Kitzbühel. . Vor der Weltmeisterschaft sieht es nicht gerade rosig aus unter den deutschen Hochgeschwindigkeits-Skifahrern. Ein Fingerbruch bremst den Ennepetaler Andreas Sander. Für Stephan Keppler war das Super-G-Rennen auf der Streif schon früh beendet.

Der Auftritt der deutschen Mannschaft auf der „Streif“ endete am Freitag schnell, sehr schnell. Nach gut 25 Sekunden war beim Super-G-Rennen von Kitzbühel Schluss. Zuerst verlor Stephan Keppler den linken Skistock, dann das Gleichgewicht. Er rutschte deshalb in einer Linkskurve ins Fangnetz. „Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist“, sagte er. Mehr hatte der Deutsche Skiverband nicht zu bieten, auch in der Hahnenkammabfahrt an diesem Samstag wird der 29-Jährige aus Ebingen der einzige Starter sein.

Wieder einmal, oder besser gesagt, noch immer repräsentiert Keppler das deutsche Speedteam, womöglich auch bei der in gut einer Woche stattfindenden Weltmeisterschaft in Schladming, obwohl er erst die halbe Norm erfüllt hat. Seit sechs Jahren ist Keppler die einzige Konstante, er verkörpert auch am besten den Zustand der Mannschaft. Es gibt spürbar Fortschritte, wenngleich nicht im Moment, nicht in Kitzbühel – und deshalb dominiert oft ein Gefühl der Stagnation. Womöglich wäre Keppler weiter vorne, wäre er in seiner Karriere nicht schon so oft gestrauchelt, weil er sich am Limit bewegt und manchmal die Grenzen überschreitet. Aber es gibt auch die andere Seite: Gut möglich, dass er es ohne seinen Mut gar nicht so weit gebracht hätte.

Die aktuelle Saison begann gut

Der Deutsche Ski-Verband ist seit Jahren darum bemüht, den Anschluss in den schnellen Disziplinen zu finden, aber der Erfolg ist nicht von Dauer. In dieser Saison hatte es gut begonnen. Beim Auftakt in Lake Louise überraschte Tobias Stechert mit einem fünften Platz. Eine Woche später in Beaver Creek war der Oberstorfer wieder schnell unterwegs, dann unterlief ihm ein kleiner Fehler mit großer Wirkung. Eine Prellung des Fibulaköpfchens und ein Knorpelschaden im rechten Knie beendeten den Höhenflug abrupt. Am Tag darauf strauchelten Josef Ferstl und Stephan Keppler. Der eine stand mit eingedrückten Vorderzähnen und gebrochenem Nasenbein im Zielraum, der andere mit blutverschmiertem Gesicht. Ferstl kehrte erst in Wengen in den Weltcup zurück, mit zu großem Respekt, weshalb er nun im Europacup startet.

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Es blieb neben Keppler nur noch Andreas Sander übrig. Der Ennepetaler verletzte sich nun am Donnerstag beim Einfahren in Kitzbühel. Ein gebrochener Finger raubte ihm die letzte Chance, sich doch noch für die WM zu qualifizieren. Der 23-Jährige kam in dieser Saison allerdings noch kein einziges Mal auch nur in die Nähe der Nominierungskriterien. Er sucht häufig die sichere Linie, die aber oft nicht die schnellste ist. Sander sieht sich jedoch im Plan, hält das vorsichtige Herantasten für die richtige Taktik: „Ich bin ja noch jung, es kommt noch das eine oder andere Weltcuprennen.“

Kepppler kann mit Entgegenkommen der Verantwortlichen rechnen

Vermutlich hätte Sander nicht mit einem Entgegenkommen der Verantwortlichen bei fehlender WM-Norm rechnen können. Keppler hingegen wird wohl auch dann nominiert werden, wenn er in der Abfahrt nicht unter die besten 15 kommt. „Wir wollen das nicht am Ergebnis festmachen, sondern an der Performance“, sagt Cheftrainer Karlheinz Waibel. Einer, der etwas riskiere und alles probiere, „den will ich dabei haben“.