London. Vor dem Spiel gegen den FC Arsenal zweifelten Fans und Medien an der Stärke von Borussia Dortmund. Nach dem eindrucksvollen Sieg vom Dienstag sind diese Zweifel wohl ausgeräumt. Das Team von Trainer Jürgen Klopp ist auf dem Weg ins Achtelfinale. Auch dank dessen neuen Effizienz vor dem Tor.

Auf der Tribüne verlor Hans-Joachim Watzke kurzfristig den
Bodenkontakt. Der gesperrte Trainer Jürgen Klopp sprang auf, stemmte Borussia
Dortmunds Klub-Boss vor Begeisterung in die Höhe und ließ den Emotionen freien
Lauf. Auf dem Rasen standen die überglücklichen BVB-Spieler im Londoner Regen
und ließen sich ausgiebig feiern. "Das waren Emotionen pur", schwärmte Kevin
Großkreutz
und hatte auch sogleich den Plan für den Einzug ins Achtelfinale der
Champions League parat: "Der Trainer bleibt auch die restlichen drei Spiele auf
der Tribüne - und wir kommen weiter."

Nach dem 2:1 (1:1) beim FC Arsenal, dem zweiten Sieg im
dritten Gruppenspiel, und das ohne den wegen seines Ausrasters in Neapel
letztmals suspendierten Klopp, herrschte große Erleichterung. "Wir sind wieder
voll im Rennen", verkündete Klopp. Zudem hatte der BVB erstmals seit 16 Jahren
(zuletzt 1:0 bei Manchester United 1997) wieder bei einem englischen Klub
gewonnen - und das ausgerechnet beim hochgelobten Tabellenführer der Premier
League.

Rauball sieht BVB auf dem Weg ins Achtelfinale

"Man kann es uns nicht übel nehmen, wenn wir sagen, dass wir
nun eine gute Ausgangsposition für den Sprung ins Achtelfinale haben", stellte
BVB-Präsident Reinhard Rauball sachlich fest und verwies auf die Tabelle der
Gruppe F, in der Dortmund aufgrund der besseren Tordifferenz die Führung vor
den punktgleichen Teams der Gunners und des SSC Neapel
übernommen hatte.

"Wir haben sechs Punkte und noch zwei Heimspiele und somit
das Heft des Handelns in der Hand", ergänzte Watzke, der das Hochgefühl eines
besonderen Sieges zur Abrechnung mit einigen Medien nutzte. "Der Sieg ist eine
Genugtuung für mich. Wenn ich die Gazetten der letzten Tage verfolgt habe, dann
hatte man den Eindruck, da spielt der Erfinder des Fußballs gegen Borussia
Dortmund, die auch mal in der Champions League mitspielen dürfen. Ich freue
mich, dass wir die Relationen wieder zurechtgerückt haben."

Klopp lobt die Effizienz der Mannschaft

Aus allen Worten sprach großer Stolz über eine Vorstellung,
mit der die Borussia erneut eine Duftmarke im Konzert der Großen in Europa
setzte und gleichzeitig einen weiteren Schritt in ihrer Entwicklung
dokumentierte. "Wir haben hohen Aufwand betrieben, diszipliniert und
leidenschaftlich gekämpft", resümierte Klopp.

Nicht zu vergessen die Effizienz, mit der die Dortmunder im
Emirates-Stadion im Londoner Ortsteil Highbury glänzten. "Es gab Spiele, in
denen haben wir 30-mal auf das Tor geschossen und keinen Treffer erzielt, heute
waren es zwei nach drei Torschüssen. Auch das ist ein Schritt in der
Entwicklung", sagte Klopp. Sicherlich sei in einem Spiel auf Augenhöhe auch
Glück nötig, 'aber ich habe nicht das Gefühl, dass wir unverdient gewonnen
haben".

Özil konnte seine Stärken nicht entfalten

Der BVB bearbeitete Arsenal, das seine Offensivstärken mit
einem äußerst blassen Mesut Özil in keiner Phase entfalten konnte. Eine halbe
Stunde mussten die Gunners-Anhänger auf den ersten Torschuss ihrer Mannschaft
warten. Der Ausgleich von Olivier Giroud (41.) nach der frühen Führung durch
Henrikh Mkhitaryan (16.) fiel nach einer unglücklichen Aktion von Neven Subotic
und Torhüter Roman Weidenfeller.

Dass der abwanderungswillige Robert Lewandowski eine geniale
Flanke des überragenden Großkreutz mit beeindruckender Selbstverständlichkeit
zum Siegtreffer (82.) nutzte, war für Klopp keine Überraschung. "Und noch mal:
Man kann mir aus unterschiedlichen Gründen glauben, dass Robbi bis zum
Saisonende alles für uns gibt, alles für die Mannschaft tut."

Lewandowski liefert

Doch erst am Saisonende wird sich zeigen, ob die Rechnung,
auf eine Ablösesumme zu verzichten und den 25-Jährigen bis zum Vertragsende zu
behalten, die sportlich und kaufmännisch richtige Entscheidung war. Vieles
deutet nach bisher drei Toren in der Königsklasse und sechs in der Bundesliga
(dazu vier Assists) darauf hin.

Als Lewandowski mit den Fans im Regen sang und sich mit
ihnen zugleich auf das Revierderby am Samstag (15.30 Uhr/Sky und bei uns im Liveticker) bei Schalke 04
einstimmte, waren die Gunners schon lange in den Kabinen verschwunden. Nichts
war's mit dem Geschenk von Özil und Co. zum 64. Geburtstag von Teammanager
Arsene Wenger. (sid)