Essen. Für mehr Transparenz: Der Bundesrechnungshof prüft in diesen Tagen die Finanzen des deutschen Spitzensports. Die Beamten wollen nach Informationen der WAZ-Mediengruppe wissen, was mit den 132 Millionen Euro passiert, die das Innenministerium pro Jahr in den Sport investiert.
Eine solche Überprüfung durch den Bundesrechnungshof ist nicht alltäglich, Beteiligte können sich nicht erinnern, wann es eine solche Prüfung zuletzt gegeben hat. Der Rechnungshof ist die oberste Kontrollbehörde des Bundes, er überprüft die ordnungsgemäße Verwendung der Steuergelder. “Wir prüfen in erster Linie das Bundesministerium des Innern (BMI), aber auch alle Bereiche, die von der Förderung des Spitzensports betroffen sind", bestätigte Rechnungshof-Sprecher Martin Winter am Donnerstagnachmittag auf telefonische Anfrage. Wegen des laufenden Verfahrens wollte Winter nicht sagen, welche Verbände und Institute von der Prüfung betroffen sind.
Acht Verbände und der DOSB sollen im Visier der Prüfer sein
Der WAZ-Mediengruppe liegt jedoch eine Email des Bundesrechnungshofs an das Innenministerium vor. Darin steht, wer neben dem BMI noch von der Prüfung betroffen ist. So nehmen die Rechnungsprüfer gleich acht Spitzenverbände genauer unter die Lupe: Den Deutschen Turner Bund, den Ruder Verband, den Hockey- und den Fechter-Bund, den Schwimm-Verband, den Leichtathletik- und den Kanuverband sowie den Bund Deutscher Radfahrer.
Damit nicht genug: Auch die Olympiastützpunkte Bayern und Rheinland müssen ihre Bücher öffnen. Besuch bekommen haben auch drei staatlich geförderte Forschungsinstitute: Das Bundesinstitut für Sportwissenschaften das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten FES und das Institut für Angewandte Trainingswissenschaften IAT. Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wird vom Bundesrechnungshof geprüft.
Prüfung der Finanzen könnte bis Ende des Jahres dauern
Schon Ende 2011 entschied die unabhängige Kontrollbehörde, sich die Förderung des Spitzensports genauer anzusehen. Mit der Prüfung habe man aber erst Anfang Januar 2013 begonnen, sagte Sprecher Martin Winter. “Wann die Prüfung beendet sein wird, kann ich nicht sagen. Das hängt davon ab, was wir für Feststellungen machen.” Die Prüfung könnte sich je nach Verlauf bis zum Ende des Jahres ziehen.
Der Rechnungshof will die gesamte Haushalts- und Wirtschaftsführung des Spitzensports prüfen. Besonders genau wollen die Prüfer wissen, warum welcher Verband wie viel Geld bekommt und ob die Kriterien dafür angemessen sind. Im Zentrum stehen deshalb die Zielvereinbarungen. In diesen ist geregelt, wie viel zusätzliches Steuergeld ein Verband erhält und was er dafür leisten muss.
Zielvereinbarungen im Fokus
Die WAZ-Mediengruppe hatte im vergangenen Jahr das Bundesministerium des Innern erfolgreich auf die Herausgabe der Medaillenvorgaben für die Olympischen Spiele in London verklagt. Danach hatte sich eine öffentliche Diskussion entwickelt über die Sportförderung von Bundesinnenministerium und DOSB.
Der Bundesrechnungshof will nicht nur die vergangene Förderung für die Olympischen Spiele in London prüfen, sondern auch die Zielvereinbarungen, die in diesen Wochen für die nächsten Spiele in Rio abgeschlossen werden. Auch Kooperationspapiere mit Olympiastützpunkten sowie FES und IAT will der Rechnungshof sehen.