Sepang. . Beim Großen Preis von Malaysia in der Formel 1 herrschen hinterm Lenkrad Temperaturen von 50 Grad. Die Fahrer haben dagegen ein paar Tricks auf Lager: Wichtig sind körperliche und geistige Fitness, ganz viel Flüssigkeit - und eine Gefriertruhe für die Unterwäsche.
Jeder kann ein Ice-Man sein, auch wenn er nicht Kimi Räikkönen heißt. Denkt sich jedenfalls der deutsche Rennfahrer Nico Hülkenberg. Cool bleiben gilt für den Großen Preis von Malaysia mit seinen Temperaturen von bis zu 50 Grad auf dem Asphalt und deren 60 im Cockpit nicht nur für den Sauber-Piloten aus Emmerich. Aber der hat zumindest eine größere Erfrischungschance als mancher Kollege. Denn der erste Weg vor dem zweiten Formel-1-Rennen der Saison führt ihn an die Tiefkühltruhe – dort lagert er seine Unterwäsche, zuerst nass gemacht. Vorsicht, Gefrierbrand! Der Große Schweiß von Malaysia.
Richtungslose Unruhe, nicht nur, was die so umstrittenen Reifen angeht. Die werden sogar 130 Grad heiß. Wie lang sie wirklich halten, wie schnell sie sich aufreiben, dass wird mit über den Sieger entscheiden. Im Zusammenspiel mit den monsunartigen Regenfällen, die im Renntempo aufziehen können. Dann wird es tückisch – und gefährlich. Ein Grand Prix der – klimatischen – Gegensätze.
Rasende Folienkartoffeln
Melbourne-Sieger Kimi Räikkönen grummelt nur, dass die dampfende Tropenhitze ihn erneut zum Favoriten macht, aber Landsmann Valtteri Bottas spielt bereitwillig mit dem Klischee: „All die Saunen, die wir in Finnland haben, helfen uns. Aber je fitter man ist, je einfacher wird es im Auto.“
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Dafür spielen sie stundenlang Tennis in der Mittaghitze, schleppen Wassereimer im Laufschritt, lassen sich wie Jenson Button von einem Fitness-Trainer mit dem Spitznamen „Michi Muskel“ auf Triathlon-Niveau trimmen.
Vettel lässt dem Schweiß freien Lauf
Andere Piloten wie Nico Rosberg kombinieren die körperliche mit der geistigen Anstrengung. Der Mercedes-Werksfahrer spielt Schach, während er gleichzeitig Liegestütze macht. Fernando Alonso hat das Radfahren zur zweiten Lieblingsbeschäftigung nach dem Twittern erklärt. Der Spanier jagte auf zwei Rädern um die 5,5 Kilometer lange Strecke. Der passionierte Badminton-Spieler Sebastian Vettel lässt dem Schweiß einfach freien Lauf: „Mach dir keinen Stress, du kannst der Hitze sowieso nicht entkommen. Dafür trainieren wir ja das ganze Jahr, das wir hier hoffentlich fit genug sind.“
Die Fahrer müssen sich in ihrer feuerfesten Wäsche vorkommen wie rasende Folienkartoffeln.
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„Eigentlich bräuchte man zwei Wochen, um sich zu akklimatisieren“, ahnt Nico Rosberg, „aber die Zeit haben wir nicht.“ Der Dschungel-Grand-Prix ist eines der Rennen, an dem er seinen Arbeitsplatz im Silberpfeil hassen muss: „Das ist heftig. Durch die feuerfeste Unterwäsche gibt es keine Zirkulation, die Gurte sind so fest gezurrt, dass kaum Luft zum Atmen bleibt, auch der Karbonsitz ist genau auf den Körper angepasst. Ich sitze ja praktisch auf der Straße, spüre mit dem Hintern jede Bodenwelle und wie heiß der Asphalt ist.“
Das Cockpit als Schwitzkasten
Die Grenzerfahrung im Schwitzkasten nahe dem internationalen Flughafen von Kuala Lumpur gibt Antwort auf die Frage, wie cool die Formel 1 wirklich ist.
Die eigentliche Hauptbeschäftigung von Fahrern und Mechanikern ist das Trinken. Der niederländische Rookie Giedo van der Garde vertraut zusätzliches auf salzhaltiges Essen, und flucht über die vielen Gänge zur Toilette. Drei bis vier Liter Flüssigkeitsverlust müssen dann im Rennen kompensiert werden. Denn Dehydrierung führt nicht nur zur Überhitzung des Körpers, sondern auch zu langsameren Reaktionen und Entscheidungsschwäche.