New York. . Als der ehemalige US-Präsident zum Finale erscheint, wackelt Serena Williams. Dann aber zeigt sie mit dem Sieg bei den US Open, warum sie so gut ist. Es war der fünfte Triumph in New York für die 31-Jährige.

Sie gewann ihren fünften Titel in New York, den 17. bei einem Grand-Slam-Turnier, der Siegerscheck fiel so üppig aus wie nie zuvor in der Geschichte des Frauentennis, aber vor allem die Sorgen auf dem Weg zum Sieg gaben der Sache eine besondere Dimension. Ohne die imponierende Gegenwehr von Viktoria Asarenka hätte sich Serena Williams vermutlich auch über ihren Triumph bei den US Open gefreut, aber es wäre nicht dasselbe gewesen. Je stärker der Wind von vorn bläst, desto mehr bedeutet es, das Ziel zu erreichen, und in diesem Fall war es kein Wind gewesen, sondern ein Orkan.

Zu Beginn war alles wie geschmiert gelaufen, aber fast hätte Bill Clinton wieder alles durcheinander gebracht. Wie weiland 2001, als der damalige US-Präsident während eines Spiels von Andre Agassi bei den French Open gegen den Franzosen Sébastien Grosjean nach einem fehlerlosen ersten Satz von Agassi erschienen war, der danach kaum noch einen Ball getroffen und das Spiel in abenteuerlich schlechter Form verloren hatte. Als er diesmal auftauchte, hatte Serena Williams ebenfalls den ersten Satz gewonnen, und sie schien im zweiten auf dem besten Weg zum Titel zu sein.

Dinge, die man selten sieht

Doch kaum wurde Mr. C. auf der großen Videowand im Arthur Ashe Stadion eingeblendet, geriet sie ins Trudeln und wirkte extrem nervös. Agassi hatte seinerzeit behauptet, er habe den prominenten Besucher überhaupt nicht bemerkt, im Fall von Williams ging die Geschichte besser aus, und am Ende trafen sich die beiden zu einem kleinen Plausch in den Katakomben.

Serena Williams feiert ihren Sieg

Ein Luftsprung nach dem Sieg: Serena Williams...
Ein Luftsprung nach dem Sieg: Serena Williams... © REUTERS
... hat ihren Titel bei den US Open am Sonntag...
... hat ihren Titel bei den US Open am Sonntag... © Getty Images
... verteidigt. Die 31-Jährige...
... verteidigt. Die 31-Jährige... © AFP
... gewann das Finale des Grand-Slam-Turniers...
... gewann das Finale des Grand-Slam-Turniers... © REUTERS
... gegen die Weißrussin Victoria Asarenka.
... gegen die Weißrussin Victoria Asarenka. © dpa
Während Williams...
Während Williams... © Getty Images
... ihren Sieg sichtlich genoss...
... ihren Sieg sichtlich genoss... © AFP
... und erleichtert feierte,...
... und erleichtert feierte,... © REUTERS
... war Asarenka tief enttäuscht. Da...
... war Asarenka tief enttäuscht. Da... © REUTERS
... flossen auch einige Tränen.
... flossen auch einige Tränen. © REUTERS
Asarenka versteckte sich unter ihrem Handtuch,...
Asarenka versteckte sich unter ihrem Handtuch,... © REUTERS
... und Williams jubelte weiter. Für die Weltranglistenerste...
... und Williams jubelte weiter. Für die Weltranglistenerste... © AFP
... war es der fünfte Sieg bei den US Open...
... war es der fünfte Sieg bei den US Open... © AFP
... und der 17. Titel bei einem Grand-Slam-Turnier. Die 31-Jährige...
... und der 17. Titel bei einem Grand-Slam-Turnier. Die 31-Jährige... © AFP
... ist die erste Tennisspielerin,...
... ist die erste Tennisspielerin,... © AFP
... die mehr als 50 Millionen Dollar an Preisgeld verdient hat.
... die mehr als 50 Millionen Dollar an Preisgeld verdient hat. © AFP
Bei der Siegerehrung...
Bei der Siegerehrung... © REUTERS
... konnte Victoria Asarenka dann auch schon wieder lächeln. Von...
... konnte Victoria Asarenka dann auch schon wieder lächeln. Von... © dpa
... Konkurrentin Williams gab's Applaus,...
... Konkurrentin Williams gab's Applaus,... © REUTERS
... die beiden scherzten...
... die beiden scherzten... © AFP
... und posierten für die Fotografen.
... und posierten für die Fotografen. © AFP
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„Ich wäre enttäuscht gewesen, wenn ich den zweiten Grand-Slam-Titel in diesem Jahr nicht gewonnen hätte“, gab sie später zu. „Ich hatte das Gefühl: Klar, ich hab die French Open gewonnen, aber bei den beiden anderen war ich nicht mal im Viertelfinale. Jetzt geht’s mir definitiv besser.” Aber es war nicht von der Hand zu weisen, dass vor allem im zweiten Satz Dinge passierten, die man selten bei ihr sieht. Nach zwei Breaks und zwingendem Spiel führte sie 4:1 im zweiten Satz und hielt den Vorsprung nicht; beim Stand von 5:3 schlug sie zum ersten Mal zum Matchgewinn auf und gab ihren Aufschlag ab; beim Stand von 6:5 schlug sie wieder zum Matchgewinn auf und kassierte noch mal ein Break; im Tiebreak führte sie 3:1, doch auch das reichte zunächst nicht zum Sieg.

