London. Robert Lewandowski tat sich beim 2:1 des BVB beim FC Arsenal mal wieder als einer der besten Dortmunder Borussen hervor. Und das obwohl er gefühlt ja eigentlich schon für einen anderen Verein spielt. Da stellt sich die Frage: Wäre Lewandowski in einem anderen Klub besser dran?

Seit er in London den Arsenal-Kanonieren viel von dem Feuer genommen hat, mit dem sie Fußball-Europa erobern wollten, glauben noch mehr Dortmunder, dass Robert Lewandowski Beratung benötigt. In den Tagen nach der Bundesliga-Partie gegen Hannover 96, die zwar mit 1:0 gewonnen wurde, bei der der Stürmer aber nicht nur kein Netz gelöchert hatte, ist die Debatte wieder angeheizt worden. Kann ein Mann schon mit dem Herzen bei einem anderen Klub sein und doch mit den Sinnen noch immer bei der schwarzgelben Sache? Und dann besorgte Lewandowski in Minute 83 der Begegnung auf Champions-League-Höhe dieses Tor zum 2:1 und damit drei nicht sehr, sondern enorm wichtige Punkte.

Für Arsenal mit Teammanager Arsene Wenger, der just am Trauertag den 64. Geburtstag feierte, bedeutete das: Man stand im Regen, nicht nur während des Spiels, als England dem Ruf, mit Nass gesegnet zu sein, gerecht wurde, sondern auch nachher, beim Blick der Insulaner auf das Tableau. Sechs Punkte haben sie weiterhin geladen. Sechs Punkte haben auch die Neapolitaner auf dem Konto und die Dortmunder. Arsenal jedoch muss zweimal reisen, unter anderem ins Westfälische, und die Borussia hat zwei Heimspiele vor der Brust und muss zur finalen Gruppen-Auseinandersetzung bei Olympique Marseille antreten, das dann möglicherweise Abschied vom Wettbewerb genommen haben wird. Lewandowski hatte also ein großes Werk vollbracht.

Der bei Bayern und anderen Ballsportbonzen Begehrte selbst fand vor allem seine Laufleistung beeindruckend: „Vor meinem Tor bin ich über den ganzen Platz gesprintet.” Beeindruckend war aber auch, mit welcher Energie und Präzision das gesamte Ensemble von Trainer Jürgen Klopp im späten Moment den Konterhebel angesetzt hatte. Pierre-Emerick Aubameyang brachte den Ball zu Kevin Großkreutz, sprintete in die Zentrale und lenkte damit die Aufmerksamkeit der Arsenal-Defensive auf sich. Großkreutz galoppierte mit der Kraft eines Kaltblutes über die rechte Seite, flankte: und Lewandowski vollendete. 2:1.

„Robbie tut wirklich alles“

Nach dem frühen Führungstreffer durch Henrikh Mkhitaryan (16. Minute) und dem Ausgleich durch Olivier Giroud (41.) war das der Schlusspunkt, markiert in der Phase, in der Wengers Dampfmaschine mit dem ansonsten nicht besonders wirkungsvollen Schwungrad Mesut Özil doch noch auf Hochtouren zu kommen schien. Danach genoss Klopp, der wegen seines Neapel-Gesichtsausrutschers feine Sicht von der Tribüne aus hatte, eine Reife-Demonstration: „Wie wir das in den letzten Minuten heruntergespielt haben, das war unglaublich.”

Dass „wir immer in der Lage sind, einen entscheidenden Angriff zu setzen”, gefiel dem Trainer allerdings ebenfalls. Vom Remis-Schächtelchen hoch auf das Drei-Punkte-Paket springen konnte der BVB gegen den Spitzenreiter der Premier League ja, weil er trotz „kleiner Dellen im Spiel” (Klopp) vor dem Tor überraschenderweise wie Eiswürfel im polnischen Wodka wirkte. Schalke sollte das vor dem Derby am Samstag ein wenig beunruhigen. Dortmund kann sogar ohne zweistellige Chancenzahl gewinnen.

Der Trainer fand anschließend übrigens: „Robbie tut alles, aber auch wirklich alles für diese Mannschaft.” Beratung, meinen diverse Anhänger, benötige dieser Lewandowski dennoch. Nicht durch seine kuriosen bis seltsamen Spielerberater. Eher durch einen qualifizierten Lebensberater. Klopp könnte der Richtige sein. Der weiß, dass das Gras in Nachbars Garten nicht zwangsläufig grüner sein muss als im eigenen. Der hat mit einem Blick zurück auf britische Offerten bereits im Vorfeld erklärt: „Es ist wichtig, Glück zu sehen, wenn man es hat.”