Bamberg. Basketball-Bundesligist Phoenix Hagen hat Spiel drei der Playoff-Viertelfinalserie gegen den amtierenden Meister Brose Baskets Bamberg mit 94:104 verloren und liegt damit in der Gesamtserie 1:2 zurück. Die Hagener haderten nach der Partie vor allem mit den Schiedsrichtern.

Komplett ließ sich Phoenix Hagen vom Meister nicht abschütteln. Erst als die Emotionen auf dem Feld hochkochten, verlor der westfälische Basketball-Bundesligist im dritten Spiel der Playoff-Viertelfinalserie nicht nur drei Spieler durch Disqualifikation. Die Schwächung verhalf schließlich auch Gastgeber Brose Baskets Bamberg, der erstaunlicherweise die Tumulte am Ende des ersten Viertels ohne Strafe überstand, zum 104:94 (61:55)-Sieg. Und nicht nur Phoenix-Trainer Ingo Freyer fand: „Wenn diese Situation nicht gewesen wäre, hätten wir eine gute Chance auf den Sieg gehabt.“

Die Gäste trotz lärmender Kulisse selbstbewusst, der große Favorit merklich nervös: Nach zehn Spielminuten waren die Hagener – in ungewohnten gelben Heimtrikots angetreten – in Bamberg auf Augenhöhe. 27:27, der letzte Angriff der Gastgeber verpuffte. Doch statt zur Pausenbesprechung zu gehen, gerieten die Protagonisten auf dem Parkett böse aneinander. Den harten Ellbogeneinsatz von Bambergs Sharrod Ford gegen Ole Wendt (Phoenix-Geschäftsführer Oliver Herkelmann: „An der Grenze zur Tätlichkeit“) übersahen die Unparteiischen dabei noch geflissentlich, nicht aber den folgenden Stoß von Hagens Mark Dorris gegen Karsten Tadda. Er war Ausgangspunkt für eine ausgedehnte und ausgesprochen unübersichtliche Rudelbildung auf dem Feld.

Doch hier hatten die Schiedsrichter ausschließlich Gästespieler als Übeltäter ausgemacht, nicht aber etwa den kräftig mitwirkenden Baskets-Akteur John Goldsberry oder andere aufs Feld stürmenden Bamberger. Die Folge: Nicht nur Dorris wurde in der Viertelpause disqualifiziert und verabschiedete sich - zu den Bamberger Fans salutierend - aus der Halle, auch Bernd Kruel und Max Kramer – angeblich als einzige Ersatzspieler zur Unzeit auf dem Parkett – mussten gehen. „Eine sehr gewagte Begründung der Schiedsrichter“, beklagte Freyer, selbst sein Gegenüber Chris Fleming wollte sich vor dem Videostudium nicht auf eine Wertung festlegen. Dagegen waren sich die übrigen Hagener Verantwortlichen nach Ansicht bewegter Bilder sicher. Herkelmann: „Mindestens drei Bamberger hätten auch disqualifiziert werden müssen.“

Dezimiert im zweiten Abschnitt

So aber ging Phoenix arg dezimiert in den zweiten Spielabschnitt. Und Bamberg nutzte dies weidlich. Vier Freiwürfe erhielt der Favorit ohnehin, und bis die Hagener wieder sortiert waren, lag der Meister 40:27 (14. Minute) vorn. Aber langsam fingen sich die Gäste wieder und suchten unbeirrt ihre Chance. Larry Gordon und Adam Hess führten den Außenseiter heran, der krachende Dunking von Dino Gregory zum 48:46 (17.) sorgte für Ruhe auf dem Großteil der mit 6800 Zuschauern besetzten Ränge, nur der kleine Truppe Phoenix-Anhänger sang unentwegt. Und ließ sich darin auch nicht beirren, wenn die starken Anton Gavel und Casey Jacobsen die Hagener Aufholjagd aus der Distanz immer wieder verlangsamten.

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Da Phoenix diesmal von außen nicht so viel Treffsicherheit entwickelte und im Team die Kräfte schwanden, verlor man den Favoriten nach dem Wechsel auch allmählich aus den Augen. Doch selbst der höchste Vorsprung – beim 88:67 durch Bostjan Nachbar erreicht (28.) – brachte keine dauerhafte Sicherheit in die Aktionen des Meisters. Selbst als Freyer für das foulbelastete Stammpersonal zwischenzeitlich mit Björn Schoo und Fabian Bleck zwei Reservisten ungewohnte Einsatzzeit verschaffte, blieben die bravourös kämpfenden Gäste im Spiel.

Hagener Distanzschützen treffen nicht

Und angeführt vom schnellen Davin White verkürzten sie im Schlussviertel sogar noch einmal (95:84, 35.) und zwangen Fleming zur Auszeit. „Wenn danach Hess oder David Bell treffen, möchte ich nicht wissen, was dann hier passiert“, bedauerte Herkelmann später. Die Würfe der Phoenix-Distanzschützen drehten sich aber wieder aus dem Ring, auf der anderen Seite machten es Gavel und Ford besser.

Die Gastgeber atmeten durch, großer Jubel wollte auf den Rängen aber nicht aufkommen. Im Hagener Tross dagegen waren die Geschehnisse in der ersten Viertelpause beherrschendes Gesprächsthema, angesichts der Ungleichbehandlung waren alle Beteiligten fassungslos. „Ich muss mir erstmal auf Video ansehen, ob das tatsächlich ein gerechter Sieg war“, sagte Coach Freyer – und setzt nun auf das zweite Heimspiel am Mittwoch (20.15 Uhr, live auf Sport1): „Ich hoffe, wir spielen dann so, dass wir am nächsten Sonntag hierhin zurückkommen und dann tatsächlich gewinnen können.“