Köln/Torshavn. In der Liga trifft Kevin Volland nach Belieben, jetzt soll der Hoffenheimer auch die deutsche U21 in Richtung EM schießen. Trainer Horst Hrubesch will den Torjäger direkt zum Führungsspieler machen. Erster Gegner ist der Fußball-Zwerg Färöer, wo vier Tage später auch das A-Team zu Gast ist.

Als Horst Hrubesch vor dem Abflug auf die Färöer seine Schäfchen zählte, sorgte ein neues Gesicht für gute Laune beim U21-Trainer. Kevin Volland, Torjäger von 1899 Hoffenheim und zuletzt konstant in Topform, gehört erstmals unter Hrubesch zum Aufgebot der DFB-Junioren und bekam von seinem Coach gleich den Rucksack eines Anführers aufgesetzt. „Kevin ist einer unser entscheidenden Bausteine. Er hat Führungsqualitäten, und er übernimmt diese Führung auch“, sagte Hrubesch vor dem Start der EM-Qualifikation am Freitag (20.45 Uhr) auf den „Schafsinseln“, auf denen vier Tage später auch die A-Nationalmannschaft zu Gast ist.

Beim Hrubesch-Debüt gegen Frankreich (0:0) hatte Volland noch verletzt gefehlt, nun soll er die deutsche U21 in Richtung EM schießen. Wie wertvoll der 21-Jährige ist, beweist er Woche für Woche in Hoffenheim, wo er mit drei Toren in vier Spielen einen perfekten Saisonstart erwischte. „Kevin strahlt eine körperliche Präsenz aus, durch ihn werden wir vorne noch stärker. Er war schon bei Rainer Adrion ein wichtiger Faktor“, sagte Hrubesch bei DFB-TV.

Kandidat für die A-Nationalmannschaft

Bei Hrubesch soll Volland so etwas wie die Geheimwaffe werden. Der Linksfuß ist in der Offensive auf fast allen Positionen einsetzbar, ist schnell, wendig, dribbelstark und kann Flanken schlagen. Einzig in der Rückwärtsbewegung hat der Sohn des ehemaligen Eishockey-Nationalspielers Andreas Volland noch Schwächen. „Ich bin vom Naturell her ein Spieler, der Gas gibt, der sich für die Mannschaft zerreißt“, betont Volland, der schon von Hrubeschs Vorgänger Adrion als „Kandidat für die A-Nationalmannschaft“ geadelt wurde.

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Die Erwartungen sind also gestiegen, Volland bleibt dennoch bescheiden. „Man muss das realistisch sehen: Ich habe bis jetzt noch kein einziges Mal bei der A-Nationalmannschaft gespielt. Ich bin froh, dass ich bei der U21 dabei sein darf und werde einfach Vollgas geben“, sagte der Allgäuer dem Focus. Vollgas, das der deutsche Nachwuchs in Torshavn gut gebrauchen kann.

Ein Sieg ist Pflicht

Denn dass die Färöer ein unbequemer Gegner sind, bekam Deutschlands zweiter Gegner Irland (Dienstag, 20.45 Uhr/Eurosport) bereits zu spüren. Vor den Augen von Hrubesch lagen die Iren im August in Toftir nach 14 Minuten plötzlich in Rückstand, bis zur 88. Minute stand es „nur“ 2:1 für den Favoriten. Am Ende hieß es zwar 4:1, Volland ist dennoch gewarnt: „Gegen die Färöer ist es wie im DFB-Pokal. Da sind wir mal gegen den Berliner AK rausgeflogen. Klar haben wir die bessere Mannschaft, aber wir müssen für den Erfolg auch ackern.“

Ein Sieg ist dennoch Pflicht, das gilt auch für die Partie drei Tage später in Sligo. „Wir wollen beide Spiele klar für uns entscheiden. Da dürfen wir auch nicht drüber diskutieren, die Mannschaft sieht es genauso“, sagt Hrubesch: „Wenn man mit zwei Siegen startet, wird vieles leichter. Wir müssen einen Rhythmus finden, den wir weiter mitnehmen können. Wir haben in diesem Jahr immerhin noch sechs Quali-Spiele.“

"Wir sind nicht eingespielt"

Hrubesch größtes Problem ist noch immer die kurze Vorbereitung. Nach dem frühen EM-Aus in Israel krempelte der Trainer-Rückkehrer die gesamte Mannschaft um, hatte vor Beginn der Qualifikation aber nur das Spiel gegen Frankreich zum Testen. „Wir sind sicher nicht eingespielt. Es wird ab und zu haken“, sagt der 62-Jährige, der mit dem Status quo dennoch zufrieden ist, zumal in der Partie gegen den Nachbarn besonders die Offensive ihr Potenzial andeutete. „Wir können ruhigen Gewissens in die Spiele gehen“, sagt Hrubesch. (sid)