Essen. Nachdem der ehemalige Fußball-Profi Thomas Hitzlsperger seine Homosexualität öffentlich gemacht hat, meldeten sich zahlreiche Prominente aus Sport und Politik zu Wort und loben Hitzlsperger für seinen Mut. Sie alle hoffen, dass der Schritt eine Ermutigung für andere Fußballprofis ist.
Der frühere Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP): "Dieser Mut verdient größten Respekt. Der Schritt in die breite Öffentlichkeit liest sich viel leichter, als er tatsächlich ist." Westerwelle sagte, er erhoffe sich von Hitzlspergers Entscheidung, seine Homosexualität öffentlich zu machen, "Ermutigung, Respekt und Anerkennung für die vielen, die im Hinblick auf ihre gleichgeschlechtliche Orientierung noch mit sich, ihrem Umfeld und der Gesellschaft ringen". Westerwelle hatte seine Homosexualität bereits vor Jahren bekanntgemacht.
Auch die Bundesregierung lobte den Mut Hitzlspergers. Regierungssprecher Steffen Seibert wertete es am Mittwoch in Berlin als gut, "dass er über etwas spricht, was ihm wichtig ist, was ihn möglicherweise auch befreit". Er sagte: "Wir leben in einem Land, in dem niemand Angst haben sollte, seine Sexualität zu bekennen nur aus Angst vor Intoleranz." In den vergangenen Jahren habe Deutschland hier schon enorme Fortschritte gemacht. "Wir leben im Großen und Ganzen im Respekt voreinander unabhängig davon, ob der Mitmensch Männer liebt oder Frauen liebt." Fußballer würden danach beurteilt, ob sie sich auf dem Platz und abseits des Platzes würdig verhalten.
Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger: "Endlich hat ein Fußballer den Mut, seine Homosexualität öffentlich zu machen - zumindest in engem Zeitabstand zu seiner Karriere." Hitzlspergers Schritt habe "hoffentlich eine positive Wirkung auf die Gesellschaft und den Profifußball der Männer. Der ist nämlich nach wie vor ein hartes Geschäft, ein offener Umgang mit Homosexualität ist leider immer noch nicht selbstverständlich." Zwanziger hatte in seiner Zeit als Präsident den Deutschen Fußball-Bund für schwul-lebische Themen geöffnet und Spieler zu einem Coming-Out ermutigt. Er sagte nun zudem, es bleibe ein Risiko für einen aktuellen Spieler, offen homosexuell zu leben. "In einem Mannschaftsverband finden sich Spieler aus vielen Kulturkreisen, auch aus Kulturkreisen, die Homosexualität ablehnen. Aber ich bin zuversichtlich, dass sexuelle Neigungen im Fußball bald kein Thema mehr sind."
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Fußball-Nationalspieler Lukas Podolski hat das Coming-Out seines ehemaligen Kollegen in der Nationalelf, Thomas Hitzlsperger, als "wichtiges Zeichen" bezeichnet. Dies sei eine "mutige und richtige Entscheidung", sagte Podolski am Mittwoch auf Twitter. "Respekt, Thomas Hitzlsperger."
"Ich habe großen Respekt", sagte Grünen-Politiker Volker Beck, der selbst einer der ersten bekennenden Schwulen im Bundestag war, am Mittwoch in Berlin. Im männlichen Profi-Fußball sei Homosexualität leider immer noch ein Tabu. "Ich hoffe, dass Hitzlspergers mutiger Schritt dazu beiträgt, dass dieses Tabu endlich fällt. Es ist jetzt Aufgabe des DFB, aktiven Spielern Mut zu machen!" Schade sei allerdings, dass das Outing erst nach Beendigung von Hitzlspergers aktiver Karriere möglich gewesen sei.
DFB-Präsident Wolgang Niersbach: "Thomas Hitzlsperger war zu seiner Zeit als Nationalspieler immer ein Vorbild, vor dem ich den höchsten Respekt hatte - und dieser Respekt ist jetzt noch weiter gewachsen. Er hat sich entschieden, den Schritt in die Öffentlichkeit zu gehen, und ich stehe zu unserem Wort, dass er von uns jede erdenkliche Unterstützung bekommt."
"Tor des Monats" - Reaktionen auf Hitzlspergers Coming Out
Ligapräsident Reinhard Rauball: "Die Entscheidung von Thomas Hitzlsperger, sich als erster prominenter Fußballer öffentlich zu seiner Homosexualität zu bekennen, ist auch nach seiner aktiven Karriere ein großer und mutiger Schritt und im Kampf gegen Homophobie sicherlich wegweisend." Rauball schränkte ein, dass die Reaktionen im Falle des Outings eines aktiven Profis mit Blick auf die enorme Öffentlichkeit im Profifußball jedoch weiterhin nur schwer kalkulierbar wären. "In dieser Hinsicht tragen die Clubs als Arbeitgeber eine außerordentliche Verantwortung", meinte der Präsident des Bundesligisten Borussia Dortmund. Rauball würde vor diesem Hintergrund einem Betroffenen raten, "im ersten Schritt die Vereinsverantwortlichen wie Vorstand und Trainer sowie Mannschaftskollegen ins Vertrauen zu ziehen".
Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff: "Als Thomas noch aktiver Nationalspieler war, hatten wir von seiner Homosexualität keine Kenntnis. Er hat sich erst nach seinem Karriereende an uns gewandt und uns darüber informiert. Dass er sich nun auch öffentlich bekennt, verdient Anerkennung und Respekt."
Fechterin Imke Duplitzer, die selbst offen lesbisch ist: "Ich find's Hammer von ihm. Meinen allergrößten Respekt! Denn gerade als Fußballer ist es auch nach der aktiven Karriere bestimmt nicht einfach. Ich finde vor allem die Äußerung sehr toll, dass er mit seinem Outing die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern voranbringen möchte." (dpa)