Essen. Auch wenn die triumphalen Champions League-Auftritte der Bayern und des BVB eine Machtverschiebung im europäischen Fußball glauben machen wollen: Ein Finaleinzug des Rekordmeisters aus München wäre beileibe keine Sensation. In Dortmund hingegen sollte man den Moment genießen. Ein Kommentar.
Natürlich werden diese Halbfinal-Hinspiele nun überhöht, zur Machtverschiebung im kontinentalen Fußball stilisiert, gar zur Machtübernahme der Deutschen über den spanischen Fußball erklärt – ungeachtet dessen, dass ein Pole alle vier BVB-Treffer erzielte und prägende Kräfte des Bayern-Spiels aus den Niederlanden, Frankreich und, ach ja, Spanien stammen.
Natürlich hat es eine historische Dimension, sollte es tatsächlich ein rein deutsches Finale geben – und die Darbietungen in den Halbfinal-Hinspielen haben in ihrer Art und Weise, auch in ihrer Duplizität, den Eintrag ins Geschichtsbuch sicher.
Dennoch sollte niemand verkennen: Die Bayern stehen vor ihrem dritten Final-Einzug seit 2010, es wäre beileibe keine Sensation. Die Münchner gehören längst zu den etablierten Kräften des Weltfußballs. Das alles schmälert nicht ihre außergewöhnliche Darbietung gegen Barca – aber das Finale, nein, der Titel, wird auch zukünftig, mit reichlich Finanzmitteln aufgerüstet, Jahr für Jahr die Messlatte sein.
Für Borussia Dortmund aber war dieser Triumph über Real, ist dieser Moment etwas Außergewöhnliches. Der BVB konkurriert in den absoluten Höhen der Königsklasse mit Vereinen, deren immense Strahlkraft selbst die eigenen Spieler blendet; mit Weltklubs, deren Faszination und Verlockung sich auch die BVB-Profis nicht entziehen können.
Das, relativ betrachtet, kleine Dortmund spielt mit Wonne den bunten, frechen Tupfer in diesem Großgemälde. Dieses Husarenstück aber kann, das darf niemand Jahr für Jahr erwarten – und genau deshalb sollten die BVB-Anhänger, ungeachtet aller schmerzhaft dröhnenden Nebengeräusche, diesen großartigen Moment genießen.