Berlin. Die Bundesliga stellt in finanzieller Hinsicht eine löbliche Ausnahme innerhalb der UEFA dar. Das deutsche Fußball-Oberhaus erwirtschaftete in der vergangenen Saison einen Netto-Gewinn von 55 Millionen Euro. Alle UEFA-Mitglieder zusammen allerdings machten einen Rekordverlust. Das größte Problem sind die hohen Personalkosten.
Die sorgenvolle Miene von UEFA-Boss Michel Platini hellte sich zuletzt nur noch selten auf. Die Verschwendungssucht der europäischen Fußball-Klubs bereitet dem Franzosen große Probleme. 679 UEFA-Vereine erwirtschafteten einen Rekord-Nettoverlust von 1,7 Milliarden Euro. Der Schuldenberg wuchs auf 18,5 Milliarden Euro. "Wenn wir nichts ändern, steigt die Gefahr von Klub-Pleiten", mahnte Platini. Und sein Generalsekretär Gianni Infantino fügte an: "Das ist besorgniserregend."
In der Finanzmisere stellt die Bundesliga eine löbliche Ausnahme dar und entwickelt sich immer mehr zu Europas Musterschüler. Die Klubs der deutschen Eliteklasse erzielten in der vergangenen Saison einen Rekordumsatz von 2,08 Milliarden Euro und erreichten damit ein Plus von 7,2 Prozent gegenüber der Vorsaison. Der Netto-Gewinn lag bei 55 Millionen Euro und grenzte sich deutlich vom europäischen Minus ab.
Personalkosten steigen rapide an
Ein wichtiger Indikator für die negative Entwicklung in Europa ist der enorme Anstieg der Personalkosten. Während in der Bundesliga die Ausgaben dafür in den vergangenen drei Jahren von 42,4 auf 37,8 Prozent sanken, stiegen europaweit die Spielergehälter in den vergangenen fünf Jahren um 2,4 Milliarden Euro. "Die größte Herausforderung wird weiterhin darin bestehen, die Ausgaben unter Kontrolle und innerhalb der vertretbaren Grenzen zu halten", sagte Platini dem kicker.
Deutschland hat offensichtlich erkannt, dass die Personalkosten einen Verein nicht auffressen dürfen. Nur noch 52 Prozent des Gesamtumsatzes werden dafür aufgebracht. Damit ist die Bundesliga im Vergleich mit den anderen vier europäischen Top-Ligen Schlusslicht. Europaweit liegen die Personalkosten bei 65 Prozent. In Serbien und Bulgarien übertreffen die Gehälter die Einnahmen der Klubs um bis zu 20 Prozent. Auch in Georgien, Montenegro, Griechenland, Wales und Polen sind die Personalkosten laut Benchmarking-Bericht bei Werten zwischen 80 und 99 Prozent viel zu hoch.
Platini: Zahlungsmoral hat sich gebessert
Die Hoffnungen vieler Funktionäre und Klubs richten sich nach wie vor auf das von Platini eingeführte Financial Fairplay, mit dem es gelingen soll, das Haushalten der Klubs zu kontrollieren. Platini verweist auf erste Erfolge. Vor allem die schlechte Zahlungsmoral sei eingedämmt worden. Eine Prüfung vom September 2012 habe ergeben, dass die Klubs mittlerweile 68 Prozent der Forderungen ihrer Gläubiger beglichen hätten - eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu früheren Jahren.
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Doch insbesondere in Deutschland werden die Erfolge von Platini kritisch gesehen. DFL-Chef Christian Seifert hatte zuletzt für die Umsetzung des Financial Fairplay mehr Mut gefordert. "Die UEFA hat die Latte selbst sehr hoch gelegt. An ihrer Stelle würde ich jetzt noch mal ein paar Meter mehr Anlauf nehmen. Alle werden darauf achten, wie man damit umgeht", sagte der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung.
Umsätze steigen
Dass nicht in allen Ländern der Ernst der Lage erkannt wird, liegt auch am Umsatzboom des Fußballs. Die Zuschauerzahlen wachsen weiter. In den vergangenen Saison strömten 103 Millionen Zuschauer zu den Spielen der ersten Ligen und sorgten für einen Zuwachs von 2,5 Prozent. Zudem erlösten die Klubs mehr Geld aus TV, Werbung und Merchandising. Die Gesamtumsätze liegen bei 13,2 Milliarden Euro und übertreffen mit 5,6 Prozent die Wachstumsrate der EU (0.5 Prozent) deutlich. Für Infantino auch ein Grund, die Bilanz der UEFA positiv zu bewerten: "Das zeigt, dass das Profifußballgeschäft aus Umsatzsicht gesund ist." (sid)