Grenoble. Vor der Klinik in Grenoble kommen viele Fans am Geburtstag von Michael Schumacher zusammen. Die meisten sind in Ferrari-Rot gekleidet. Es fließen auch Tränen. Zu Schumachers Gesundheitszustand gibt es weiterhin nichts Neues und Familie und Fans müssen weiter um den Rekord-Weltmeister bangen.
Das rote Banner der Scuderia Ferrari leuchtete durch den grauen Dunst der französischen Alpen. Leise stimmten die Fans ein Ständchen zu Ehren ihres Idols Michael Schumacher an. Wie ein Hoffnungsschimmer wirkte die Ankunft der Tifosi vor der Universitätsklinik in Grenoble - die dunklen Regenwolken und die Sorgen um den schwer verunglückten Formel-1-Rekordweltmeister konnten die Ferrari-Anhänger jedoch auch an dessen 45. Geburtstag nicht vertreiben.
An Schumachers Gesundheitszustand hat sich am fünften Tag nach seinem Ski-Unfall im Wintersportort Meribel anscheinend nichts geändert. Die letzte Mitteilung hatte es am Mittwoch gegeben, demnach ringt Schumacher weiter um sein Leben, seine Verfassung sei allerdings stabil. Managerin Sabine Kehm hatte angekündigt, sich erst dann wieder zu äußern, wenn es etwas Neues zu vermelden gibt.
Unterdessen beschlagnahmten die französischen Untersuchungsbeamten am Freitag eine Helmkamera, die Schumacher beim Unglück getragen haben soll. Dies berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf eine Quelle aus den Ermittlungskreisen. Ob Aufnahmen auf der Kamera sind, ist noch unklar. Laut der gleichen Quelle sollen auch Schumachers 14 Jahre alter Sohn sowie dessen Freund von den Beamten befragt worden sein. Diese sollen laut vorliegenden Informationen beim Unfall anwesend gewesen sein.
Schumacher hatte bei einem Aufprall abseits der Piste trotz seines Helms schwere Kopfverletzungen erlitten und wurde in ein künstliches Koma versetzt. "Wir wollen diese Schlacht gewinnen - eine schwere Schlacht, die noch lange nicht gewonnen ist", sagte Gerard Saillant, Mediziner und Vertrauter Schumachers.
Ehefrau, Vater und Bruder am Krankenbett
Noch vor der Ankunft der ersten Tifosi hatten sich Ehefrau Corinna, Bruder Ralf und Vater Rolf ihren Weg durch die wartenden Journalisten gebahnt. Begleitet wurde die Familie Schumacher vom Weltverbands-Präsidenten Jean Todt und den besten Wünschen der Scuderia Ferrari. "Heute gibt es doppelt Grund, ihm alles Gute zu wünschen. Forza Michael!", hatte der Rennstall auf seiner Homepage geschrieben und die Fanklubs auf ihrem Weg nach Grenoble unterstützt. Schumacher hatte mit Ferrari fünf seiner sieben Weltmeistertitel gewonnen.
In Grenoble kämpfe er nun um den "Grand Prix seines Lebens", wie auf einem der Banner zu lesen war. "Alle unsere Gedanken sind bei Dir und Deiner Familie", hatten die Tifosi geschrieben. Am Nachmittag war eine stille Andacht vor der Klinik geplant.
Die Familie zeigte sich vom Auflauf gerührt: "Die unglaubliche Anteilnahme der Ferrari-Fans heute vor dem Krankenhaus hat uns schlichtweg überwältigt und zu Tränen gerührt. Wir sind zutiefst dankbar, auch für die übrigen Glückwünsche, die uns erreichen", hieß es in einem Statement auf der Homepage Schumachers.
100 Fans kamen bis zum Mittag
Trotz des Auflaufs auf dem Parkplatz - etwa 100 Fans waren bis zum Mittag gekommen - blieb es zunächst ruhig. Anhänger mit Geburtstagsgeschenken und Briefen an die Familie wurden auf dem Weg ins Krankenhaus gestoppt. Ein Tumult entwickelte sich dabei nicht, auch weil Polizei und Sicherheitsdienst auf den Andrang bestens vorbereitet waren.
Dennoch wird Schumacher auf der Intensivstation weiter von einem Sicherheitsteam bewacht. Der Körper des wohl besten Rennfahrers der Geschichte wird weiterhin heruntergekühlt, damit der Druck im Kopf abnimmt. Zweimal ist Schumacher bereits operiert worden.
Normalerweise feiert die Familie Schumacher den Geburtstag des Formel-1-Idols gerne im eigenen Chalet in Meribel, unweit der Stelle, an der er am Sonntag beim Skifahren verunglückt war und so stark mit dem Kopf auf einen Felsen aufschlug, dass ihn die Ärzte mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma ins künstliche Koma versetzen mussten. (sid)