Essen. Selbstverständlich bleibe Manuel Neuer die Nummer 1, hatte Bundestrainer Joachim Löw vorsorglich bei der Ankündigung des Comebacks von Rene Adler, versichert. Dass Neuer dennoch Gefahr im Verzug wittert, zeigt seine pikierte Reaktion. Seine Rivale zeigte eine deutliche bessere Reaktion. Ein Kommentar

Anders als viele seiner Kollegen, von diversen Politikern ganz zu schweigen, hat René Adler zum richtigen Zeitpunkt die angemessenen Worte gewählt. Dankbar sei er für die Chance, nach langer Zeit wieder einmal im Tor der deutschen Nationalmannschaft stehen zu dürfen, und weit davon entfernt, auf irgendwen Druck auszuüben. Statt einer Kampfansage an Manuel Neuer, die vielleicht der eine oder andere Journalist gerne gehört hätte, der explizite Hinweis, dieses eine Spiel werde "nichts an der Rollenverteilung ändern".

Wenn er sich da mal nicht (zu seinen Gunsten) täuscht! Die Chance, sich gegen eine wiedererstarkte französische Mannschaft auszuzeichnen, ist allemal größer als gegen, sagen wir: Finnland oder Wales. Das weiß auch Manuel Neuer, für den Adlers Comeback zu einem eher ungünstigen Zeitpunkt kommt, fiel der seit der WM 2010 unumstrittene Bayern-Keeper zuletzt doch durch den einen oder anderen Wackler auf.

Neuer mit Reservisten-Rolle unzufrieden

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Der Instinkt des Wettkämpfers sagt Neuer, dass er nach einem großer Auftritt von Adler in Paris demnächst unter noch schärferer Beobachtung stehen wird. Für diese Interpretation spricht, dass er sich über seine Bankrolle in diesem Spiel öffentlich mokierte, wohl wissend, dass dies kein Trainer gerne hört.

Gleichwohl hätte sich der Ex-Schalker sein Beleidigtsein besser verkniffen. Zur Erinnerung: Zum Stammkeeper der Nationalelf hat es Neuer erst dadurch geschafft, dass der für die WM in Südafrika von Löw zur Nummer 1 bestimmte Adler wegen einer Verletzung passen musste. Zumal sein Rivale danach eine lange Leidenszeit durchmachte, wäre es ein Zeichen von Souveränität und Größe gewesen, hätte er Adlers Nominierung in etwa so kommentiert: "Gerade gegen Frankreich hätte ich zwar auch gerne im Tor gestanden, aber René hat es verdient, weil er nach seiner Pechsträhne hart gearbeitet hat."

Ob sich Adler sportlich mit Neuer schon wieder auf Augenhöhe befindet, ist auch eine Glaubenssache. Zumindest außerhalb des Platzes aber gibt der HSV-Torwart derzeit eine bessere Figur ab als sein Münchener Konkurrent.