Hamburg. . Wladimir Klitschko ist der Herrscher im Schwergewicht. Trotzdem wird er mehr respektiert als verehrt. Gegen Mariusz Wach geht sein Kampf um die ganz große Anerkennung weiter.

Das Monster aus Papier ist 54 Kilo schwer, 136 Zentimeter lang und 42 breit. Selbst die Klitschkos müssen zu zweit anpacken, um das Buch zu stemmen, das ihren Namen trägt. Auf 228 mit Gold veredelten Seiten erzählen die Box-Brüder von ihrem Aufstieg im Schwergewicht - ein Monument für schlappe 3200 Euro in limitierter Auflage, das in einem Steinblock ausgeliefert wird. Jedes Regal wäre mit diesem Ungetüm auch überfordert. Ein sehr großes Buch, mit dem die Klitschkos einmal mehr ihre Größe beweisen wollen.

Doch wie groß sind sie wirklich? Besonders Wladimir, der Jüngere, wird von den Experten noch immer kritisch beäugt. Zwar ist der 36-Jährige der absolute Herrscher im Schwergewicht, trägt die Gürtel der Verbände IBF, WBO, WBA und ist seit acht Jahren ungeschlagen. Trotzdem wird er mehr respektiert als verehrt. Auch in seinem 22. Titelfight gegen Mariusz Wach (Samstag, ab 22.10 Uhr/RTL) kämpft der Champion mehr um die ganz große Anerkennung als gegen seinen Herausforderer aus Polen.

Ex-Weltmeister George Foreman über Wladimir Klitschko: "Er ist der Beste, weil nichts anderes da ist"

"Es wird ein brutaler, harter Kampf werden", sagt Klitschko und versucht vor dem Kampf die Spannung hochzuhalten, "ich unterschätze Wach keinesfalls." Ob der ungeschlagene, aber auch ungeprüfte Wach den Champion wirklich unter Druck setzen kann, darf bezweifelt werden. Gerade die vermeintliche Schwäche seiner Gegner verhindert Klitschkos Aufstieg in den Box-Olymp. "Er ist der Beste, weil nichts anderes da ist", wird Ex-Weltmeister George Foreman nicht müde zu behaupten. Klitschko, sagt er, habe seit "Jahren keine richtigen Konkurrenten" mehr gehabt.

Wladimir Klitschko: "Ich liebe dieses Gefühl, der Stärkste zu sein"

Gerade in den USA, dem wichtigsten Markt für jeden Boxer, gilt Wladimir Klitschko als zu weich, sein Stil als langweilig. Das angesehene Ring Magazine, die Bibel des Boxens, vergleicht den Riesen in der neuesten Ausgabe mit zehn Helden von einst. Der Artikel "Klitschko vs. The Legends" lässt kein gutes Haar an dem Ukrainer. Nur zwei virtuelle Duelle kann er für sich entscheiden, im Ring mit Joe Louis, Sonny Liston, Lennox Lewis und Foreman geht er K.o. Gegen Muhammad Ali, Joe Frazier, Larry Holmes und Mike Tyson schafft er es immerhin über die Runden und verliert nach Punkten.

Klitschko kann über solche Vergleiche nur müde lächeln. Für ihn sind die Kritiker, die ihn verlieren sehen wollen, größte Motivation. "Diese Menschen sind für mich der beste Ansporn. Ich bin denen nicht böse. Ich will, dass sie da sind", sagt er. Nach seinen verheerenden Niederlagen gegen Corrie Sanders (2003) und Lamon Brewster (2004) hat er längst seine Mitte gefunden. "Ich weiß, dass ich gut bin. Aber ich weiß auch, dass ich noch besser sein kann", sagt Klitschko, "ich liebe dieses Gefühl, der Stärkste zu sein. Ich möchte noch sehr lange Boxweltmeister bleiben." Damit die Anerkennung irgendwann so groß wird wie sein Buch. (sid)