Frankfurt/Main. Die deutschen Fußball-Nationalspieler haben seit der EM 1996 keinen Titel mehr gewonnen, die Clubs seit dem Champions-League-Triumph des FC Bayern 2001 nicht mehr. Das will nicht nur Joachim Löw ändern, sondern auch der neue DFB-Sportdirektor Robin Dutt.

Ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt ist Robin Dutt als DFB-Sportdirektor erstmals in die Offensive gegangen. Der 48-Jährige will mit einem neuen Nachwuchs- und Förderkonzept den deutschen Fußball voranbringen und den so ersehnten internationalen Titel der Nationalmannschaft und auch eines Spitzenclubs ermöglichen.

Der 48-Jährige stellte am Mittwoch in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt/Main seine Pläne unter dem Schlagwort "Erfolg sind ALLE" (EsA) vor. Dabei soll vor allem die Kommunikation von den DFB-Hauptamtlichen zu den Landesverbänden und Vereinen verstärkt werden.

"Wenn wir es schaffen, dieses komplette Wissen zu bündeln, zusammenzufassen, dann können wir eine Qualitäts-Dynamik bekommen", sagte Dutt. "Dann wird uns keiner einholen, dann ist das die Chance, die goldene Generation der Spanier vielleicht doch zu knacken. Dann ist vielleicht die Qualität da, dass Titel gar nicht zu verhindern sind." Der frühere Bundesliga-Trainer des SC Freiburg und von Bayer Leverkusen ist seit dem 1. August Nachfolger von Matthias Sammer als DFB-Sportdirektor.

"Wir sind im deutschen Fußball auf einem sehr, sehr guten Stand. Gleichzeitig ist die Sehnsucht nach diesem großen Titel immer größer geworden", sagte Dutt und lobte die einzigartigen Strukturen beim weltgrößten Sportfachverband. Gleichzeitig warnte der gebürtige Kölner davor, dass die anderen Nationen aufholen, namentlich nannte er Frankreich, Japan und südamerikanische Länder wie Paraguay. "Wenn wir auf diesem guten Niveau weiterarbeiten, aber nichts ändern, dann wird es nicht lange dauern, dass zehn bis zwölf Nationen um die Halbfinals bei großen Turnieren mitspielen."

U-Auswahlmannschaften "unter unserem Anspruch"

Dutt verwies auch auf die internationale Konkurrenz bei den Nachwuchs-Auswahlmannschaften. Die U 21 war zwar 2009 Europameister, doch zwischen 2000 bis 2012 habe sich nur die Hälfte der DFB-Teams für internationale Turniere qualifiziert. "Das macht mir ein bisschen Sorgen, das ist unter unserem Anspruch", sagte er. "Wir wollen um Titel mitspielen und müssen gleichzeitig schauen, dass uns die Meute von unten nicht einholt." Dabei haben die Erst- und Zweitliga-Clubs in der vergangenen Saison nach Angaben der Deutschen Fußball Liga (DFL) erstmals mehr als 100 Millionen Euro in ihre Nachwuchsleistungszentren investiert.

FußballNach Dutts Ansicht ist das Fußball-Knowhow in Deutschland immens, muss aber viel besser zusammengetragen werden. Diese Struktur mit Nachwuchsleistungszentren, Eliteschulen, Landesverbänden und Dachorganisation habe kein anderes Land. "Wir müssen ein Team beim DFB haben, das sich um die Dinge kümmert, für die die Vereine keine Zeit haben", erklärte er. Seine Pläne seien "mehr ein Kommunikationskonzept als ein Konzept, das vorschreibt, wie man Fußball zu spielen hat". Einen ähnlichen Ansatz hat auch der neue DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, der den DFB zu einer Servicezentrale ausbauen will.

Bewegung in die behäbigen DFB-Strukturen bringen

Das Sportkompetenzteam beim DFB mit hauptamtlichen Auswahltrainern, Mitarbeitern und Trainerausbildern soll künftig zu Wochenbeginn Spiele analysieren und in der zweiten Wochenhälfte raus zu den Vereinen gehen. Dutt hat in den ersten sechs Monaten seiner Amtszeit viele Anregungen und Wünsche aus der Fußballbasis gesammelt, zudem kennt er den Fußball als Trainer quer durch alle Ligen von der schwäbischen TSG Leonberg bis hin zum Champions-League-Teilnehmer Leverkusen.

Jetzt will der ehrgeizige Fachmann Bewegung bringen in den durch seine föderalistische Struktur mitunter behäbigen DFB: "Wir dürfen nicht warten auf Rückschläge bei Turnieren, damit wir etwas ändern." (dpa)