Haltern am See. Christoph Metzelder, Vizepräsident der Spielergewerkschaft VdV, äußert sich im Interview kritisch zur möglichen Einführung der Torlininientechik. Bei der TSG 1899 Hoffenheim und der “Trainigsgruppe 2“ sieht der 32-Jährige eine Grenze überschritten.

Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder beendete im Mai seine Karriere beim Fußball-Bundesligisten Schalke 04. Am Wochenende startet er mit seinem Jugendverein TuS Haltern in die Landesliga-Saison. Im Interview mit dem Sportinformationsdienst (SID) spricht der 32-Jährige über Schalkes Champions-League-Chancen, Dopingkontrollen, Hoffenheims "Trainingsgruppe 2" und warum er gegen die Einführung der Torlinientechnik ist.

Christoph Metzelder, ihr letzter Verein, Schalke 04, steht in den Play-offs zur Champions League. Warum schafft Schalke den Sprung in die Königsklasse?

Christoph Metzelder: Die Mannschaft wurde gut und intelligent verstärkt, dazu setzt man auf junge, hungrige Spieler. Der dort eingeschlagene Weg wird stringent weitergegangen. Es ist mehr Qualität vorhanden als im vergangenen Jahr, deshalb werden sie es schaffen.

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Das Team muss dabei möglicherweise auf seinen verletzten Jung-Star Julian Draxler verzichten.

Metzelder: Das wäre schon ein herber Rückschlag. Er hat sich gerade in der vergangenen Saison noch einmal enorm gesteigert. Ich erwarte mir persönlich in der neuen Spielzeit sehr viel von ihm.

Deutschland wird derzeit von der Doping-Debatte beherrscht. Die jüngst beschlossenen Blutkontrollen in der Bundesliga sind mit zwei Tests pro Verein in dieser Saison jedoch überschaubar. Sollte stärker getestet werden?

Metzelder: Die Dopingvergehen in der Bundesliga in den letzten Jahren waren zumeist auf eine missbräuchliche Verwendung von Medikamenten wie etwa Nasensprays oder Asthmamittel zurückzuführen. Das waren keine mit großer Logistik geplanten Leistungssteigerungen. Ich will nichts beschönigen und der Kampf gegen Doping ist auch im Fußball wichtig, aber ich glaube, er ist bei weitem nicht so entscheidend, wie in reinen Ausdauersportarten wie dem Radsport.

Gang und gäbe ist jedoch der Einsatz von Schmerzmitteln, sowohl im Profibereich als auch im Amateurfußball. Im Gegensatz zu Doping steigern diese Mittel nicht die Leistung, sondern machen sie erst möglich. Sind Schmerzmittel ein notwendiges Übel im Fußball?

Metzelder: Ich muss mich nur an meine Zeit erinnern, als ich verletzt oder in der Reha-Phase war, da habe ich auch jeden Tag Schmerzmittel genommen. Das gehört zum Teil auch zum Leben eines Hochleistungssportlers. Die Grenze zwischen: Wie weit kann und muss ich Schmerz ertragen und ab welchem Punkt wird es gefährlich - das ist der schmale Grat, auf dem wir uns bewegen.

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Sie haben in Ihrer Funktion als Vizepräsident der Spielergewerkschaft VdV das Vorgehen beim Bundesligisten 1899 Hoffenheim bezüglich der sogenannten Trainingsgruppe 2 kritisiert, in der aussortierte Profis wie Tim Wiese abseits der Mannschaft trainieren. Trainer Markus Gisdol hat diese Entscheidung nun als 'alternativlos' bezeichnet.

Metzelder: Ich kann das aus sportlicher Sicht verstehen. Dennoch denke ich, dass es in Hoffenheim mittlerweile über ein Maß hinausgeht, das nicht mehr in Ordnung ist. Wenn Spieler sich Karten für ein Heimspiel selber organisieren müssen, überschreitet das eine Grenze.

Hoffenheim wurde gegen Nürnberg ein korrekt erzieltes Tor nicht gegeben. Die Diskussion über technische Hilfsmittel ist neu entflammt. Wie bewerten Sie die Situation?

Metzelder: Es gibt wenig Argumente für den Status quo, aber ich bin trotzdem dafür, nichts zu ändern. Durch den Einsatz von Technik würden man den Fußball ein Stück steriler machen und wer weiß, ob man damit nicht weiteren technischen Neuerungen Tür und Tor öffnet. Durch Auf- und Abstiege hätte das zudem weitreichende Folgen bis runter in den Amateurbereich.