Düsseldorf. Angesichts der Leistungsexplosion liegt der Verdacht nahe, dass die für viele Millionen Euro zusammengekaufte Mannschaft der “Wölfe“ in den vergangenen Wochen mit arbeitsverweigernden Maßnahmen den Abgang von “Quälix“ Magath stark forciert hatte.
Diego strahlte über das ganze Gesicht und konnte seine Freude über das Ende der Ära Felix Magath nur schwerlich verbergen. "Das war ein großartiges Spiel. Das hat Spaß gemacht. Für uns alle war das ein Neustart. Einstellung, Spielweise und Spirit waren komplett anders. Wir hatten keine Angst, Fehler zu machen. Ich bin stolz auf diese Mannschaft", plauderte der oftmals so launische Spielmacher des VfL Wolfsburg nach dem überzeugenden 4:1 (0:0) bei Fortuna Düsseldorf frei weg und schwärmte in höchsten Tönen vom "intelligenten und respektvollen" Aushilfscoach Lorenz-Günther Köstner.
Angesichts der Leistungsexplosion - in den ersten acht Saisonspielen gab es nur zwei Tore und fünf Punkte - lag aber nicht nur bei Diego der Verdacht nahe, dass die für viele Millionen Euro zusammengekaufte Mannschaft der "Wölfe" in den vergangenen Wochen mit arbeitsverweigernden Maßnahmen den Abgang von "Quälix" Magath stark forciert hatte.
Davon wollten Köstner und seine Spieler natürlich nichts wissen. "Das schließe ich ganz aus. Die Mannschaft hat kein schlechtes Wort über Felix Magath und das Trainerteam verloren", sagte Köstner und zeigte sich loyal zum einstmals allmächtigen Trainer des VfL: "Diese Mannschaft ist von Felix Magath zusammengestellt worden. Man hat gesehen, dass er Mannschaften zusammenstellen kann."
Und dass sie auch Fußball spielen kann. Zwar benötigte die auf sechs Positionen umgestellte Elf eine Halbzeit als Anlaufphase, dann schossen zweimal Bas Dost (50. und 64.) sowie Ivica Olic (53.) und eben Diego per Foulelfmeter (78.) vor 45.673 Zuschauern den höchsten Saisonsieg heraus, womit auch die 458 Minuten währende Torflaute ein Ende fand. Nach dem Doppelschlag kurz nach der Pause sei eine Last von den Schultern seiner Spieler gefallen, sagte Köstner und war beeindruckt, dass sich der VfL auch nicht durch das zwischenzeitliche 1:3 durch den verwandelten Foulelfmeter von Jens Langeneke (71.) aus der Spur werfen ließ.
Köstner würde gerne länger bleiben
Es ist bereits das zweite Mal, dass Köstner beim VfL aushilfsweise einspringt. Und der 60-Jährige hat Appetit auf mehr. "Selbstverständlich ist es für einen Trainer das Größte, in der Bundesliga zu arbeiten. Ich bin gebeten worden, auszuhelfen. Ich habe ohne große Überlegungen zugesagt. Wir haben jetzt zwei weitere Spiele vor der Brust. Dann schauen wir weiter", sagte Köstner, der aber keine Ansprüche stellt: "Ich habe überhaupt kein Problem damit, wieder zurückzustecken, wenn VW andere Ziele verfolgt." Auch bei den Fans ist der U23-Trainer sehr beliebt. "Köstner mehr als eine Interimslösung", war auf einem Plakat zu lesen.
Fortuna verliert eneut
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Das haben aber in erster Linie die hohen Herren vom Weltkonzern Volkswagen, allen voran dessen Bosse Francisco Garcia Sanz oder Martin Winterkorn, zu entscheiden. Berühmte Namen wie Guus Hiddink, Bert van Marwijk oder Bernd Schuster wurden sogleich gehandelt. Köstner wäre dagegen die deutlich preiswertere Variante.
Und Fürsprecher hat er aus der Mannschaft genug, nicht nur Diego. "Der neue Trainer ist lockerer und hat viel gesprochen. Er hat den Teamgeist gefördert. Es ist jeder für jeden gerannt", sagte etwa der dänische Nationalspieler Simon Kjaer, der auch nicht die schönste Zeit seiner Karriere unter Magath erlebt hat.
Fortuna in der Realität angekommen
Die Zwischentöne, aber vielmehr die Spielweise war schon entlarvend, wie sehr das Verhältnis zwischen Trainer und Spielern zerrüttet gewesen sein musste. Gegen tief stehende Düsseldorfer kontrollierten die Gäste das Spiel und erarbeiteten sich von Minute zu Minute ein deutliches Übergewicht. So gab der VfL mit nun acht Punkten auch die Rote Laterne des Tabellenletzten wieder ab.
Die Düsseldorfer, die zum dritten Mal in Folge verloren, finden sich mit zehn Zählern im unteren Tabellenmittelfeld wieder. Der verwandelte Strafstoß von Jens Langeneke war viel zu wenig. Zu allem Überfluss sah Oliver Fink auch noch die Rote Karte wegen einer Notbremse (77.). Nach den euphorischen ersten Spieltagen ist die Fortuna allmählich in der Realität der Bundesliga angekommen. "Für uns geht es nur darum, die Liga zu halten. Wir dürfen nach Positiverlebnissen nicht denken, dass wir an irgendeinem Punkt angekommen sind. Selbstvertrauen und Gemeinschaftssinn sind wichtig. Wir haben nur als Team eine Chance zu überleben", sagte Fortuna-Trainer Norbert Meier. Ein Grundsatz, den offenbar auch die millionenschweren Stars des VfL für sich entdeckt haben. (dapd/sid)
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