Barcelona. . Thomas Lurz hat die WM in Barcelona standesgemäß mit Gold über 25 Kilometer beendet. Für den nun zwölfmaligen Weltmeister, der jetzt schon 30 internationale Medaillen gesammelt hat, war es die Premiere auf der Marathonstrecke.

Der Deutsche fährt gern mit seinen Gegnern Schlitten, wie seit Jahrzehnten in den Rodel-Ergebnislisten nachzulesen ist. Seit der Schwimm-WM in Barcelona staunen die Sport-Fans über eine weitere deutsche Stärke. Während es im Becken – oder sagen wir einfach: im Hallenbad – zuletzt nicht mehr so richtig mit den Triumphen funktionierte, klappt es im offenen Gewässer für die Deutschen umso besser. Zum Abschluss der Freiwasser-Wettbewerbe im Hafen von Barcelona holten Thomas Lurz Gold und Angela Maurer Silber auf der 25-Kilometer-Distanz und schraubten damit die Bilanz ihres kleinen Teams auf sechs Medaillen (zweimal Gold, zweimal Silber, zweimal Bronze).

Wer Kilometer und Kilometer im offenen Meer, durch Flüsse, in Seen oder wie in Barcelona im Hafenbecken krault, der muss schon ein bisschen verrückt sein. Empfindlich sein dürfen die Exoten des Schwimmsports jedenfalls nicht. Wettbewerbe in kristallklaren Seen sind die Seltenheit, die olympischen Medaillen wurden 2012 im Hyde-Park, dem Entenklo von London, vergeben. Tierkadaver, Stacheldraht, Holzlatten mit Nägeln: Keine Seltenheit im Weltcup.

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Das Problem mit der Qualle

Wer sich ins Freiwasser wagt, darf nicht die Augen schließen. In Barcelona mussten die Schwimmer glücklicherweise nur im Training neben Tampons oder Kondomen schwimmen, aber trotz aller Reinigungsbemühungen blieb das Wasser trübe und ölig. Ob Thomas Lurz, der erfolgreichste Freiwasserschwimmer der Sport-Geschichte, außer zwei Gold-, einer Silber- und einer Bronzemedaille noch etwas anderes mit nach Hause nimmt, wird sich noch zeigen. Denn der 33-Jährige ist schon häufig erst nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Würzburg an einer Magen-Darm-Infektion erkrankt. Unliebsame Begleiterscheinungen einer abenteuerlichen Sportart.

Lurz hatte sich in den ersten drei Wettbewerben in Barcelona durch Reibungen an seinem Schwimmanzug Fleischwunden zugezogen. Erst mit einer Sondergenehmigung durfte er sich die Verletzungen mit einem Spezial-Tape verbinden lassen. Und dann piesackte ihn auch noch eine Qualle an der Brust. Lurz schwamm über den Schmerz hinweg. „Jetzt lege ich mich erst mal in den Hotel-Pool“, sagte der Diplom-Sozialpädagoge, „aber schwimmen werde ich bestimmt nicht.“

Nein, diese 25 Kilometer waren kein Vergnügen. „Das hat sich so gezogen. Und dann der Salzgeschmack. Ich habe gedacht, ich drehe durch“, erzählte er, nachdem er 4 Stunden, 47 Minuten und 27 Sekunden durch den Yachthafen gekrault war. Ganze vier Zehntelsekunden nach 25 Kilometern vor dem Belgier Brian Ryckeman.

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Olympia 2016? Lurz überlegt noch

Es war ein goldiges, aber auch ein einmaliges Erlebnis für den nun zwölfmaligen Weltmeister, der jetzt schon 30 internationale Medaillen gesammelt hat. Aber noch nie ist Lurz auf der Marathon-Strecke über 25 Kilometer an den Start gegangen. 18 Kilometer war bisher die längste Distanz, die er seinem Körper zugemutet hatte. Und was macht ein intelligenter Sportler, wenn er etwas völlig Unbekanntes angeht? „Ich habe mir gesagt, okay, es ist das erste Mal über 25“, antwortete Lurz, „ich halte mich zurück, ich mache nie Tempo, egal wie langsam es auch ist.“ Und so hat er erst auf den letzten Metern richtig aufgedreht. Alles gewagt, alles gewonnen.

Wie lange Lurz noch schwimmt, weiß er selbst nicht. Fest vorgenommen hat er sich den Start bei der Europameisterschaft im nächsten Sommer in Berlin. Erst dann entscheidet er, ob er ein drittes Mal den Anlauf nimmt, Olympiasieger zu werden. 2008 gewann er Bronze, 2012 Silber. Es gibt nur eine olympische Strecke. Sie ist zehn Kilometer lang. Fast ein Sprint für die Exoten des Schwimmsports.