Baltimore. . Der US-Schwimmer Michael Phelps, der bei Olympischen Spielen abgeräumt hat wie kein zweiter Athlet, hat offenbar genug vom Ruhestand und vom Golf. Ziel der Rückkehr sollen die Spiele 2016 in Rio de Janeiro sein.

„Wenn ich etwas will, dann tue ich alles dafür und erreiche es auch. Ich gehe einfach raus und mache es.“ Die schlichten Sätze hat Michael Phelps in einem Interview gesagt. Lange bevor der erstaunlichste und erfolgreichste Olympiateilnehmer der Geschichte im August 2012 in London nach viermal Gold und zweimal Silber dem Chlorgeruch im Schwimmbecken für immer den zum V geformten Rücken kehren wollte. Wollte.

Fünf Trainingseinheiten pro Woche

Seit gestern gilt die Selbstbeschreibung nicht nur in der Szene der Wassersportler als Anmeldung für ein spektakuläres Comeback. Der 18-fache Olympia-Goldmedaillengewinner aus Baltimore testet beim Arena Grand Prix in Mesa/Arizona vom 24. bis 26. April nach fast zweijähriger Pause über 50 und 100 Meter Freistil sowie über 100 Meter Schmetterling erstmals seine Wettkampf-Verfassung nach 20 Monaten Vorruhestand. Weitere Auftritte in North Carolina und Kalifornien sollen folgen. Vielleicht auch im August die US-Meisterschaften.

Im sportfanatischen Amerika schaffte es die Meldung in alle Hauptnachrichtensendungen und löste weit über die Schwimmerwelt hinaus Begeisterung aus. Vergleichbar mit dem Moment, als Basketball-Legende Michael „Air“ Jordan einst wieder die Stiefel schnürte.

Dass die Rückkehr für den 28-jährigen Phelps auf die Schwimmbühne keine laxe Unternehmung gegen die Langeweile ist, hat sein Leib-und-Magen-Trainer sowie Ersatzvater Bob Bowman mit der gewohnten Untertreibung bereits der „Baltimore Sun“ bestätigt: „Ich glaube nicht, dass er da hinfahren wird, um sich zu blamieren.“

Seit acht Monaten trainiert der zigfache Weltrekordler, der sich bereits im vergangenen November wieder im Testpool der Anti-Doping-Agentur USADA angemeldet hatte, regelmäßig fünf Mal in der Woche im Schwimm-Mekka an der US-Ostküste im „North Baltimore Aquatic Club“; eine Autostunde nördlich von Washington gelegen. Er genieße das Gefühl „wohliger Erschöpfung nach einem harten Trainingstag“, sagen Leute, die ihn beobachten dürfen. Trainingspartner sind unter anderen der französische Doppel-Olympiasieger Yannick Agnel, Lotte Friis aus Dänemark und die US-Stars Allison Schmitt und Conor Dwyer.

Phelps’ Pensum sei „ganz ordentlich“, sagt Bowman, aber noch weit von dem entfernt, was Hochleistungsschwimmer absolvieren müssen. Mesa werde für seinen Schützling eine erste Standortbestimmung. „Von da aus sehen wir weiter“. Auch in Richtung Rio 2016? „Vielleicht.“

Die Rechnung macht der frühere Spitzenschwimmer und dreifache Olympiasieger Rowdy Gaines auf, der heute als TV-Kommentator sein Geld verdient: „Wenn Roger Federer mit 32 noch Spitzen-Tennis abliefert, wenn Peyton Manning mit 38 noch ins Football-Finale einzieht – warum soll Michael Phelps in Rio de Janeiro nicht seine Kollektion von 22 Olympia-Medaillen um eine oder zwei erweitern können?“ Phelps wäre 31, wenn 2016 die Sommerspiele stattfinden. Es wäre für ihn, der einmal sagte, mit 30 niemals mehr schwimmen zu wollen, Olympia Nummer fünf. Pieter van den Hoogenband, Phelps Ex-Rivale aus den Niederlanden, glaubt bereits heute an einen Erfolg in Brasilien. „Michael ist jung genug. Und er hat immer noch die nötige Einstellung und die richtigen Leute um sich.“

„Golfspielen ist kein Ersatz“

Wenn er es denn wirklich wissen will. Phelps selbst hält sich noch bedeckt. In Baltimore hieß es gestern, er werde erst nach den Testrennen Stellung nehmen zu seinen Ambitionen. Wie sie sich erklären könnten, ist für Trainer Bowman klar. „Golfspielen ist kein Ersatz. Er hat einfach erkannt, dass Schwimmen sein Ding ist, dass es das ist, was er am besten kann und dass er noch Möglichkeiten hat.“

Risiken im Falle eines Scheiterns sieht er nicht. „Ein missglücktes Comeback wäre ein kurzes Kapitel am Ende einer Rekord-Karriere“, schreibt stellvertretend die USA Today. Sollte sich Phelps offiziell für eine Rückkehr ins Wasser entscheiden, gilt der Anfang: „Wenn ich etwas will, dann tue ich alles dafür und erreiche es auch. Ich gehe einfach raus und mache es.“