiert, dann wählt sie immer wieder diese Worte. Nach dem Debakel bei den Olympischen Spielen 2012, als das deutsche Team erstmals seit 80 Jahren ohne Edelmetall blieb, wollen die deutschen Schwimmer bei der Heim-Europameisterschaft im August in Berlin wieder positive Schlagzeilen schreiben. Bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin bewiesen sie, dass die Hoffnung auf bessere Zeiten berechtigt ist. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse der nationalen Titelkämpfe.

Die Alleskönnerin

Die Essenerin Dorothea Brandt kann im Wasser (fast) alles. Mit 30 Jahren ist sie nicht gerade ein Nachwuchstalent, aber in Essen hat sie jetzt mit den früheren Weltklasseschwimmern Mitja Zastrow und Mark Warnecke das ideale Trainergespann gefunden. Zastrow kümmert sich um die nötigen Trainingskilometer und die richtige Lage im Wasser. Warnecke lässt sie an Land ein ausgeklügeltes Krafttrainingsprogramm machen. Die Methode scheint genau die richtige für Brandt zu sein, die ihren bisher größten Erfolg 2010 als Kurzbahn-Europameisterin über 50 Meter Brust feierte. In Berlin gewann sie über 50 Meter in der Brust-, Freistil- und Schmetterling-Lage.

Das schwache Geschlecht

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Brandt ist als Dritte der Weltjahresbestenliste über 50 Meter Brust ein heißer Tipp auf eine EM-Medaille. Außer ihr haben allerdings nur Schmetterling-Spezialistin Franziska Hentke und vielleicht noch Rückenschwimmerin Jenny Mensing Chancen, bei der EM unter die besten Drei zu kommen. Die Männer haben den Frauen klar den Rang abgeschwommen. Ganz bitter sieht es für die Freistil-Staffeln aus. Einst waren sie Medaillengaranten, jetzt müssen sie wahrscheinlich zuschauen. Dorothea Brandt ist auf ihrer Nebenstrecke 100 Meter Freistil beste Deutsche. Das sagt alles. Noch ist nicht das letzte Wort gesprochen, aber Brandt ist skeptisch: „ Wir haben in den vergangenen Jahren zu oft den Fehler gemacht, dass wir Staffeln an den Start gebracht haben, die nicht konkurrenzfähig waren.“

Der Rückkehrer

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Paul Biedermann unterstrich schon am Freitag über 400 Meter Freistil, dass er zwar noch längst nicht so stark ist wie bei seinen WM-Erfolgen 2009, doch mit dem 27-Jährigen ist wieder zu rechnen. Über 100 Meter Freistil hängte er erstmals die Spezialisten ab und über 200 Meter war in diesem Jahr nur der französische Olympiasieger Yannick Agnel schneller. „Es war anstrengend. Ich habe hier ganz schön Körner gelassen, aber ich bin auf dem richtigen Weg“, freute sich Biedermann.

Medaillen-Tipps

Neben Biedermann und den Freistil-Staffeln der Männer sind Steffen Deibler sowie die Brustspezialisten Marco Koch und Hendrik Feldwehr bei der EM vorn zu erwarten. Sie sind in der Weltjahresbestenliste unter den Top 3. Deibler steht über 100 Meter Schmetterling sogar vor den US-Stars Michael Phelps und Ryan Lochte.

Die Talente

Die Etablierten haben vor der EM rechtzeitig wieder die richtige Welle erwischt. Die Talente lassen dagegen noch auf sich warten. Ausnahme: Rückenschwimmerin Sönnele Öztürk. Mit 15 ist sie schon 1,90 Meter groß. Kein Wunder: Ihr Vater ist der Ex-Basketball-Europameister Teoman Öztürk.