Lenzerheide/Köln. Gute Nachrichten mit Blick auf Sotschi: 40 Tage vor den Olympischen Spielen untermauerten die DSV-Herren ihre Konkurrenzfähigkeit. Auf der dritten Etappe der Tour de Ski belegte Hannes Dotzler den zweiten Platz im Massenstart. Die deutschen Damen indes blieben chancenlos.
Die deutschen Skilangläufer sind mit einem echten Knaller ins Olympia-Jahr gestartet: Hannes Dotzler ist auf der dritten Etappe der Tour de Ski im Massenstart von Lenzerheide fast schon sensationell auf den zweiten Platz gestürmt, nachdem Sprint-Spezialistin Denise Herrmann an Silvester bereits Dritte geworden war. Herrmann und die weiteren deutschen Frauen waren indes am Sonntag beim Massenstart chancenlos.
"Wir wollten heute bei den Männern angreifen, und die Jungs haben das von Anfang an stark gemacht", sagte Bundestrainer Frank Ullrich, der in Thomas Bing (4.) und Routinier Jens Filbrich (7.) zwei weitere Läufer in den Top Ten hatte, im ZDF: "Ich bin richtig stolz. Jetzt können wir uns ganz in Ruhe weiter vorbereiten."
Knapp 40 Tage vor den Spielen in Sotschi sind die deutschen Läufer des Deutschen Skiverbandes (DSV) urplötzlich auch im Distanzbereich konkurrenzfähig. Die Frauen um Aufsteigerin Herrmann zeigten indes, dass sie im Sprint zwar Weltklasseniveau, auf den längeren Distanzen allerdings große Probleme haben - der genaue Gegensatz zu ihren männlichen Teamkollegen.
Teichmann und Angerer unter ferner liefen
Im wohl stärksten Wettkampf seiner Karriere musste sich der 23 Jahre alte Sonthofener Dotzler sich nach 15 km im klassischen Stil nur dem Kasachen Alexej Poltoranin geschlagen geben und verbuchte das beste Weltcup-Ergebnis seiner Laufbahn sowie das Ticket für die Olympischen Spiele in Sotschi.
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Enttäuschend verlief die vierte Etappe für die deutschen Routiniers. Der zweimalige Weltmeister Axel Teichmann (Bad Lobenstein wurde 36., der frühere Gesamtweltcup-Sieger Tobias Angerer kam sogar nur auf Platz 65 ins Ziel. "Sie haben noch nicht die nötige Lockerheit", sagte Ullrich: "Aber ich bin überzeugt, dass Axel und Tobi noch die Kurve kriegen."
Beide hatten schon am Dienstag beim Sprint-Sieg des Amerikaners Simeon Hamilton die K.o.-Rennen der besten 30 verpasst, Tim Tscharnke und Josef Wenzl sprinteten immerhin ins Halbfinale. Mit Platz 14 übernahm am Mittwoch der Norweger Martin Sundby die Führung im Gesamtklassement der Tour.
Beste Deutsche beim Sieg der Finnin Kerttu Niskanen im Massenstart von Lenzerheide über zehn Kilometer im klassischen Stil war Stefanie Böhler (Ibach) auf Platz 19. Herrmann (Oberwiesenthal) wurde 20. und verlor damit auch ihren dritten Platz in der Tour-Wertung, allerdings beendete die Olympia-Hoffnung die Tour auch wie geplant nach dem Rennen am Mittwoch.
Auf den vorangegangenen drei Etappen war Herrmann stets unter die besten vier gelaufen, in Lenzerheide erreichte sie an Silvester im Sprint zum vierten Mal in der Olympia-Saison das Podest. "Dass es wieder zum Podium gereicht hat, ist Wahnsinn", sagte Herrmann: "Es wird immer besser."
Björgen leidet unter einer Virus-Infektion
Bereits am Dienstag hatte die angeschlagene Nicole Fessel, Sprint-Vierte in Oberhof, auf den Start verzichtet. Wenn die Tour am Freitag mit den Distanz-Rennen von Cortina nach Toblach fortgesetzt wird, hat sich nicht nur das deutsche Team arg ausgedünnt.
Nach der Absage von Polens Topstar Justyna Kowalczyk verabschiedete sich am Mittwoch auch Norwegens Ausnahme-Läuferin Marit Björgen wegen einer Virus-Infektion, auch die bis zum Massenstart in der Gesamtwertung führende Ingvild Östberg steigt wohl aus. Favoritin auf den Gesamtsieg ist die nun in Gesamtwertung vorne liegenden Astrid Jacobsen (beide Norwegen).
In den verkleinerten Starterfelder haben die deutschen Läufer gute Chancen, die noch nötigen Resultate für die Olympia-Qualifikation einzufahren. Gerade Teichmann und Angerer stehen dabei in der Pflicht. (sid)