Sotschi. Der Schweizer Ski-Rennläufer Beat Feuz hat die Abfahrts-Premiere in Sotschi gewonnen. Andreas Sander aus Ennepetal zeigte eine gute Vorstellung und egalisierte als 16. mit 1,63 Sekunden Rückstand sein bestes Karriere-Ergebnis in der Königsdisziplin.

Als Beat Feuz nach über zwei Minuten „russischem Rodeo“ auf der Olympia-Piste von 2014 in Sotschi ins Ziel kam, war er selbst für ein Siegerlächeln zu platt. Die Premiere auf der extrem ruppigen und vereisten Piste „Rosa Chutor“ hatte den Schweizer an seinem 25. Geburtstag derart mitgenommen, dass er sich erst ein paar Minuten besinnen musste. „Das war ein wilder Ritt. Zu sagen, dass ich das genossen hätte, wäre übertrieben“, sagte Feuz nach seinem vierten Weltcup-Erfolg.

Erst, als sich seine wackligen Knie stabilisiert hatten, fügte er an: „Das ist das schönste Geburtstagsgeschenk, das ich mir selbst machen konnte.“ Jetzt hatte Feuz auch sein Lächeln wiedergefunden. Kaum geringer fiel die Freude bei Andreas Sander aus. Der Ennepetaler egalisierte 1,63 Sekunden hinter Feuz als 16. sein bestes Weltcup-Ergebnis in der Königsdisziplin.

Sander "sehr zufrieden"

„Ich bin sehr zufrieden“, sagte Sander: „Die Piste war doch sehr vereist und ist sehr anspruchsvoll. Das kommt meinen Stärken einigermaßen entgegen, so dass ich schon auf ein gutes Resultat gehofft habe. Aber das alles im Rennen auch umzusetzen ist nicht einfach, deshalb war ich mir nicht zu sicher.“

Sander war der einzige deutsche Starter bei der ersten Fahrt auf der Piste, auf der in zwei Jahren der nächste Abfahrts-Olympiasieger gefunden werden soll. Stephan Keppler (Ebingen) hatte kurzfristig auf das Rennen verzichten müssen, weil seine Probleme an der Patellasehne wieder aufgebrochen waren. „Es ist eine Vorsichts-, aber auch eine Zwangsmaßnahme“, sagte DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier: „Wir haben die Probleme nicht in den Griff bekommen. Und auf dieser sehr schwierigen Strecke mit vielen Sprüngen wirken auf die Knie große Kräfte ein, da wäre es nicht sinnvoll gewesen, Keppes fahren zu lassen.“

Pisten-Designer Berhard Russi hat in Krasnaja Poljana, einem Gebirgsdorf in der Region Krasnodar 70 km östlich von Sotschi, eine Abfahrt geschaffen, „die einen Olympiasieger hervorbringen wird, der es sportlich sicher verdient hat“, meinte Maier. Das wurde bei der Premiere klar. Ähnlich einem Super-G ging es sehr kurvig los, anschließend boten zahlreiche Sprünge Herausforderungen. Die österreichische Skilegende Karl Schranz sprach gar von der „Schanzen-Tournee“.

Piste in Sotschi in keinem guten Zustand

Das größte Problem für die Rennläufer waren aber weder Streckenführung noch Sprünge, sondern die Präparierung. Beim bisher einzigen Test, einem Rennen im zweitklassigen Europacup, war die Piste sehr weich gewesen, die Beobachter mokierten sich damals über eine „viel zu leichte“ Strecke. Diesmal aber hatten die Verantwortlichen dreimal mit Wasser präpariert. Die Folge: viele Schläge auf einer knüppelharten, spiegelglatten Fläche. Dazu kamen Stellen, an denen die Skier plötzlich Grip hatten. Dieser Mix machte es so schwierig.

Neun von 57 Startern kamen nicht ins Ziel, darunter Super-G-Weltmeister Christof Innerhofer (Italien), der einen dieser Schläge erwischte. „So etwas Schlagiges“, meinte der sechstplatzierte Joachim Puchner aus Österreich, „bin ich noch nie gefahren.“ Feuz hatte in 2:14,10 Minuten die wenigsten Probleme. Der Kanadier Benjamin Thomsen kam bis auf 0,27 Sekunden heran, Adrien Theaux (Frankreich/0,59) wurde Dritter. Seinen dritten Saisonsieg führte Feuz auf eine „geniale“ Fahrt im unteren Abschnitt zurück, wo nur Thomsen besser war.

Im Gesamtweltcup rückte Feuz bis auf 50 Punkte an Ivica Kostelic (Kroatien) heran. In der Abfahrtswertung hat er als Dritter noch 27 Zähler Rückstand auf seinen Teamkollegen Didier Cuche, der Zwölfter wurde.