Frankfurt. . Der FC Bayern München gewann bei Eintracht Frankfurt mit kontrollierter Offensive und Schiedsrichter-Beistand 1:0. Nach dem Spiel griff Sportdirektor Matthias Sammer den spanischen Verband an. Es ging um die beiden spanischen Globetrotter Alcantara und Javier Martinez.

Es hätte ein ruhiger Abend werden können, ganz so, wie der Nachmittag in Frankfurt weitgehend verlaufen war. Doch Matthias Sammer sah offenbar wieder einmal die Zeit gekommen, mit markigen Worten das einsetzende Wohlgefühl zu erschüttern. Reizpunkte setzen, Wachsamkeit erzeugen – all das gehört ja zu den Lieblingsbeschäftigungen des Bayern-Sportvorstands. Und ehe sich die Münchner nach dem Tor von Mario Mandzukic (13.) durch eine Volleyabnahme und ihrem danach nur selten gefährdeten 1:0 (1:0) bei der Eintracht allzu zufrieden auf den Heimweg begeben konnten, sorgte Sammer rasch für einen lauten Zwischenruf. Der zielte zwar nur bedingt auf die eigene Belegschaft, dürfte diese aber auch aufgeschreckt haben.

„Im Ummanteln der Dinge sind wir ja auch ganz gut geworden“, hob der Chefkritiker noch recht vage an, präzisierte seinen Eindruck aber nicht wirklich. Dafür geriet bei seinem Angriff auf den spanischen Fußball-Verband (RFEF) ziemlich unmissverständlich, wie er sich das zumindest bei externen Unannehmlichkeiten so vorstellt mit der Entmantelung der Dinge. „Eine Zumutung für die Spieler“, schimpfte Sammer, „vielleicht hätten wir Thiago noch über Sydney oder Melbourne schicken müssen.“

20 000-Kilometer-Trip nach Ecuador

Es ging um die beiden spanischen Globetrotter Alcantara und Javier Martinez, die mit ihrer Nationalelf unter der Woche einen 20 000-Kilometer-Trip nach Ecuador (2:0) unternommen hatten und laut Sammer in einer erbarmungswürdigen Verfassung zurückgekehrt waren. „Javi ist in einem Zustand wiedergekommen, dafür habe ich überhaupt kein Verständnis. Es ist unverschämt, was man diesen Spielern zumutet.“ Der in Frankfurt eingewechselte Thiago sei überdies „völlig kaputt und leer“ gewesen, wetterte Sammer.

Sein Auftritt war mit dem Begriff Angriff nun noch milde umschrieben, es war eher eine ungestüme Attacke. „Ich bin ja schon froh, wenn die überhaupt wiederkommen, denn auch die Kommunikation ist katastrophal. Die Einladungen kommen sauspät, und wir erfahren auch spät, wann die Spieler zurückkommen. Selbst Peps Drähte haben uns da nicht geholfen“, schloss Sammer.

Pep Guardiolas Landsleute reagierten zunächst nicht. Der Trainer der Münchner aber ergänzte noch sachkundig. „Ecuador ist weit weg“, teilte er zur allgemeinen Erheiterung mit, zudem sei Martinez wegen Adduktorenbeschwerden gar nicht erst mit nach Frankfurt gereist. Ein längerer Ausfall steht aber wohl nicht zu befürchten wie einst bei Arjen Robben, der von der Nationalmannschaft der Niederlande nach der WM 2010 in Südafrika mit einem verschleppten Muskelbündelriss zurückkehrte und sechs Monate fehlte.

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Frankfurter Treffer zu Unrecht aberkannt

Das war also der Aufreger des Tages, wenngleich die Frankfurter noch zwei Spielszenen als solche ausgemacht hatten. Denn Alexander Meier hatte für die meist harmlose Eintracht kurz vor der Pause ja eigentlich ausgeglichen, war aber wegen einer angeblichen Abseitsstellung zu Unrecht um sein Tor gebracht worden. Und kurz vor Schluss hatte Jerome Boateng auf Meiers Abschluss im Strafraum nicht astrein eingewirkt. Für Trainer Armin Veh war das „ein klarer Elfmeter“. Doch weil Schiedsrichter Peter Gagelmann vom Pfiff absah, konnten die Münchner ihren knappen Erfolg nach kontrollierter Offensive als Beleg für neue Stabilität werten.

Vor allem „zufrieden mit unserer Spielkontrolle“, sei er, bilanzierte Guardiola. Vielleicht war man aber auch einfach Zeuge zweier ziemlich zuschauerunfreundlicher Strategien geworden. „Wir wollten hier jetzt nicht Frankfurt an die Wand spielen und besonders hochkarätigen Fußball spielen“, gab Nationaltorwart Manuel Neuer an. Und Frankfurts Trainer Veh erklärte, „wir wollten heute wenig Ballbesitz haben“. Konter unterbinden und Kontersituationen schaffen – diese Ansätze standen sich also gegenüber. Heraus kam viel Leerlauf und Sammers Weckruf. Allzu ausgeprägte Wohlgefühle waren nach all dem kaum zu befürchten.