Dass sie auf einmal so nervös wie eine Debütantin wirkte, sich schlecht bewegte, über den stark drehenden Wind schimpfte, der ihre Haare zu Berge stehen ließ und sein Spiel mit dem leichten Rock ihres Kleides trieb, das alles hatte einen Grund. Der stand auf der anderen Seite und schickte mit jedem Schlag die Botschaft übers Netz: Du musst mich schon fertigmachen, wenn du diesen Pokal haben willst, von mir kannst du keine Hilfe erwarten.

Asarenka kämpfte im Finale um jeden Punkt 

Viktoria Asarenka kämpfte um jeden Punkt, als sei es der letzte, und sie riskierte viel – und ohne diese Fähigkeiten ist Williams nicht zu besiegen. Es gibt nicht viele Spielerinnen auf der Tour, die diese Kombination mitbringen. Bereits im vergangenen Jahr hatte sie sich nach drei eisenharten Sätzen gegen die Weißrussin den Titel geschnappt. Damals wie diesmal gelang es ihr, den Frust über den Verlust des zweiten Satzes und die Stärke der Gegnerin für ihre eigene Motivation zu nutzen. „Sie hat die Sache in die Hand genommen“, meinte Asarenka hinterher. „Sie hat den Sieg absolut verdient.“

Mal abgesehen von all den Komplimenten, mit denen die Siegerin schließlich verwöhnt wurde, der Gewinn ihres fünften Titels in New York war auch in anderer Hinsicht bemerkenswert. Da sie vor dem Beginn des Turniers die so genannte US Open Challenge gewonnen hatte, wurde das ohnehin schon üppigen Preisgeld mit einem Bonus aufgestockt. Am Ende kamen dabei 3,6 Millionen US-Dollar zusammen, und damit steht schon ein paar Wochen vor dem Ende der Saison fest, dass ihre Bilanz anno 2013 Einnahmen von mehr als neun Millionen ausweisen wird. Soviel hatten innerhalb eines Jahres bisher nur die Herren Fededer, Nadal und Djokovic verdient.

Tränen vergossen

Viktoria Asarenka vergoss zunächst in paar Tränen; es ist wirklich brutal, wie nah sich Sieg und Niederlage auch räumlich manchmal sind. Die Verliererin saß weinend im Garten des Spielerzentrums, die Siegerin jubilierte mit ihrem großen Tross nicht weit weg davon im Gang.

Aber sie erholte sich bald wieder, und während von Williams noch lange nichts zu sehen war, saß sie schon in der Pressekonferenz und machte auch dort eine bemerkenswert gute Figur. Wenn eine Verliererin in jeder Hinsicht überzeugt, um wie viel besser muss dann erst die Siegerin sein?