Mönchengladbach/Gelsenkirchen. Auch nach dem 1:0-Erfolg bei Borussia Mönchengladbach warben die Spieler des FC Schalke 04 für Trainer Jens Keller. Noch ein Sieg fehlt den Königsblauen, um den vierten Tabellenplatz zu sichern. Manager Horst Heldt ließ sich erneut nicht in die Karten schauen.
Roman Neustädter wollte eigentlich schon los. Der Schalker Mittelfeldspieler war nach dem 1:0 (0:0)-Erfolg bei Borussia Mönchengladbach im VIP-Raum seines Ex-Klubs verabredet. Dann ging es in der Mixed Zone um Trainer Jens Keller (42). Neustädter blieb stehen, überlegte kurz und sagte dann fünf entscheidende Worte: "Gegen den Trainer spricht nichts."
Noch hat Schalke in dieser Saison nichts erreicht. Die Qualifikation für die Europa League ist aber so gut wie sicher. Selbst wenn Freiburg den FC Augsburg schlägt (Sonntag, 15.30 Uhr, live in unserem Ticker) und der HSV den VfL Wolfsburg besiegt (Sonntag, 17.30 Uhr, live in unserem Ticker), hätten die Königsblauen fünf Punkte Vorsprung auf den Tabellensiebten - sechs sind noch zu vergeben. Um den vierten Platz und damit die Qualifikation für die Champions League zu erreichen, fehlt Schalke nach dem Frankfurter 3:1-Erfolg gegen Düsseldorf noch ein Sieg aus zwei Spielen. Denn die Schalker haben die bessere Tordifferenz. Den ersten Matchball können sie in einer Woche gegen Stuttgart verwandeln (Samstag, 11. Mai, 15.30 Uhr, live in unserem Ticker).
Draxler und Jones heben Entwicklung der Mannschaft hervor
Für Keller ist es auch ein persönliches Endspiel. Wird Schalke Vierter, bleibt er wohl auch in der kommenden Saison Cheftrainer. Doch auch wenn Schalke auf dem fünften oder sechsten Platz durchs Ziel geht, hat er bessere Chancen als Trainer-Rookie Stefan Effenberg. Nach dem "Dreier" in Mönchengladbach schwärmten die Schalker Spieler zum wiederholten Mal. "Das, was wir zeigen, ist auch seine Arbeit", sagte Mittelfeldspieler Jermaine Jones und ergänzte: "Die Mannschaft hat dazugelernt, seit Jens hier ist." Auch Torschütze Julian Draxler (82.) hob hervor, dass sich die Mannschaft unter Keller entwickelt hat. "Mein Tor", sagte Draxler, "ist ein Beispiel dafür. Unser Umschaltspiel ist viel besser geworden." Draxler traf nach einem wundervollen Doppelpass mit Raffael.
Auch Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes hatte sich in den vergangenen Wochen mehrfach für Keller ausgesprochen. Diesmal sagte er: "Diese Trainer-Diskussion geht mir ein bisschen auf den Keks. Sie nervt mich. Die können wir nicht gebrauchen. Es wird zu wenig über unsere Leistung auf dem Platz gesprochen. Unsere Aufgabe ist es, Platz vier zu sichern. Und das machen wir im Moment ganz gut. Ob der Trainer bleibt oder ein neuer kommt, ob wir sagen, wir wünschen uns dies und das oder nicht - letzten Endes entscheidet der Manager."
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Horst Heldt ließ sich nach dem zweiten Sieg in Folge wieder nicht in die Karten schauen. Er verriet nur, dass er sich am Samstag und Sonntag nicht mit einem potenziellen Keller-Nachfolger treffen würde - so wie am Mittwoch, als er sich mit Stefan Effenberg unterhielt. Für die "Bild"-Zeitung ist der spektakuläre "Effe" immer noch der Top-Kandidat. Nach den Kolumnisten Oliver Kahn und Günter Netzer schickte "Bild" auch noch Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge ins Rennen, um für den ehemaligen Bayern-Kapitän zu werben.
"Bild" trommelt weiter für Stefan Effenberg
"Bild" ignoriert konsequent, dass der nüchterne und sachliche Keller inzwischen der Top-Kandidat ist. Kellers Training ist erstklassig, die Spieler unterstützen ihren Coach, die Fans wollen ebenfalls am liebsten den aktuellen Trainer behalten. Die sportliche Bilanz der ehemaligen B-Jugend-Trainers ist ebenfalls gut. In 15 Spielen unter Keller holte Schalke 27 Punkte und steht hinter Bayern und Dortmund auf dem dritten Platz der Rückrunden-Tabelle. In den 17 Spielen unter Huub Stevens kam S04 nur auf 25 Zähler.
Schalke schlägt Gladbach
Keller erkannte sportliche Schwächen, stellte Sead Kolasinac für Christian Fuchs auf die Linksverteidiger-Position, vertraute Julian Draxler die "10" an - die richtigen Maßnahmen. Und in Mönchengladbach zeigte Keller, dass er Schalke auch zu glücklichen Siegen führen kann. Bisher hatten die Königsblauen enge Spiele wie in Augsburg (0:0), Nürnberg (0:3), Frankfurt (0:1) und gegen Greuther Fürth (1:2) nicht gewonnen.
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Wie entscheidet sich Horst Heldt? Eine glückliche Figur gibt der Manager im Moment nicht ab. Am Donnerstag betonte er noch bei der Pressekonferenz vor dem Gladbach-Spiel: "Jens ist mein erster Ansprechpartner." Diese Wortwahl war nicht ganz korrekt. Mit Keller hat er noch nicht über eine Fortsetzung des Engagements gesprochen. Heldts erste Ansprechpartner waren bisher Christian Streich und Stefan Effenberg.