Los Angeles. Der amerikanische Schwimm-Olympiasieger Mark Spitz hat schon lange damit gerechnet, dass der Rückzug von Michael Phelps vom aktiven Schwimmsport nur von kurzer Dauer sein würde. In einem Interview der Nachrichtenagentur dpa erklärt der 64-Jährige, warum.
Wird Michael Phelps wieder so dominant sein wie früher?
Mark Spitz: Gute Frage. Er war nicht so lange weg, er hat sich nicht für fünf, sechs Jahre zurückgezogen. Ich weiß nicht, ob er wirklich aufgehört hat zu trainieren. Er ist in Form geblieben, weitergeschwommen, auch wenn er nicht für Wettbewerbe trainiert hat. Ich glaube, es wäre einfacher für ihn, sich auf eine, vielleicht zwei Strecken zu konzentrieren und nicht auf sechs oder acht. Er ist der erfahrenste Schwimmer der Welt, er kommt zurück, um zu gewinnen.
Er glaubt daran. Er würde es nicht tun, wenn er nicht überzeugt wäre, dass er sehr erfolgreich sein wird. Ich fände es fantastisch, wenn er es zu den Olympischen Spielen in Rio schaffen würde und wenn er auch nur in einer Disziplin antritt und gewinnt.
Wird der Druck auf Phelps diesmal höher sein?
Spitz: Ich glaube, es wird anders sein. Als er nach seinen Erfolgen in Peking bei den Olympischen Spielen in London angetreten ist, haben die Leute von ihm acht Medaillen erwartet. Das glaube ich diesmal nicht. Die Menschen wollen wissen, auf welche Strecken er sich konzentrieren wird. Das wird er meiner Meinung nach nicht jetzt tun, er wird noch ein Jahr oder so warten. Er hat nichts zu verlieren. Wenn ich heute aktiv wäre und Phelps sich entscheidet, in meiner Disziplin anzutreten, ich glaube, dann wäre ich sehr nervös.
Braucht der Schwimmsport jemanden wie Phelps?
Spitz: Ich glaube, dass es dem Schwimmsport hilft. Er hat viele Fans, die seine Karriere verfolgt haben. Und als er sich entschied, sich zurückzuziehen, war die Enttäuschung groß. Wenn ein Sportler sich entscheidet, seine Karriere zu beenden, dann muss die Öffentlichkeit das respektieren, auch wenn man persönlich vielleicht enttäuscht ist. Aber nun gibt es einen Neubeginn, und ich freue mich darauf mitzuverfolgen, wie es weitergeht.